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Äugust 1890. STAHL UND EISEN." Nr. 8. 685 belastet den Eisenerzbergbau von Lothringen übrigens keineswegs; sie hat im vorigen Etats jahr 23 500 •6 eingebracht, soweit der Eisenerz bergbau in Frage kommt. Eine etwas gröfsere Einnahme in dieser Steuer bringt in Lothringen, beiläufig bemerkt, der Steinkohlenbergbau bei Forbach mit gegen 30 000 •46. Die Feldes steuer bringt in Lothringen 7000 •6 ein, wovon etwas über die Hälfte auf den Eisenerzbergbau kommt. Die Anzahl der in Lothringen im Jahre 1888 betriebenen Eisenerzbergwerke, also der unter irdischen Betriebe, war 22 und der Tagebaue 10. Bei diesen Betrieben waren durchschnittlich 3324 Arbeiter, davon nur 340 in den Tagebauen, beschäftigt. Die Eisenerzförderung hat im Jahre 1888 2 805 000 t betragen und im Jahre 1887 2 471 000 t, d. i. in 1887 etwa 42 % der Eisenerzförderung des ganzen Deutschen Reichs, bezw. 30 % des Zollvereins, zu welchem ja Luxemburg auch gehört. Die gröfste Förderung hatte die Grube Hayange mit 538 000 t, bei 7 Gruben betrug die Förderung mehr als 100 000 t. Die Eisenerzförderung von Luxemburg, welche früher diejenige von Lothringen weit überragte und etwa doppelt so stark war, betrug in 1888 3 261925 t, in 1887 2 649 711 t, diejenige im Becken von Nancy undLongwy in 1887: 1953 290 t. Diejenige von Lothringen, welche im Jahre 1880 nur 963 000 t ausmachte, hat sich seitdem ver dreifacht und wird wohl in einigen Jahren die stärkste von den drei Ländern sein. Von dieser Eisenerzförderung Lothringens im Jahre 1888 wurden 52,7 % auf den Hütten in Lothringen, 22,6 % an der Saar, nur 1 % am Niederrhein, 16,3 % in Frankreich (Joeuf und Villerupt) und 7,4 % in Luxemburg verschmolzen. Die Minette förderung in den drei Bezirken hat hiernach im Jahre 1887 die grofse Summe von 7 074198 t betragen und im Jahre 1888 über 8 Mill. Tonnen, wodurch die Bedeutung dieses Erzes recht ins Auge tritt, zumal im ganzen Deutschen Reiche von anderen Eisenerzen nur 41/2 Mill. Tonnen gefördert sind. Wieviel Roheisen daraus her gestellt ist, läfst sich nicht genau bestimmen, da ein Theil der Erze nach Belgien und Nord frankreich ausgeführt und dort mit anderen ver schmolzen ist. — In Lothringen wurden im vorigen Jahre in 19 Hochöfen 543 000 t Roh eisen hergestellt und an der Saar (gröfstentheils aus Lothringer Minette) und preufsischen Mosel etwa 320000 t, in Luxemburg 523 776 t, zu sammen in Lothringen, Luxemburg und an der Saar also 1 387 000 t. Im französischen Departe ment Meurthe et Moselle wurden in 1888 911 000 t Roheisen dargestellt, zusammen mit den obigen 1 387 000 t 2 298 000 t. Im ganzen werden in etwa 90 bis 100 Hoch öfen 2 500 000 t Roheisen aus Minette in 1888 erblasen sein, d. i. etwa 40 °/o der ganzen Roh- VIII.0 eisenerzeugung von Deutschland, Luxemburg und Frankreich. Also an 100 grofse Hochöfen speist der Minettebezirk! Eine grofse Bedeutung haben die oolithischen Eisenerze, welche infolge ihres Phosphorgehaltes früher zur Darstellung von Qualitäteisen und Stahl nicht geeignet waren, bekanntlich durch die Erfindung von Thomas & Gilchrist, d. h. durch das sog. basische oder Entphosphorungsverfahren, erhalten. Ihr massenhaftes Vorkommen, ihre niedrigen Selbstkosten, leichte Schmelzbarkeit und ihr Phosphorgehalt machen sie aufser zur Dar stellung von Puddelroheisen und Giefsereiroheisen besonders zu derjenigen von sog. Thomaseisen, d. i. also zur Verarbeitung in Flufseisen, geeignet. Die Ablagerungen derselben in Lothringen sind nach meinen Erhebungen 41 440 ha grofs, wo von mindestens 35 000 ha abbauwürdiges - Erz enthalten; die Menge dieses Erzes glaube ich mit 2100 Mill. Tonnen nicht zu hoch zu schätzen. Die jetzige Förderung von Lothringen könnte damit 750 Jahre gedeckt werden. Die Ablagerung in Luxemburg ist viel kleiner, etwa höchstens 4000 ha, wovon 2000 ha concessionsfähig, von denen jedoch ein grofser Theil schon abgebaut ist; die dortige Ablagerung wird nur noch etwa 80 Jahre vorhalten. Auch die Ablagerung in Frankreich, welche im Becken von Longwy sehr lebhaft ausgebeutet wird, ist weniger ausgedehnt und namentlich in der Gegend von Nancy ärmer. DerSchwerpunkt des Eisenerzberg baues der Zukunft wird daher auf Lothringen beruhen. Wenn auch, wie Sie aus dem Vorstehenden ersehen haben werden, der jetzige Eisenerzbergbau von Lothringen recht bedeutend] ist und sich in den letzten 8 Jahren stark entfaltet hat, so ist doch erst im kleinsten Theil der Ablagerung die Ausbeutung begonnen worden. Die reichen Schätze der Berge des westlichen Lothringens harren noch gröfstentheils ihrer Hebung. Dem stehen bis jetzt jedoch die hohen Transport kosten nach dem grofsen niederrheinisch-west fälischen Industriebezirk entgegen. Die Eisen hütten im letzteren Bezirk, welche etwa 16 bis 20 °/o der verliehenen Eisenerz-Grubenfelder von Lothringen besitzen, bedürfen zu ihrem Dasein durchaus der Minette, da es an anderen dieses Erz ersetzenden, geeigneten Erzmengen nach Erschöpfung der Rasenerze am Niederrhein jetzt fehlt. Der lothringische Bergbau kann daher die Bestrebungen des letzteren Bezirks für die Kanalisirung der Mosel von Metz bis Coblenz in Verbindung mit derjenigen der unteren Saar nur mit Befriedigung verfolgen. Diese Kanalisirung wird auch für die Hoch ofenindustrie von Lothringen von grofsem Werthe sein, da dieselbe dann ihren Koks von der Saar 2