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Dresdner Journal : 29.12.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-12-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187512295
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18751229
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18751229
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-12
- Tag 1875-12-29
-
Monat
1875-12
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 29.12.1875
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M 301. Mittwoch, dm w. Dccembrr. 1875 ^LtirUot»- ... 1» ^jLLclioU- 4 Nitr »0 kt. Illi»«10 kl. »«««»«ld Ls» äsatxü»«» 8«ol>a» tritt kost- cmL 8t»»p«l«»»«ttt»U dl«»«. VLr L«v Luu» «m«r Lv»p«1tt»«v k»vt»«i1«: -0 kl. Vvwr »Llo^««u»LV' LI» L«l»r »>0 kl. Lr»«»«l»»,, r»«Uot» mit L«m»k»» L« km» aus k»t«^», ^d«»L» Mr L«u IvI^voL« k»». AresdnerIouiMl Verantwortlicher Redacteur: Hoftath A G. Hartmann in Dresden. i. ,... , r ..!«:» r r'« . : cf.-.."5' .1.' ' j Abonnements - Kinladung. , Auf dar mit dem 1. Januar t. I. deainnende neue vierteljährliche Abonnement der „Dresdner Journals" werden Bestellungen ju dem Preise von 4 Mark 50 Pf. angenommen für Dresden links der Elbe bei der unter zeichneten Expedition (Zwingerstraße Nr. 20), für Dresden rechts der Elbe in der Bach'- schen Buchhandlung (Hauptstraße 22). und für auswärts bei den betreffenden Post anstalten. Ankündigungen aller Art finden im „Dre-dn. Journ." eine sehr geeignete Verbreitung. Die In- sertion-gebühren werden im Jnseratentheile mit 20 Pf. für die gespaltene Petitzeile oder deren Raum berechnet; für Inserate unter der Rubrik „Einge sandtes" sind die Znsertionsgebühren auf 50 Pf. pro Zeile festgestellt. 'SLU* Wir ersuchen um recht baldige Erneu erung des Abonnements, da wir sonst die Lieferung vollständiger Exemplare ohne Mehrkosten für die geehrten Abonnenten nicht garantiren können. Aimigl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Theil. Dresden, 27. December. Seine Majestät der König haben dem Bronce- und Leder-alanteriewaaren - Fabri kanten Eduard Pacht mann zu Dresden daS Prädicat als Königlicher Hoflieferant allergnädigst zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Theil. Uebersilit. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Posen. Paderborn. München. Koburg. Wien. Konstantinopel. Kairo- Washington.) Dresdner Nachrichten. Provinzial-Rachrichten. (Leipzig. Grünhainichen.) Vermischtes. Aenilleton. Inserate. Lageskalevder. Börsennachrichten. Telegraphische Witteruvgsberlchte. Telegraphische Nachrichten. Paris, Montag, 27. December, Abends. (W. T. B.) Die Wiederavfstellung der im Mai 1871 »erftörten Statue Napoleon s I. auf der Lendome- faule ist heute erfolgt. Eine in Montmartre abgehalteue Arbeiter- Versammlung hat einen Arbeiter alS Candidaten für eine Senatorftelle im Departement der Seine ausgestellt. Versailles, Montag, 27 December, Abends. (W. T. B.) Bei Beginn der heutigen Sitzung der Ratisnalversammluna »arde zunächst ei« Sv- trag «nf Dringlichkeit für die Berathnng des Nachdem hinauf die^Persammlung in die Berathung deS Paßgesetzes eingetreten war und der Justizminister Dufaure und der Herzog v. Broglie für dasselbe ge sprochen halten, wurde der erste Artikel, betreffend die , Bestrafung von Angriffen gegen die konstitutionellen - Gesetze und gegen die Regierung der Republik, Mit r großer Majorität angenommen. - - Im weiteren Verlaufe der Sitzung kam es zwischen den Deputirten d« Valon (Donaparttst) 7 und JuleS Favre zu heftigen Auseinandersetzungen wegen der Hal tung des Letzteren bei den Friedensunterhandlungen im Jahr« 1871. Hierauf wurde Artikel 2 des Preßgesetze- angenommen und die Weiterberathung auf morgen ver tagt. Basel, Moutaa, 27. December, Mittags- (W.T.B.) Das Dorf Hektiken im-rickthal lCauton Aargau, Bezirk Rheinfelden) ist, wie die „Baseler Nachrichten" melde«, am ersten Weihnachtsfeiertagc von einem schweren UnatückSfall betroffen worden. Im dortigen Gchulhaufe »ar ein Weihnachtsbaum ausgestellt worden; unter der Last der auf die Weih nachtsfeier harrenden Menschenmenge brach daS Treppenhaus zusammen, und haben dabei 72 Per- sonen ihr Leben eingebüßt, 36 Personen Körper verletzungen erlitten. Belgrad, Montag, 27. December. (Corr.- Bur.) Die zwei in Bosnien verhafteten serbischen Bürger, über welche die Skupschtina in der Sitz ung vom16. d. MtS. verhandelte, wurden von der türkischen Behörde in Freiheit gesetzt. Washington, Sonntag, 26. December, Abends. (W.T. B) Die zwischen den Bereinigten Staaten und Mexico geführte diplomatische Correspondenz ist nunmehr veröffentlicht worden. AuS dieser Correspondrnz geht hervor, daß der ameri kanische Gesandte im Sommer dieses Jahres an die Regierung von Mexico das Ersuchen stellte, den ameri kanischen Truppen zu gestatten, den Rio Grande zu über schreiten, um die mexikanischen Banden an der fortgesetz ten Verletzung des amerikanischen Gebietes zu verhindern. Die Negierung von Mexico habe sich indessen geweigert, diesem Ersuchen Folge zu geben, und der amerikanische Gesandte darauf erklärt, daß, wenn die mexikanische Re gierung nicht im Stande wäre, derartige Verletzungen des amerikanischen Gebiete- zu verhindern, die ameri kanischen Truppen unter Umständen gezwungen sein könnten, die Marodeure bis auf mexicanisches Gebiet zu verfolgen. Die Regierung der Vereinigten Staaten denke nicht im Entferntesten an irgend welche Annexion, aber es sei ihre Pflicht, ihre Unterthanen zu schützen. (Vgl. unter „Tagrsgeschtchte".) Tagesgerichte. Dresden, 28. December. Vom Gesetz- und Ver ordnungsblatte für das Königreich Sachsen ist das 14. Stück vom Jahre 1875 in der Ausgabe be griffen. Dasselbe enthält: Str. 103) Gesetz vom 8. No vember d. I., die provisorische Forterhebung der Steuern und Abgaben im Jahre 1876 betreffend (abgedruckt in Nr. 288 des „Dresdn. Journ."); Nr. 104) Verordnung vom 1. December d. I., die provisorische Forterhebung der Steuern und Abgaben im Jahre 1876 betreffend (ab gedruckt in Nr. 288 des „Dresdn. Journ."); Nr. 105) Gesetz vom 8. November d. I., dir Anberaumung eines Präclusiv- termins für die Giltigkeit der königlich sächsischen Kasscn- billets der Creation vom Jahre 1867 betreffend; Nr. 106) Verordnung vom 11. December d. I., die Anberaumung eines PräclusivterminS für die Giltigkeit der königlich sächsischen Kassenbillrts der Creation vom Jahre 1867 betreffend (abgrdruckt in Nr. 294 des „Dresdn.Journ."); Nr. 107) Bekanntmachung vom 12. November d. I., die von Deutschen in Belgien und von Belgiern in DeutMiand abzuschließenden Lhrn brtrrffrnd (abaedruckt in Nm290 des „Dresdn. Journ. 1); Nr. *108) Verord nung i»om 22. November d. I., die Fabrikation von MinoMwässern betreffend; Nr. 109) Bekanntmachung vom li. December d. I., dir rrvidirten Statutrn de- laudwUhschaftlichen CrrditverriuS im Köntgrrichr Sachsen batrefMd; Nr. 110) Verordnung vom 10. December dc J ,W>ie vorzunchmende Ermittelung des Ernteertrags für Wb Jahr 1875 betreffend; Nr. 111) Brkannt- «akbuG vom 11. December d. I., eine Anleihe des StentHhlenbauvereins Deutschland zu Oelsnitz betreffend. — DHsem Stücke liegt bri das Jnhaltsvrrzeichniß des Gesetz« und Verordnungsblattes vom Jahre 1875 in chronWgischer Ordnung. * Drxlin, 27. December. Die „D. N.-C." bringt an der Spitze ihrer heutigen Nummer Folgendes: „Die Gerüchse, welche von einem Rücktritt des Finanzministers Ca«phausen sprechen und welche schon seit Wochen i« hiesigen politischen Kreisen coursirrn, erhalten sich nicht nur, schdern gewinnen auch immer mehr an Konsistenz und fißden jetzt selbst in denjenigen Kreisen Glauben, welche Honst gut unterrichtet zu sein pflegen, die aber bisher ivon einer derartigen Eventualität nichts wissen wollten^ In diesen Kreisen von dcnm wir eben sprachen, wird j« nicht nur die Möglichkeit des Stücktritts des Herrn Camphausen zugegeben, sondern man erzählt sich sogar «Ute schon, daß eine Persönlichkeit als deffen Ersatz W Aussicht genommen sei, welche sich der Sym pathien Ides Kaisers und des Reichskanzlers erfreut. So la«ge die in den betreffenden Kreisen courfirenden MittheiSungen sich auf dem Boden der Ungewißheit noch bewegen, wird man sie allerdings immer noch in die große Zahl der Combinationen und Gerüchte ver weisen müssen, bemerkenswrrth ist es aber immerhin, daß sie fn solchen Kreisen courstren und auch Glauben finden, denen man durch frühere Vorgänge gute Infor- mattone» zutrauen kann." — Se. Majestät der Kaiser hat, wt« bereits kurz gemeldet, den Generalpostdirector vr. Stephan zum Generalpostmeister, den geheimen Oberpostrath Wiehe zum Director des Generalpostamts und de« geheimen Oberpostrath Budde zum Dirrctor des Genrraltelegraphenamts zu ernennen geruht. Uebrr diese Ernennungen bringt die „K. Z." folgende nähere Mitteilungen: Im Etat der Telrgraphenverwaltung für 1876 si»d als neu Besoldungen für den Generalpost meister und Gehalte für einen Direktor des General- post- und einen Director des Generattelegraphenamts ausgeworfen. Am heiligen Abend wurde nun der bis herige generalpostdirector Stephan zum Generalpost« meister, die geh. Oberposträthe Wiebe und Budde zu Direc- toren für die beiden zuletzt genannten Stellen ernannt. Der erste Generalpostmeister war der Erzieher des großen Kurfürsten, Graf Schwerin, und bis zum Jahre 1848 folgten 15 Generalpostmeister in Preußen aufeinander, unter ihnen auch der Staatskanzler v. Hardenberg, welcher diese Stelle ebenfalls inne hatte. Der letzte Generalpostmeister, als die Postverwaltung auf das preußische Handelsministerium überging, war Herr v. Schaper. Bei der jetzigen Ernennung wird nun das alte Amt für das deutsche Reich wieder hergestrllt. Unter dem deutschen Generalpostmeister, der ja auch an der Spitze der Telegraphenverwaltung steht, sind ungefähr 65,000 Beamte beschäftigt, eine Zahl, welche die Truppen stärke zweier Armeekorps übersteigt, vr. Stephan hat sein Meisterstück bei der Schöpfung des allgemeinen Postvrreins gemacht. Der preußische Generalpostmeister hatte früher den Rang und den Gehalt eines Staats- ministcrs, das des deutschen Generalpostmeisters beträgt 12,000 M. weniger und er hat auch bis jetzt nicht den Titel Excellenz. Wichtig in der Bestallung ist die Er nennung eines höheren Civilbramten zum Dirrctor des Generaltelegraphenamtrs; diese Stelle bekleidete zuletzt ein höherer Jngcnieurosfizier, und es ist nicht leicht ge wesen, diese frühere militärische Spitze bri Seite zu schieben. Vielleicht wird für die Feldtelrgraphie eine be sondere Organisation vorgesehen. Es war bisher noch nicht möglich, die Verhandlungen mit Württemberg und Losuiu»ioa»r L« OrmLoor lonrruch,; I«rU» H -ko««, v»rU». L /»vatici«»- L Dm»»: L Lektott«, « N.: L u. T 0. »CQ» liucdd , 0»rUW: /»V. 0., 0. SckU« kitt»: 2a«», Laü»«' «0 Oo>, «» Oo., «»»dv,: Mt»: AL Sxpctü. ll«r»a»4«dvrr Lvoi^t. 8rv«1i6ou L«» vre»äoor Or«Lvo, 2viv^vr»tr»»» 2». Bayern über die Ttlegraphendepeschengebühr und die sonstigen Vorbereitungen so weit zu beendigen, um die neue Telegraphenordnung schon zum 1. Januar ein- ruführen; die- wird daher einige Monate später ge schehen. — An die kaiserlich deutschen Wähleonsuln ist, dem „Centralblate f. d. D. R." zufolge, der nach stehende, vom 6. Decbr. d. I. datirte Circularerlaß er gangen : „Nach 8 lS deS Cousulat-gesttzts vom 8. November 18S7 find die kaiserlichen Konsuln unter gennsien BorauSsrtzun-en berufen, über Erlder, die im Nachlasse eine» in ihrem AmlS- bttirke verstorbenen Reichsangehvrigen vorgefunde» sind, zn verfügen - AuS dieser Bestimmung ist mehrfach eine Berechtigung der Konsuln hergeleitet worden, überhaupt für Rechnung und auf Antrag von Privatpersonen Geld er «inzuziehen und au»nnehmen. Eine solche Erweiterung der konsularischen Befugnisse ent spricht aber weder dec Absicht des Gesetze-, noch kann sie wegen der damit verknüpften Folgen als zulässig erachtet werden. Ew Wohlgeboren wollen Sich daher stet- gegenwärtig halten, dab die kaiserlichen Konsuln in dieser ihrer amtlichen Eiaenschaft nicht berechtigt sind, in anderen als den im Gesetze, iuSdesondere in den oben in Bezug genommenen 8 1» vor gesehenen Fällen, Gelder für Privatpersonen zu erhebe« oder m Berwahniug z« nehmen, eS sei denn, daß sie vom aa-wär- tigeu Amt oder von der ihnen unmittelbar vorgesetzten Dienst behörde ausdrücklich Auftrag dazu erhalten. Liegt ein solcher Austrag nicht vor, und wird Ew. Wohlgeboren Vermittelung von anderer Seite in der gedachten Weise in Anspruch ge nommen, so wollen Sie die Antragsteller gefälligst darauf auf- merksam machen, daß Sie Ihre Mitwirkung nicht in amtlicher Eigenschast, sondern Wr privatim eiutreten lassen können Der Reichskanzler. I« Vertretung: v. Bülow." — Nach einer Mittheilung des kaiserlich deutschen Consulats zu Batacka ist der Postdampfer der Linie Singapur-Batavia, welchem die am 4. October aus Brindisi abgegaugenc deutsche Post für niederländisch Indien (Batavia u. s. w.) überliefert worden war, untergeganfttn. Passagiere und Mannschaft sind gerettet, die Rettung der Post ist nicht möglich gewesen. Posen, 25. December. 'Nach der „Ostd. Ztg." ist die gegen den Weihbiscyof Janiszewski eingeleitete gerichtliche Untersuchung nunmehr durch rechtskräftige- Erkenntniß beendet und infolge deffen der Ausweisungs befehl außer Kraft getreten. Paderborn, 26. December. Das hiesige Kreisge richt hat, wie wir der „Köln. Vlksztg." entnehmen, gegen den Bischof Dr. Martin einen Steckbrief er lassen. Darin werden alle Sicherhcitsbehörden ersucht, den „früheren" Bischof Dr. Konrad Martin zu Pader- bonr, welcher in vier Fällen wegen Zuwiderhandlung gegen die Vorschriften Les Gesetzes vom 11. Mat 187L zu je 600 Mark Geldstrafe verurtheilt worden sei und sich „heimlich" von seinem JnternirungSorte Wesel „fort- gemacht" habe, im Betretungsfallc zu verhaften. In dem Signalement heißt es u. A.: Wohnort „Wesel"; Gewerbe oder Stand „vormals Bischof von Paderborn". München, 26. December. Wie die „Allg. Ztg." vernimmt und der „Nürnb. Corr." bestätigt, wird das Projekt, sämmtliche deutsche Eisenbahnen für das deutsche Reich zu erwerben, von der bayrischen Staats- rrgierung nicht nur nicht unterstützt, sondern — wenn dasselbe bis an den Bundesrath gelangen sollte — in diesem entschieden bekämpft werden. f-j- Kobura, 27. December. In diesen Tagen ist nebst anderen Gesetzen auch ein Gesetz zur Publication gelangt, welches die für gerichtsärztliche, medi- cinal- oder sanitätspolizeiliche Verrichtungen zu gewährenden Vergütungen betrifft. In dem selben ist unter Anderem auch bestimmt, daß den Jmpf- ärzten für die Impfung jeder einzelnen Person, ein schließlich der Revision, der Einträge in die Jmpflisten und der erstmaligen Ausstellung des Impfscheines, sowie einschließlich der Diäten eine Vergütung von einer Mark aus der Staatskasse gewährt werde und daß der Auf wand, welchen die Vorhaltung, Beheizung und Beleuch tung des zur Vornahme der Impfungen und zur Vor stellung der Impflinge bestimmten Locales verursacht, von der Gemeinde des Jmpfortes zu tragen sei. Auf FeuiUeto«. Redi-irt voa Ott» Banck. AuS dr« Cam^paynejournal eines russischen Erzähl»«- von N- R. Karasi«. (Fortsetzung au» Nr. SM.) — „Steh da, Moffol quält sich noch immer mit sei nem Bauch!" sagte der Andere, mit dem Kopfe dorthin winkend, wo der verwundete Turkmene lag; — „Alles Deiner Hände Arbeit!" — „Weißt Du aber, man muß ihn wirklich los wickeln: mag er au-ruhen, nachher binden wir ihn wieder." — „Ein Fußgänger entläuft nicht in der Steppe, noch dazu mit solchen Füßen . . . ." lachte der Turk mene, meine von den Stricken verstümmelten Beine an sehend. Man entfesselte mich, anderthalb Stunden wenigstens lag ich au-gestreckt da, da- Gesicht gen Himmel gerich tet, ehe der Blutumlauf sich wieder hergestellt hatte. Mit schwachen, zitternden Händen zog ich den Schlauch ru mir, stieß ihn beinahe um .... mit den Zähnen faßte ich seinen Rand und sog die säuerliche, stark nach Schweiß duftende Flüssigkeit mit dem käsigen Boden satz in mich .... Ich fühlte mich um Viele- frischer und wenn nicht dieser dumpfe Schmerz im Kopfe . . . . ich fühlte mit der Hand nach der wunden Stelle: eine riesige Beule befand sich gerade über dem linken Ohr, da- Haar ring-um «ar ganz von geronnenem Blut zusammkngeklrbt .... mein linkt- Auge sah viel schlech ter, al- da- rechte.... — „Wohin rittest Du?" .... fragte der erste Räuber, mich forschend vom Kopf bis zum Fuße be trachtend. — „Zum Detachement, welches vor mir stand...." antwortete ich, mich schnell auf das bevorstehende Ver hör vorbereitend. „Warum?" — „Man hatte mich geschickt.... wozu — da- wissen meine Oberen!" — „Hm! Bist Du selbst kein Befehlender." — „Nein, ich bin rin gemeiner Sarbase (Soldat). Was sollte ich für ein Befehlender sein!...." brachte ich eine kleine Kriegslist an. Ich wußte, daß mir die ses später von Nutzen sein konnte: gefangene Soldaten werden viel weniger streng bewacht, es giebt weniger Chicanen und Umstände mit ihnen im Falle eines Aus- tauschrs oder Loskaufes. — „Mach keine Winkelzüge, leck keinen Schmutz mit der Zunge!" Ja die Beiden dort, welche nach blieben um sich frei zu sitzen, das waren Gemeine; Du aber bist ein Tjura wir, mein Lieber, sehen Euresgleichen nicht zum ersten Male." — „Da- ist Deine Sache!" — „Darum eben! was rittest Du denn so sorglos über die Steppe, wußtest Du vielleicht nicht, daß wir uns da herum aufhielten? . . . ." — „Warum sollte ich mich vor Euch fürchten?" — „Nun siehst warum! Ei, . . . hoho .... ich werde Dich! .... schrie er seinem Hengste zu, welcher eben seinem Nachbarn rineu Schlag versetzt hatte. Wieder schwiegen Alle ein Weilchen. Man hörte nur das Stöhnen und Aechzen des Turkmenen, welcher sich jetzt ganz zusammrngeringelt hatte, so daß sein Gesicht die Knie berührte. — „Deine kleine Kugel sitzt ihm im Leibe", erklärte mir Haffan die Ursache der Leiden seines Gefährten. Wiederum trat dir Nacht ein, eine wahrhafte Steppen- nacht: still, schwül, mit durch nebligen Dunst blicken den Sternen. Man band mir wieder die Ellbogen und schob das abgebrochene Stück einer Lanze zwischen dieselben und meinen Rücken; meine Füße blieben übrigens frei. . . . . Wozu hätten sie mir auch dienen können, da ich factisch nicht im Stande war, mich auch nur auf die Knie zu erheben. Die Turkmenen hatten dieses sehr gut bemerkt und hielten es daher sogar für unnütz, mich während der Nacht zu bewachen — alle vier schliefen fest ein, mit Ausnahme des Verwundeten, welcher jetzt leise und unaufhörlich stöhnte. Nur im Todeskampfe kann der Mensch so stöhnen. Einige Male befiel mich etwas Derartiges wie Schlaf, meine Augen waren geschloffen — aber auch in diesen Augenblicken Hötte ich deutlich das angstvolle Stöhnen, welches das einmüthige Schnarchen der schla fenden Räuber übertönte. Vor Sonnenaufgang schon erhob sich unser Bivouac — und rüsteten sich Alle zum Aufbruch. Zwei Turkmenen breiteten eine Pferdedecke auf dem Sande aus, traten zum verwundeten Gefährten, welcher endlich verstummt war, ergriffen ihn an Kops und Füßen, warfen ihn wie einen Sack auf die Decke und hüllten ihn darein, wie man ein kleines Kind wickelt. Das Ganze wurde mit einem Lasso zusammengeschnürt und dieser längliche Ballen quer über den Sattel gelegt, mit Riemen an denselben befestigt. DaS Pferd schnob und drängte, als man e- mit dem originellen Reiter belastete. (Fortsctzun, f,l,t.) * « M Archäologie. Wie schon berichtet wurde, nehmen die deutscherseits veranstalteten Ausgrabungen in Olympia einen günstigen Verlauf. Die kürzlich dort aufgefundene Nike zeigt durch ihre Inschrift, daß diese Siegesgöttin von den nach dem dritten messenischen Kriege nach Staupaktos, der festen Hafenstadt an der Nordseite des korinthischen Meerbusens, ausgrwanderteu Messeniern nach Olympia geweiht worden sei. Der Bildner dieses Weihgeschcnkcs heißt Paionios, ein Zeit genosse des Phidias; er stammte aus Mende und arbei tete an den Giebeln des Zeustempels zu Olympia. Der Tempel selbst ist bekanntlich ein Werk des Architekten Libon und wurde gegen 435 v. Chr. vollendet. Sein herrlichster Schmuck war das Standbild des Zeus von Phidias. Neuere Nachrichten von jenen Ausgrabungen lauten nicht minder gut. Sowohl an der östlichen, als an der westlichen Seite des Zeustempels sind Torsos aus den durch Pausanias bekannten Giebelfeldern auf- gefunden, namentlich der des Flußgottes Kladeos. Diese Figuren sind wie die zuerst-gefundene Nike also unzweifel haft gleichfalls Statuen von berühmten Meistern au- der Zeit des Phidias. Mit Spannung sieht man brieflichen näheren Nachricht.« über den Grad der Er haltung der Kunstwerke entgegen. * Thorwaldsen'S Statue, welche die Kopen hagener Commun anläßlich des tausendjährigen Jubi läum- auf Island der Stadt Reykjavik schenke, ist am 19. November, dem Geburtstage Thorwaldsen'S, auf dem Markte in Reykjavik unter großer Theilnahmc der Bevölkerung enthüllt worden. Die Festrede hielt der Bischof zu J-land, l)r. ikeol. Pjrturson. Das Fest hatte einen sehr feierlichen Charakter. * Wie dem „ Reuter'schen Bureau " aus New-Uork gemeldet wird, hat der Papst genehmigt, daß Kunstwerke
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