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August 1890. STAHL UND EISEN. Nr. 8. 679 Anzahl Sprünge aus, an denen die Schichten um gröfsere Höhen, z. B. 40, 60 und mehr Meter, verworfen sind. Das Streichen dieser Sprünge ist fast durchgehends von Südwest nach Nordost gerichtet. Die hauptsächlichsten dieser Sprünge sind: 1. der Sprung Deutsch-Oth-Esch (60 m), 2. » » im Heinzenberg bei Esch (40 m), 3. , » von Oettingen, 4. » » Fentsch-Arsweiler, 5. » » Avril-Neunhäuser-Hayingen- Hettingen, 6. , » Rombach-Grofs-Hettingen -Rode- machern-Mondorf, 7. , » Gorze-Ars-Metz-Busendorf. Ein Theil dieser Sprünge hat eine grofse Länge — die gröfste der' von Gorze-Ars-Metz, welcher von St. Julien in Frankreich aus ganz Lothringen durchschneidet und bis jenseit der Saar bei Wadern im Regierungsbezirk Trier be kannt ist; er ist in einer Gesammterstreckung von 85 km nachgewiesen. Die Spalte von Neun häuser— Hayingen — Hettingen erreicht 45 km Länge. In der Nähe der Sprünge ist das Ein fallen der Schichten natürlich etwas stärker, als vorhin angegeben, jedoch selten über 4°== 71/2 °/ 0 . Das stärkste von mir beobachtete Einfallen war 5° =9 °/o in der Grube Marspich. Von weiteren Störungen der Lagerungsverhältnisse sind noch die Abrutschungen am Gehänge — die boule- ments der Franzosen — zu erwähnen. Dieselben sind am Fufse von Steilgehängen entstanden, bezw. entstehen dort noch jetzt, wo infolge Wegwaschung der die wasserdurchlässigen Kalk- oder Sandsteine unterteufenden Mergel und Thone die ihrer Stütze beraubten Schichten einstürzen oder am Gehänge zu Thal rutschen. Diese Ab- rulschungen finden sich mehr oder weniger an allen Thalgehängen am Ausgehenden der Eisen erzlager und nehmen oft gröfsere Ausdehnung an. Da mit den betreffenden Gebirgsstücken die Eisen erzlager ebenfalls hier abgerutscht sind, so ist bei Schürfversuchen bezw. Stollnanlagen am Ge hänge hierauf besonders Rücksicht zu nehmen. Diese Abrutschungen gestalten sich häufig so, dafs die Gebirgsstücke, also auch die Eisenerz lager gewissermafsen in verschiedenen Treppen stufen, also treppenartig, abgerutscht sind. Was nun die Eisenerze betrifft, so ist in den selben der Eisengehalt als Eisenoxydhydrat, wahr scheinlich zum gröfseren Theile als 2Fe 2 O 3 3Hg O, vielleicht auch als Gemenge verschiedener Hydrate vorhanden. Die Hydroxyde bilden die für das ganze Vorkommen so bezeichnenden Oolithe. Letztere sind von verschiedener Form und Gröfse, rund, ellipsoidisch, auch ganz unregelmäfsig und | haben meist die Gröfse eines Stecknadelkopfs. Nach den Untersuchungen des Landgeologen van Werveke zu Strafsburg zeigen die Oolithe im Dünnschliff einen concentrisch schaligen Bau; gröfsere Oolithe haben mitunter zwei Centren, von welchen der Scbalenbau ausgeht. Wahr scheinlich nimmt die Phosphorsäure als wasser haltiges phosphorsaures Eisen an der Zusammen setzung der Oolithe theil. Letztere sind in einer kalkigen Grundmasse eingelagert, welche zum Theil aus an Ort und Stelle ausgeschiedenem Calcit in unregelmäfsig eckig begrenzten Körnchen, zum Theil aus Bruchstücken von Muschelschalen besteht. In dieser Grundmasse kommt aufser- dem Quarz vor. Je nach dem Vorwalten des selben sind die Erze also mehr kalkig oder mehr kieseiig. Die Grundmasse ist ferner stets eisen haltig und besteht manchmal auch aus einem grün lichen Mineral, welches die Oolithe unmittelbar umschliefst und wahrscheinlich als kieselsaures Eisenoxydul zu deuten ist. Ferner sind die Erze häufig von thonhaltigen Schnüren sowie auch von Brauneisenstein in dünnen Adern durchzogen. Das Vorherrschen der Grundmasse — gewisser mafsen des Gements der Oolithe — bedingt gewöhnlich gröfsere Festigkeit; wenn dieselbe zurücktritt, wird das Erz locker und zerreiblich. Innerhalb der Eisenerzlagerstätten ist meistens Kalk in Streifen angeordnet; bei einigen Lagern bildet derselbe ferner Ellipsoide oder Nieren von 1/2 m gröfster Achse, welche sich gut aus dem Erz ausscheiden lassen. Diese Nieren oder „rognons" der französischen, bezw. „Wacken“ der luxemburgischen und lothringischen Berg leute enthalten noch mehr oder weniger Eisen — bis 24 % — und bilden daher einen ge schätzten Zuschlag zu den kieselhaltigen Erzen. Die Farbe der Oolithe (Körnchen) — gewöhnlich gelblichbraun — und die Farbe der Grund masse geben der Lagerstätte ihr Aussehen; dies ist sehr veränderlich, die graue Farbe wechselt mit rother, gelber, brauner, schwarzer, grüner. Der Eisengehalt der Eisenerze — der sogen. Minette — schwankt zwischen 30 und 40 %, geht auch bei ausgeschiedenen Stücken bis 45%; meistens beträgt der Gehalt 32 bis 38%, wobei jedoch das Ausbringen im Hochofen um mehrere Procent weniger beträgt. Die Erze sind also verhältnifsmäfsig nicht reich an Eisen. Der Phosphorgehalt beträgt 1/2 bis 2 %; geringer ist der Gehalt an Schwefel, von Schwefelkies her- rührend, welcher in manchen Lagern in Adern vorkommt. Der Gehalt an Kalk, Kieselerde und Thonerde ist je nach den Lagern und Orten sehr verschieden, und werde ich darüber Einiges bei der nachfolgenden Erörterung der einzelnen Lager angeben. Wie ich schon andeutete, führen die ooli- thischen Eisenerze in Lothringen und Luxemburg die Bezeichnung „Minette“. Der Name „Minette“ bedeutet eigentlich kleines, unbedeutendes Erz im Gegensatz zur mine oder minerai de fer fort, welches sich auf der Dogger-Hochebene oder in