Suche löschen...
Dresdner Journal : 21.11.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-11-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187511212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18751121
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18751121
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-11
- Tag 1875-11-21
-
Monat
1875-11
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 21.11.1875
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Sonntag, den St. November. 2V >270. 1875 1» r»»»» 4„t—d« : ^»drlloi^-. . . » ^jkdrllod: 4 K«tc SV kk. Lu»,»U»«Uiiivwen»i IS kt. 4«» ck«uttod«» L«ot»« tritt kost- m»4 St»»p«l»v«d1»zk tNLIU. kür ä«o k»uw «io«r ?stitt«le: 20 kl. vQttr „Liog^ixtt" 41» 2«t«i öS kL Lravkvt»»», l^lied mit ä«r 8ovo- uvä k«ivrt»L^ XbovU» kür äea kolKSväea 1'l^. Dres-nerIsumal. Verautlportlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. lni,er»1«o»iii»Ldm» »a»»Lr1»r k>. Lramtittetter, O>nuLl»»»oliür 4« Oretxlosr ^oaru»!»; «deoä««.: /SuAcn kort, Lau»durU-L«rU»-Vl«»-L«Ixtt^ I—» N.: Aaa««,«t«i> <S ko-ker; I«rU» -kr»»tt«rt » »I ttL-ed«»: A««i Ao«««,- LerU»: L. H^ie/c, /»vattete»,- A Sr«o«»: A. Lc^tott«, Lr^t»»: Lta«Aen'» Lüreitu; 0d«wL»»: k> ^o«ot - kr»Llg5»rt »N.: L ^ae^rr'-ck« u. </. 6. kkerrma»«« «:tts 8uebb„ SvrUt,: /nv-O., N»»L«v«r. t7 >8o^ü«/«r,» k»rt»: Aa«x», Ix»/U1«, LaUirr ct Co., »l-ttUi«: Daak« ct Co., Lamdarr: A. Vl«»: k-xpetit. llvr»n»xvdsrr LSüi^l. ^rpsäitioo üe» Oresäoer ^oarw»I«, Orvsävo, ilvivbsrsli«»»« ^lo. 2V. Amtlicher Theil. Dresden, 16. November. Seine Königliche Majestät baden dem Polizridirector Schwantz in Dresden den Rang eines Ministerialrathes allergnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem Tonkünstler und Lehrer am Konservatorium für Musik zu Dresden, Carl Heinrich Döring das Prä dicat als Professor beizulegen. Dresden, 16. November. Se. Majestät der König haben dem penstonirten Amtsdiener bei den» Hauptsteuer amte Löbau, Friedrich Gotthelf Werner, die zum Ver dienstorden gehörige Medaille in Silber zu verleihen Allergnädigst geruht. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Zeituugsschau. (Russischer Regierungsanzeiger. Na- tional-Zeitung.) Lagesgeschichte. (Dresden. Berlin. Hannover. Straß- durg. Karlsruhe. Koburg. Wien. Budapest. Paris. Bern. Lüttich. Rotterdam. Madrid. London. Kopen hagen. Bukarest. Athen. Rangun. Washington.) Erste Beilage. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. Deutscher Reichstag. (Sitzung vom 19. November.) Statistik und Bolkswirthschaft. Eiugesaudtes. Lotteriegewinuliste vom 18. November. Inserate. Zweite Beilage. BSrsenvachrichten. Dresdner Nachrichten. Provinzial-Nachrichtev. (Chemnitz. 'Zwickau. Ka menz. Colditz.) Vermischtes. Statistik «nd Bolkswirthschaft. Eingesandtrs. Keutüeton. Lageskalender. Telegraphische Nachrichten. Wien, Freitag, IS. November, Abends. (W. T. B.) Der Kaiser hat dem Reichskriegsminister Baron Koller für seine Verdienste um Einführung des neuen vorzüglichen Artilleriematerials seinen Dank in einem (unter „Tagesgeschichte* dem Wort laute nach mitgetheilten) Handschreiben auSgedrückt und dem Generalmajor v. UchatinS in Anerken nung seiner großen Verdienste um Staat und Heer bei Beschaffung deS neuen Keldartillerie- Materials das Eommaudeurkreuz deSSt. Stephans- ordens verliehen. Die Meldung der „Opinione" von dem in Ba sel erfolgten Abschlusse des Vertrags über Rück kauf der oberitalienischen Bahnen durch die italie- uische Regierung wird in hiesigen Börsen und Kinanzkreisen vollinhaltlich bestätigt. Zur Per- feclmackung des Uebereinkommens trifft, gutem Vernehmen nach, in den nächsten Tagen ein Ler- treter der italienischen Regierung hier ein. (Bgl. das Telegramm aus Rom in der Rubrik „Statistik und Bolkswirthschaft".) Wien, Sonnabend, 2V. November. (W. T. B.) Der „Reuen freien Presse" zufolge ist zwar über die Höhe der von der italienischen Regierung behufs Rückkaufs der oberitalienischen Limen bewilligten Ablösungssumme nicht- bekannt, doch werde ver sichert, daß die italienische Regierung wesentlich über ihr ursprüngliche- Angebot hinausgegangen ist und daß der gegenwärtige Preis mit den Be- triebsergebnissen der italienischen Linien in defferem Einklänge steht. Dem „Tagblatt" zufolge soll die Kaufsumme in italienischen Rententiteln auSgefolgt, diese vinculirt und ans dem Erträgnisse eine theilwcise Verzinsung der Südbahnprioritäten und Aktien nach voraenommener Reducirung einer Anzahl derselben sichergestellt werden. Buda Pest, Freitag, IS. November, Nach mittags. (W. T. B.) DaS Abgeordnetenhaus hat heute nach Beendigung der Generaldebatte daS vorgelegte Budget in namentlicher Abstimmung mit 265 gegen 60 Stimmen angenommen. Von den Abgeordneten waren 111 in der Sitzung nicht anwesend. (Bgl. unter „Tagesgeschichte".) Luxemburg, Freitag, 1S. November, Nach mittags. (W. T. B.) Die Kammer des Großher- zogthum» hat heute einstimmig eine Resolution des Inhalts angenommen, daß sich die großherzog- Uche Regierung bei der kaiserlich deutschen Regie rung dahin verwenden wolle, daß günstigere Eisen- bahntarife und Transportbedingungen eingeführt werden, daß ferner daS Princip des Freihandels für Eisenfabrikate und Roheisen, sobald von den benachbarten Staaten die Gegenseitigkeit zuge sichert sei, verwirklicht werde und daß bis dahin die bestehenden Eisenzölle bcibehalten bleiben möchten. Rom, Sonnabend, 20. November. (W. T. B.) DaS Journal „Fanfulla" meldet gerüchtweise über die Baseler Convention, die italienische Regierung würde 39 Millionen Frcs. Rente emittiren, von denen 33 Millionen die bisherige StaatSgarantie repräsentiren, die übrigen 6 Millionen aber durch Tariferhöhung erzielt werden sollen. St. Petersburg, Sonnabend, 20. November. (Telegr. d. Dresdn. Zonen.) Kürst Gortschakow wird nächster Tage hier zurückerwartet. Die russische Presse fährt fort, die politische Lage als die friedlichste zu betrachten. Das „Journal de St. Pötersbourg" brachte gestern, der „GoloS" heute einen Artikel in diesem Sinne- Letzterer aiebt die Zweckmäßigkeit der englischen Plane ans Aegypten zu. Der Umstand, daß der Kriegsminister sich noch auf Urlaub befinde, sei die beste Widerlegung der in der ausländischen Presse umlaufenden Gerüchte über russische Rüst ungen. AuS Moskau werden zwei Brände auf den Eisenbahnstationen KurSk und JaroSlaw gemel det; der Schaden wird auf 100,000 Rubel ge schätzt. Athen, Freitag, 19. November, Vormittags. (W. T. B.) Der Justizminister Papazafiropuloö hat um seine Entlassung gebeten, weil die Depu- tirtenkammer die Berathung einer von ihm als dringlich bezeichneten Vorlage vertagt hatte. Athen, Freitag, 19. November, Abends. (W. T. B.) Der Gesetzentwurf, wegen dessen Vertagung der Justizminister um seine Entlassung bat, betrifft die Reform deS CassationShofrs. Das Ministerium hat indeß auf der Annahme der Dringlichkeit für diese Vorlage mit solcher Bestimmtheit bestanden, daß die Kammer die Dringlichkeit fast einstimmig beschloß und der Justizmiuister hierauf sein Ent lassungsgesuch zurückzog. Das Gesetz wegen Annullirung der von der früheren nicht vollzähligen Deputirtenkammer be- s^losseuen Gesetze ist vom Könige sanetionirt wordeu. Montevideo, Donnerstag, 18. November. (W. T. B.) Infolge einer hier entdeckten kom munistischen Verschwörung haben zahlreiche Ver- Haftungen stattgefunden; die Ruhe wurde nirgends gestört.' Dresden, 20. November. Ter in Nr. 267 unscrs Blattes telegraphisch signali- sirtc Artikel des russischen „Regierungs-Anzei gers" über die Wirren in der Türkei liegt uns heute seinem vollen Wortlaute nach vor. DaS ofsicielle St. Petersburger Blatt äußert sich in demselben über djr Lage der Dinge in der Türkei mit folgenden beruhigen den Worten: „Die in einem Theile der europäischen Presse anläßlich der gegenwärtigen Wirren in der Herzegowina laut gewordenen Befürchtungen finden weder in der all gemeinen politischen Situation Europas, noch auch in dem besonder» Stande der Dinge auf der Balkanhalb- insel ihre Berechtigung. Noch niemals befand sich Europa in einer günstiger» Lage, als jetzt, um erfolgreich und friedlich alle Schwierigkeiten zu beseitigen, welche seine Ruhe beeinflussen könnten. Drei mächtige Reiche des Nordens streben mit vereinter Kraft und unterstützt von den übrigen europäischen Regierungen danach, eine fried liche Lösung der in der Herzegowina eingetretenen Ver wickelungen zu finden, und Niemand kann daran denken, den Frieden zu stören und sich in einen Gegensatz zu den allgemeinen friedliebenden Bestrebungen zu stellen. Und somit darf denn abermals positiv ausgesprochen werden, daß, so bcklagenswerth die Verwickelungen auch sein mögen, die gegenwärtig auf der Balkanhalbinscl herrschen und die Ruhr Europas beeinträchtigt haben — die vereinten Anstrengungen, der drei Mchte mit Hilfe der übrigen europäischen Cabinetc diesen Verwickelungen einen oer jetzigen friedliebenden Stimmung entsprechen den Ausgang geben werden und jedenfalls der Friede Europas so sicher auf dem gegenseitige» Vertraue» und Einvernehmen der Großmächte ruht, daß für die Stö rung desselben durchaus keine Gefahr zu erblicken ist." Die Berliner „National-Zeitung" begleitet den vorstehenden Artikel heute bereits mit folgenden Be merkungen: „Europa wird mit Genugthuung diese so Iwchdrücklichst hervorgehobrnen Friedenszusicherungen auf nehmen. Das ist ja eben auch der ausgesprochene Zweck des Artikels: Europa zu beruhigen, sowie es der Zweck jener ersten Aeußcrung in dieser Sache, das russische Volk zu beruhigen. Die Volkssprache des Zaren wurde leider in Europa meist nicht verstanden, und so ward es nöthig, jetzt in reinster moderner „„Dreikaisersprache"" zu wiederhole», was wir scho» neulich bei Eröffnung des deutschen Reichstags gehört haben. Vollkommene Einigkeit der verbündeten Ostmächte — das ist die höchste Friedensbürgschaft, die in heutiger Zeit zu haben ist, aber auch gewiß eine ausreichende. Wir hätten ge wünscht, daß die Erklärung schon früher erschiene» wäre, die paar Wochen daher ist viel unnützes Gerede gemacht worden und die russische Finanzwelt selbst hat schlimme Tage davon gehabt, doch mußte wohl auch der ersten Erklärung die Entwickelungszeit gelassen werden." Tagesgeschichte. Dresden, 20. November. Se. Majestät der Kö nig werden heute Abend mit Sr. k. k. Hoheit dem Groß- herzoge von Toscana und Se. königl. Hoheit dem Prinzen Georg von Wermsdorf zurückkehren. Ihre Majestät die Königin und Zhrc k. k. Hoheit die Frau Großherzogin von Toskana haben Sich am 18. d. M. ebenfalls nach Wermsdorf begeben und werden heute gleichzeitig mit Sr. Majestät zurückkehren. 1-. Berlin, 19. November. Der Reichstag ver wies in seiner heutigen Sitzung dm elsaß-lothringischen Landeshaushalt für 1876 an eine 21gliedrige Commission und trat sodann in die erste Lesung des Reichshaus- haltsetats für 1876 rin. Präsident vr. Delbrück theilt tu seinem einleitenden Vorträge mit, daß für das lau fende Jahr ein Betriebsübersckuß von 14 Trillione» Mark zu erwarten sei. Von Mitgliedern deS Hauses gelangten heute die Abgg. Rickert und Frhr. v. Schvr- lemer-Alst zum Worte, welche sich Beide entschieden gegen die Annahme der beiden Steuervorlagen erklärten (vgl. den Sitzungsbericht in der Beilage). Die Berathung wird morgen zu Ende geführt werden. — Wie die .,D. R.-C." versickert, wird der Reichskanzler Fürst Bismarck im auswärtigen Amt zu morgen (Sonn abend) Mittag aus Barzin zurückcrwartet. In seiner Begleitung werde sich die Fürstin Bismarck befinden. Dagegen wird der „Schl. Ztg." unterm gestrigen Tage von hier geschrieben, es scheine sich die Nachricht, daß Fürst Bismarck voraussichtlich in den nächsten Tage» nach Berlin zurückkehren werde, leider nicht zu bestätigen. Es soll allerdings in der Absicht des Reichskanzlers gelegen haben, nach Berlin zu kommen, da er mit seiner Familie in der Nähe seines zukünftigen «Schwieger sohnes, des jungen Grafen Eulenburg zu sein wünschte, der bekanntlich einen Rückfall erlitten hat. Auf die Nachricht von der Besserung des Patienten habe Fürst Bismarck, dessen Befinden noch immer zu wünsche» übrig läßt, seine Reise nach Berlin von Neuem — hoffentlich jedoch nur auf kurze Zeit — vertagt. Da gegen ist am 17. November die Eomtesse Bismarck mit ihren beiden Brüder» hier eingctroffen. — Die heutige „Post" schreibt: Es wird vielfach die Frage erörtert, ob »eue Vorlagen auf dem Gebiete der Kirchenpolitik bevorstehen. Aus Anlaß des Besuchs, welche» der Cultusminister 1>r. Falk in Varzin abgestattet hat, sind mancherlei irrthümliche Nachrichten über bevor stehende Acte der Rcichspolitik in Umlauf gekommen. In unterrichteten Kreisen versichert man, daß die Er- örterung dieser Angelegenheit noch nicht abgeschlossen ist. — Dem Oberpräsidium in Breslau ist gestern die Erwiderung des Domcapitels auf die Aufforderung der Negierung, betreffend die Wahl ein cs Bisthu ms- verwesers, zugcgangcn. Zn derselben wird die Wahl abgelehnt, da eine Bacan; des fürstbischöflichcn Stuhles nach kanonischem Rechte nicht eingetreten sei. — Der Abg. Feldmarschall Graf Moltke, der einige Zeit unwohl war, ist völlig wieder hergestellt und war heute wieder im Reichstage anwesend. - Hannover, 17. November. Die Einberufung der hannöverschen Landessynodc ist heute erfolgt, und zwar auf den 2. December. — Während der Staats anwalt Tessendorff in Berlin bekannt macht, daß die Beschlagnahme der Arnim'schen Broschüre „kro Aitülo" von der Nathskammer des dortigen Stadt gerichts bestätigt ist, meldet der hiesige „Courier", daß die Beschlagnahme derselben Schrift von der Nathskammer des hiesigen Obergcrichts nicht bestätigt worden sei. Straßburg, 15. November. In diesem Jahre ist, wie man der „K. Z." berichtet, ein Theil der hiesigen neuen F ortificationen zu einem gewissen Abschlusse gelangt, indem eine größere Anzahl der auf den westlich von Straßburg gelegenen Höhen befindlichen Forts so weit fertiggesiellt worden ist, daß bereits im Laufe des Sommers deren Uebcrnahme von Seiten der baulciten- deu Behörde erfolgen konnte. Durch die Fertigstellung dieser bedeutenden Werke ist Straßburg zu einem der festesten deutsche» Plätze umgeschaffen, wenn auch die Stadt noch ihren nach älterem System erbauten Festungs gürtel behalte» hat. Neber den Bau der neuen Um- wallungslinicn verlautet nur so viel, daß eifrig an den einschlägige» Entwürfe» gearbeitet wird. Karlsruhe, l7. November. (Fr. I.) Die zwischen Baden und der Schweiz schon länger bestehende Ver einbarung, daß Angehörige des einen Landes, welche im andern wohnhaft sind, ohne aber das Bürgerrecht dort zu besitzen, weder zum betreffenden Militär dienst, noch zu einem Gcldersatz für Nichtlcistung der Militär pflicht angehalten werden sollen, ist nun durch Ver mittlung der deutschen Ncichsregierung auf das ganze Reich ausgedehnt worden. Feuilleton. Nedigirt »ou Ott» BanE. Dit Dreyßig'sche Sing-Akademie brachte am Buß tage, den 19. d. unter Direktion des Herrn Musik- directors Blaßmann in der Frauenkirche F. Mendels- iohn-Bartholdy's Oratorium „Paulus" zur Auf führung, und zwar zum Besten des unter allerhöchstem Proteetorat Ihrer Majestät der Königin Carola stehenden Vereins „Daheim für Fabrikarbeiterinnen". ES war ein dankenswerthes Unternehmen, dies herr liche Werk Mendrlssohn's einmal wieder zu Gehör zu bringen, der unter den modernen Meistern oratorischer Musik nicht blos durch seine hohe Begabung als Ton- setzer hervorragt, sondern auch besonders durch sein intimes künstlerisch intelligentes Hineinleben in Wesen und Form klassischer Vorbilder durch den wahrhaften religiösen Ernst und die mit geistreichem Können ausge rüstete innere Neigung, womit er sich dieser Richtung hingab. Die Verbindung alten Sinnes mit neuen Aus- druckSmitteln war die zu lösende Aufgabe. Mit meister hafter Technik, feinem Kunstvrrstand, Geschmack und gewissenhaftem Vollendungstrieb hat sich Mendelssohn Inhalt und Formen einer vergangenen Periode in einer Weise zu eigen gemacht und umgestaltet, die neu und bereichert — namentlich auch in Verwendung der In- strumrntalmittel — und doch edel und einheitlich er scheint und die zugleich von der Eigenthümlichkeit seines Geistes und seines musikalischen Schaffens, wie sie in ganz anderer Weise nur der Gegenwart angehörten, doch vollkommen durchdrungen bleibt. Allerdings auch von seiner sorglich maßvollen Ausdrucksart, dir über eine gewiße Grenze schwer hinausgeht, zum unmittel bar« Ausfluß ursprünglicher kerniger Kraft und inten siver Macht des Ausdrucks, sich von den letzten Steigcr- ungo» des dramatische» Moments zurückhält. Und auch das moderne Element weicher, sentimentaler Stimmung trat hinzu, welches indeß, eben weil es aus der Em pfindungsweise der Gegenwart entsprungen, umsomehr der Empfänglichkeit und dem Gefühl des Publicums entgegenkam. Das Oratorium „Paulus" ist in seiner Gesammt- heit musikalisch bedeutend in Conccption, stilvoller Haltung und kunstreicher Ausführung; einzelne Stücke treten hervor durch Schönheit der Erfindung, Kraft und überzeugende Innigkeit der Idee zu vollendetem Aus druck und ergreifender Wirkung erhoben. Am reichsten ist daran der erste Theil. Der zweite Theil beginnt gleich mit einer Fuge; eine bet Mcndels- sohn's meisterlich polvphonifchcr, stimmenlebcndiger Schreibart überflüssige Concession an modern schul mäßigen Usus, der sogar von Bach nicht herzuleiten ist. Allmählig wird die — im höhern Sinne — künst lerisch conventionclle und reflective Gestaltung fühlbarer. Nicht durch schwächere Musik, obwohl der zweite Theil keinen so schönen Chor wie „Siehe wir preisen selig" ausweist; aber man vermißt den belebenden Eindruck des Charakteristischen, der Gegensätze. Musik und Text — der eine Steigerung und einen einheitlichen Inhalt entbehrt — könne» nicht die zu große Dehnung des Werkes decken, das um eine halbe S.undr zu lang ist; eine monotone Wirkung tritt endlich ein. Die Auf führung war unter verständnißvoller Leitung dcs Herrn Musikdirektors Blaßmanu eine höchst gelungene und er wies sorgsame Vorbereitung. Der instrumentale Theil wurde von der Mannsfeldt'scken Kapelle sehr tüchtig ausgeführt; der Chor, durch Mitglieder des „Orpheus" kräftig unterstützt, löste seine Ausgabe höchst lobens- Werth, präcis,.rein, gut nüancirt. Die zahlreichen Sylt wurden mit würdiger Auffassung, sicherer und geschmack voller Haltung ausgeführt. Es betheiligten sich dabei die fürstlich schwarzburgische Kammersängerin Fräulein Breiden st ein, Frau Hofkapellmeister Krebs-Mi cha lest, die Herren Geyer und Schmock, königl. Domsänger ans Berlin. Die kleine Altpartie trat durch den ausdrucksvoll bewegte» und künstlerisch behandelter Vortrag der Frau Krebs-Michalesi eindrucksvoll hervor, und Fräulein Breidcnstein gab eine vorzügliche Leistung durch ihre wohlgrschulte, warme, musikalisch fein ausge- arbeitete Grsangsweife, durch den sympathischen, klaren und Hellen Timbre ihrer Stimme. Leider mußte der musikalische Genuß von der Wieder gabe des schönen Werks seine Einschränkung in der Klangwirkung der Lokalität finden, die bekanntlich rasch bewegten Tonfiguren und wechselnden Harmonien gar ungünstig ist. C. Banck. Der innere Umbau der Hof- und Sophienkirche. Die Renovation der Sophienkirche würde für jeden Architekten eine peinliche Aufgabe gewesen sein, kam cs doch hier mehr wie bei vielen andern Bauwerken darauf an, mit den gegebenen Verhältnissen und Hinder nissen zu rechnen, nicht zu große Kosten zu verur sachen und ein Ganzes herzustellen, das auch den praktischen Anforderungen des Tages entspricht, ohne mit dem Gejammteindruck der überlieferten Grundlage völlig zu brechen. Es muß billig frstgrhalte» werden, daß dir Lösung solcher Fragen an Zeit und unsäglichen Mühen mehr Opfer kostet, als 'Reusch öpfungcn in ihrem Resultat aber stets minder belohnend ist. Das Aeußere der Sophienkirche hatte der Architekt Prof. Ar nold, wie allgemein bckannt, schon früher renovirt. Nach Fertigstellung desselben sollte die Erneuerung des Innern unmittelbar folgen. Verschiedene Umstände, besonders der Krieg führten jedoch eine mehrjährige Verzögerung herbei. Erst im Jahre 1874 ward eS möglich, an die Ausführung des in den Hauptzüge» schon früher ausgestellten Projektes zu denken. Der genannte Architekt bereitete Pläne und Ausführungen in den Werkstätten vor und so konnte nach dem Oster feste die Arbeit in der Kirche selbst beginnen. Die In tentionen des Architekten waren dabei: 1) Möglichste Freilegung dcs ursprünglichen Werkes durch Beseitig ung späterer An- und Einbauten; wo letztere nicht zu beseitigen, eine stilgerechte Umwandlung derselben. 2) Vermehrte gleichmäßige Beleuchtung der Kirche. 3) Verbesserte akustische Wirkung. 4) Vermehrte Cir- culation. Zu dem Alle» war »un eine Kürzung und Geradführung der Emporen an der Westseite und am Altarplatze, und der Abbruch der großen Betstube auf der zweiten Empore der Kanzel gegenüber nothwendig. Ferner ei» Verschieben der Oeffnungcn und Mauer massen an der Kanzclwand auf der Nordseite, um größere Harmonie zu erziclen; auch galt es, die lothrechtcn Linien, überhaupt das Aufstrebende dcs Stiles zu ver schärfen und wenigstens im nördlichen Schiff, wo keine Emporen, den ursprünglichen Charakter zu gewinnen- Scho» früher war die Stabilität des Gebäudes durch «»gefügte Strebepfeiler und durch ein System von Strebebögen sicher zu stellen — eine Arbeit voll Schwie rigkeit an und für sich, vermehrt durch die in der Kirche vorhandenen Grüfte. Als ein wesentlicher Schmuck der Kirche fälle« nun mehr die Fanden der Privatoratorien, reich in Sand- stein ausgeführt, angenehm ins Augc. Nicht minder läßt sich die- von der Kanzel mit zwei nebenstehenden Portalen als Hauptgruppc der nördlichen Wand sagen. Die Kanzel ist von Sand-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite