Volltext Seite (XML)
STAHL UND EISEN. August 1890. Staatsminister Dr. Delbrück: g. sollen, wenn so oft von dem gesunden Arbeiter gesprochen wird: dann habe den Stolz, auch für den Verein der Eisengiefsereien und Maschinenfabriken uns enthüllen wird, ob sich ein Füllhorn über die Industrie er- eine Pandorabüchse sich aus- Sinn der ich doch Berliner den An ¬ der Zeit von Ich gesetze ruhen, segenspendendes giefst, oder ob schüttet!“ Vorsitzender 9 - Spruch erheben zu dürfen, dafs unser sehr energisches Auftreten nicht nur die Arbeiter, die durch uns vertreten werden, sondern alle Maschinen bauarbeiter Berlins bewogen hat, ruhig zu bleiben. Ich kann hier aus Erfahrung sprechen. Wenn ich einen Dank hierfür auszusprechen habe, ist es ein Dank für die Leiter der königl. Werkstätten hier und in anderen Provinzen. Das mannhafte Auftreten, welches wir gezeigt, und die kräftige Unterstützung, die wir bei den königl. Werk stätten gefunden haben, hat den Arbeitern doch gezeigt, dafs mit uns nicht gut Kirschen essen ist, wenn man den Boden des Friedens verläfst; und dieses mannhafte Auftreten hat auch allen kann nur das Eine sagen, dafs von den sieben Mitgliedern meines Arbeitsraths drei Former mit fliegenden Fahnen mein Werk verliefsen, und dafs gerade diese infolge ihrer Stellung als Arbeitsrath es zuwege brachten, dafs der überwiegend gröfsere Theil ihrer Mitarbeiter ihnen folgte. Sie haben die Stellung, die wir ihnen geben wollten oder die ihre Mitarbeiter ihnen gaben, dazu benutzt, um in sehr agitatorischer Weise aufzutreten. Ich glaube auch das Eine aussprechen zu und namentlich befinde ich mich nicht in Lage, schon für die nächste kommende wenigstens für Berlin die- Einführung Arbeiterausschüssen empfehlen zu können. zufallen und ihr Einrichtungen aufzustülpen, über die die Industrie noch nicht gehört worden ist. Ich beschränke mich auf diese kurze Bemerkung, weil ich, wenn ich weiter ginge, dann auch genöthigt sein würde zu eingehenderen Aus führungen , zu denen ich mich nach der ge- sammten Sachlage gegenwärtig nicht für be rechtigt halte. Ich will nur noch hinzufügen, dafs die hier zum Ausdruck gebrachten Besorg nisse durch die in kurzer Zeit an den Reichstag gelangende Vorlage sich als thatsächlich un begründet herausstellen werden.“ Nach einer Zwischenbemerkung des Hrn. Geheimrath v. Siemens über die auf seinem Werk bestehende Verpflegungskantine erhält das Wort Hr. Comm.-Rath Kühnemann: ,M. H. 1 Ich gehöre auch zu denen, die — zwar erst seit kurzer Zeit — zu dieser Frage Stellung genommen haben; ich habe vor kurzem einen solchen Aus- schufs bei mir eingerichtet, halte mich aber für verpflichtet, um der hochverehrten Versammlung die Möglichkeit zu geben, sich ein richtiges Urtheil zu bilden, auch meine Erfahrungen mit- zutheilen. Ich bedaure aufrichtig, doch etwas an derer Ansicht sein zu müssen, wie Hr. Director Blum. Meine Erfahrungen können mich zunächst sehr wenig für diese Institution erwärmen, Nr. 8. 727 M. H.! „Ich möchte meine Stellung hier als stell vertretender Vorsitzender des Vereins mit meiner amtlichen Stellung nicht gern vermengen, aber gegenüber einzelnen der vernommenen Aus führungen halte ich mich doch für verpflichtet, hier kurz einzuschalten, dafs es der Absicht der Regierung fern liegt, mit unvorbereiteten Ein richtungen gewissermafsen Über die Industrie her liehen Orten unbedenklich erlauben darf in der gleichen harmlosen Experimenten, das geht bei uns in Berlin noch lange nicht an und wird wohl niemals am Platze sein können. Blicke ich da auf meinen eigenen Maschinen baubetrieb, so mufs ich sagen, ich habe durch aus angenehme und friedliche Verhältnisse mit meinen Arbeitern, wie sie beiderseits besser gar nicht gewünscht werden, und ein Arbeiter- ausschufs könnte da nur schaden. Vor dem Heranrücken des ersten Mai habe ich weder eine Drohung gegen meine Arbeiter ausgesprochen, noch habe ich mich sonstwie activ gezeigt, hatte aber die Freude, dafs alle Mann pünktlich zur Arbeit antraten und bis Abends arbeiteten. Dem Verein der Eisengiefsereien und Maschinenfabriken halte ich mich nicht angeschlossen. Also, m. H., machen wir die Sache nicht schlimmer, als sie ist, und die Arbeiterfrage ist gar nicht so schlimm. Wir haben in der In dustrie auf und nieder gehende Zeiten, die sich regelmäfsig bewegen wie Wellen. Man kann es den Arbeitern da nicht gerade verargen, wenn sie die ihnen günstigste Zeit wahrzunehmen suchen, ihre Lage zu verbessern, und soweit in solchen günstigen Momenten in ihren Forderungen ein gesunder Kern enthalten ist, dringen sie theil weise durch, und klärt sich im Kampfe die Lage, dann blieben die Heizer mit ihrem Anhänge in der Minorität. Wir werden auch wieder einen industriellen Niedergang bekommen, da sind es denn die Arbeitgeber, welche dem Gemeinwohl schwere, schwere Opfer bringen und oft weit mehr an verlorenen Arbeiterlöhnen ausgeben und opfern, als sic in guten Zeiten ersparten. Deshalb bin ich überhaupt gegen Arbeiterausschüsse! In neuerer Zeit hatte man allgemein die lobens- werthe Regel eingeführt, dafs alle einschneidenden gesetzgeberischen Entwürfe erst den interessirten Volksklassen zur öffentlichen Discussion und Kritik bekannt gegeben wurden, bevor die eigentliche Klinke der Gesetzgebung in Thätigkeil trat! — Weshalb verfährt man anders und so geheimnifsvojl? Nun! wir werden ja bald erfahren, was die bis jetzt verschlossene, geheimnifsvolle Büchse, in der die neuen sogenannten Arbeiterschutz-