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678 Nr. 8. „STAHL UND EISEN.“ August 1890. kommen, und eine Breite von 15 bis 20 km, durchschnittlich 18 km hat, wovon 10 bis 14 km auf dieses Land entfallen, sind auf gröfsere Er streckung nur zwischen Pont-ä-Mousson und Ars, d. i. auf 20 km Länge, die Eisenerzlager un bauwürdig, so dafs ein Eisenerzfeld von gewaltiger Ausdehnung vorhanden ist. In topographischer Hinsicht besteht dieses Gebiet aus einem Höhenzuge, welcher die grofse Hochebene zwischen Maas und Mosel, d. i. die Plaine de Briey, nach Osten begrenzt, mit Steil abfall nach dem Mosel-Thal und schwacher Neigung nach Westen hin. Dieser Höhenzug — oder, wenn man will, diese Hochebene — auf dem linken Mosel-Ufer steigt von Süden nach Norden allmählich an und erreicht seinen höchsten Punkt mit 450 m über dem Meeres spiegel im Oettinger Wald an der lothringisch- luxemburger Grenze. Soweit Deutsch-Lothringen in Betracht kommt, liegt diese Hochebene am Ostrand 350 bis 420 m und weiter nach Westen 260 bis 350 m hoch. Da die Mosel-Niederung nur 150 bis 170 m hoch liegt, so beträgt also der Höhenunterschied am steilen Ostrand etwa 200 m. Dieser Höhenzug wird von mehreren gröfseren und kleineren Thalern durchfurcht, in denen die Eisenerze zu Tage treten, so dafs hier die ersten Bergwerke und Eisenhütten entstanden. Von Süden nach Norden sind in Lothringen die wichtigsten Thäler die folgenden: das Thal von Novant-Gorze, das von Ars nach Gravelotte ver laufende Mance-Thal mit den leider jetzt gröfsten- theils stillstehenden Eisenhütten bei Ars, das Monvaux-Thal bei Chtel St. Germain südlich des mit der Veste Friedrich Karl gekrönten Berges St. Quentin, das Bronvaux-Thal westlich Maizieres mit dem dortigen Hüttenwerk, das be deutende Orne-Thal mit den grofsen Werken bei Moyeuvre und Joeuf, das Fentsch-Thal mit den weltbekannten Werken der Firma von Wendel zu Hayingen und das aus diesem Thal nach Norden abzweigende Thal von Algringen mit mehreren grofsen Eisenerzbergwerken der Saarbrücker Eisen hütten, dann von Norden aus dem Luxemburger Land nach Lothringen hinein das Thal von Oettingen mit den Werken des Grafen Vogt von Hunolstein und der Rümlinger Hochofengesell schaft sowie das Thal der Alzette oder Elz von Esch nach Deutsch-Oth mit Seitenthai nach Vilierupt in Frankreich; endlich im Nordwesten auf Luxemburger und französischem Gebiet das Thal der Ghiers bei Rödingen und Longwy mit dem die Grenze zwischen Luxemburg und Frank reich bildenden Seitenthai des Röhrbachs. In geognostischer Hinsicht gehört dieser Höhenzug den Schichten des braunen Jura oder Dogger und des oberen Lias an. Derselbe wird gekrönt von den Mergeloolithen von Gravelotte und dem durch seine schönen gelben Hausteine berühmten Jaumont-Oolith und den Mergelkalken von Longwy des oberen Dogger (Bathonien). Unterhalb desselben treten zunächst die gegen 40 m mächtigen, auch stellenweise zu Hausteinen verwendbaren Korallenkalke des mittleren Dogger auf, welche in der Hauptmasse aus ungeschichteten, weifsen, zuckerkörnigen Kalken bestehen und am Ostrand, wo die oolithischen und mergeligen Schichten über denselben weggewaschen sind, ein häufig nacktes, d. h. des Pflanzenwuchses entbehrendes, steil abfallendes Riff bilden. Die selben werden von den 20 bis 30 m mächtigen Schichten des Sowerbyi - Kalkes, des infolge seines Eisengehaltes braun verwitternden calcaire ferrugineux der Franzosen, unterteuft, welche wie die Korallenkalke zu Beschotterungszwecken, zum Kalkbrennen und als Zuschlag in den Hochöfen Verwendung finden. Unter diesen Kalken, welche die Basis des mittleren Dogger, bezw. bei den französischen Geologen überhaupt diejenige des Jura oder Oolith bilden, treten zunächst wasser tragende sandige Mergel von 20 bis 30 m Mächtigkeit auf, unter denen dann die eigentliche Eisenerzformation, d. i. mergelige Sandsteine, Mergel und sandige Thone, wechselnd mit Kalk bänken und Eisenerzlagern, folgen. In dieser Schichtengruppe, welche im oberen Theile den Schichten des Ammon. Murchisonae und im unteren denjenigen der gryphaea ferruginea und der trigonia navis angehört, findet ein mannigfacher Wechsel der Gesteinsbeschaffenheit statt. Während im Süden des Gebiets die unteren Thone ziemlich hoch hinaufreichen, die Sandsteine dagegen schwach ausgebildet sind, erreichen die letzteren im Norden eine Mächtigkeit bis zu 40 m und darüber. Eine ähnliche Erscheinung bemerkt man an den Eisenerzflötzen, welche stellenweise (St. Quentin, Stürzenberg) gänzlich fehlen, an anderen Punkten, namentlich im Süden und am Ostrand, in ge ringer Mächtigkeit oder rauh entwickelt sind, im Norden dagegen (Moyeuvre, Hayingen, Algringen, Deutsch-Oth, Esch) bis gegen 30 m mächtig wer den und in mehrere durch Sandstein- oder Kalk steinbänke getrennte Lager sich zertheilen. Einen leicht kenntlichen und infolge ihres Wasser abschlusses gegen die Korallenkalke werthvollen Abschnitt nach oben geben die vorerwähnten graugelben, sandigen Mergel ab. Die Basis des unteren Doggers unterhalb der Eisenerzformation bilden die etwa 35 m mächtigen Thone der Astarte Voltzi und des Ammon, striatulus. Die Eisenerzformation, welche also dem unteren Dogger (braunen Jura) und zwar den Schichten des Ammon. Murchisonae und der trigonia navis angehört, ist wie der ganze Dogger in Lothringen flach wellenförmig gelagert und schwach nach Südwesten im Durchschnitt mit 1—21/2 °lo geneigt. Flache Mulden und Sättel treten hierbei selbstverständlich häufig auf, spielen jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Einen gröfseren Einflufs auf die Ablagerung üben eine