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August 1890. .STAHL UND EISEN.* Nr. 8. 709 Nach dem Abschrecken wurden die Aus- dehnungs - Coefficienten von neuem bestimmt, wobei Stab 10a den Werth 0,00001313 er reichte, drei andere Stäbe Werthe über 0,0000126 ergaben. Während also bei geglühtem (heifsgewalztem) Material die Coefficienten mit wachsendem C-Ge- halt abnehmen, zeigen gehärtete Stäbe im allge meinen eine Zunahme dieser Werthe und zwar um so entschiedener, je härtbarer das Material ist. Sehr weiche Sorten ergaben allerdings so gut wie keine Aenderung in dieser Hinsicht. Durch abermaliges Erhitzen bis zu heller Kirschrothgluth und langsames Abkühlen er reichten die Stäbe wieder ihren ursprünglichen Zustand und gaben auch die anfänglichen Aus- dehnungs-Coefficienten wieder. Elasticitätsmodul. Die Bestimmung des E.-Moduls erfolgte an Stäben der Gruppe I, die in einem Oelbade, dessen Temperatur bis auf etwa 260° ging, belastet und deren Verlängerungen mit Hülfe eines ebensolchen Mikrometers, wie es bei Er mittlung der Ausdehnungs-Coefficienten benutzt worden war, gemessen wurden. Es zeigte sich, dafs der E.-Modul mit wachsender Temperatur abnimmt, und zwar betrug die durchschnittliche Abnahme pro 1° G. 1,7 bis 10,5 kg/qmm. Beim Schweifseisen und weichen Stahl war die Abminderung des E.-Moduls stärker als bei den härteren Stahlsorten. Zwei Stäbe aus Gruppe II wurden in einem Heifsluftbade auf höhere Temperatur erhitzt, zu deren Bestimmung die Ausdehnung der Stäbe selbst diente. Bei Zimmerwärme ergb Stab 5 b E = 20 300 kg/qmm, bei 735° aber nur E= 11 900, Stab 17 b hatte bei gewöhnlicher Temperatur E = 20 800, bei 760° war E = 9900. Bestimmungen bei zwischenliegenden Tem peraturen zeigten, dafs die Abminderung des E.-Moduls nicht proportional der Temperatur zunahme erfolgt, vielmehr findet bei höheren Wärmegraden eine schnellere Abnahme statt. Bruchspannung. Die Bruchspannung wurde an Stäben von 20 mm Durchmesser und 127 mm Länge des cylindrischen Theils ermittelt. Die Proben waren in einem Gefäfse aus Eisenblech (Muffel) ein geschlossen und wurden mittels einer Reihe von Gasbrennern erwärmt, die innerhalb des Blech- gefäfses unter dem Stabe angebracht waren. Durch Aenderung der Brennerzahl und des Gas druckes, sowie durch Anwendung einer Anzahl von Scheidewänden zur Vertheilung der Wärme war es möglich, die Temperatur praktisch gleichförmig zu halten. Zur Messung der Temperatur diente die Ausdehnung der Probestäbe selbst, indem an genommen wurde, dafs die vorher für verhältnifs- mäfsig niedere Wärmegrade ermittelten Coefficienten auch darüber hinaus noch Geltung behalten. Diese Abschälzungsmethode war einfach und wird bis zu Wärmegraden, wo das Metall plastisch wird und kein elastisches Verhalten mehr zeigt, als anwendbar empfohlen. Die Mefslänge für die Temperatur-Beobachtung betrug 152 mm; die Spitzen des Mikrometers konnten durch kleine Löcher im Mantel des Blechgefäfses in die Endmarken der Mefslänge eingesetzt werden. Der Fehler bei dieser Messung wird als 0,005 mm nicht überschreitend an gegeben, was einer Temperatur-Aenderung von etwa 3° entspricht. Die Zeitdauer eines Ver suchs betrug etwa 5 bis 10 Minuten und zwar wurde die längere Zeit bei Kaltversuchen auf gewendet. Die niedrigste Versuchstemperatur war — 18°; es ergab sich, dafs zunächst mit wachsender VIIL.10 5