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Dresdner Journal : 14.11.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-11-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187511146
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18751114
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18751114
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-11
- Tag 1875-11-14
-
Monat
1875-11
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 14.11.1875
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2d 26». Sonntag. Len 1ä. November. 1875 l» ss«r« <«!»«« »«ttk« ... 1» 4 L»rk »0 ?k. Lio«tt« Luwm«r»! 10 kk. S«««K»IK ä„ ä«vttok»o 8«<L« tritt?o«t- Stt»patt«oUtt^ tuma. lM»or»1«»pr«1»»: kLr ä«a K»ow «tt«r k«titr«ils: >0 kl. v»ttr äi« 2«Ia: 40 kt. Lr»e»*l—»» 1'L^Uo^ »ut ^a«»d»« s« Koa»- ovä kOr äan kolzvoä«» 1»^. Dres-llerÄlmml. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. !v»«r»teu^oit»d»» »»,nLrt«r 1-ttpttU: ^>. Z>ran-L»t«tt«r, OamalittioaLr ä« Urexioer loariutt»; «d«<tt«.: /k'ort, Wl«v-r,tp,t^ L«,!-rr«tt»-«nutkttr» ». W.: La«««—te,n <S »«r!tt-WI«-L»»duri-«r»F-l.«tp«t^-Ur«kttr! » LI.- Wittek«: Laci. Zko«e, Iirltt: L /nvaiilien- «kmt, L. F/S^eettt, >r««»r L. Lc^otte, >r«l«: F üta»»-«-'» Uürv»u; vk««1tt! kr«kkurt «W.: L ^ae-er^tür« u. 0. Ler^«o»n liuckd., La«S«<4(^o., OkrUtt: /«v-O., L««vr: t,'.§Äü«/er,' k»rtt: Lava«, LaM«, Luiker et Oo., It,tt»«rt: Lauö« F (7o., N«»d«r^: L. L7ea«i-en, Vt«: OxpeKt. U»raa«x«derr Lvoi^l. krpxlitioll ä«» vrsxiosr lovval», I)r««ueu, 2vioxer«trL—« Lo. 20. Imtlicher Theil. Bekanntmachung, die Ausgabe neuer ZinSbogen zu den auf den Staat übernommenen 4'^ Prioritäts-Obligationen vom 2. Januar 1856 der vormaligen AlbertS- bahn - Aktiengesellschaft betreffend. Gegen Rückgabe der unter dem 2. Januar 1866 auSgefertigten, mit dem Termine 2. Januar 1876 ab laufenden Talons der oben bezeichneten Privritäts- schuld sollen »o« 1. Decemter dieses Jahre» an neue Zinsdocumrnte, bestehend aus Talon und 18 Coupons auf die Termine 1. Juli 1876 bi» mit 2. Ja nuar 1885, bei der Staatsschulden - Buchhaltern zu Dresden — Landhaus I. Etage — Wochentags während der Vormittagsstunden von 9—1 Uhr zur Ausgabe ge langen, wobei die umzutauschenden alten Talons nach der Nummerfolge geordnet abzugeben sind und aus wärtige Interessenten den Umtausch durch hierortige Beauftragte besorgen lassen muffen, da die Staats schulden-Buchhalterri mit keinerlei hierauf Bezug haben den Schristenwechsel und Zusendungen sich befassen kann. Dresden, den 12. November 1875. Der LandtagSausschuß zur Verwaltung der Staatsschulden. Pfotenhauer. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Vie», Sonuahtvd, 18. November (Corr.-Bur.) Die Kaiserin hat au» Anlaß de» 10« jährigen Jubiläum» de» von der KaiseriajMaria Theresia und de« Kaiser Joseph II. begründeten, in Her nals bestehende« ErziehungSinstttut» für OffinerS- tschter zur Vermehrung der ZSglingsstellen 10,000 Sulde« a«ge»iesea und in einem von der „Wie- »er Zeitung" veröffentlichten Handschreiben an die Erzherzoginnen Marie und Clotilde zur wirk samen Üuterstuhung und Förderung der Zwecke de» Instituts aufgefordert. Da» Handschreiben lautet: Liebe Frau Muhme Erzherzogin Marie (Clotilde)! Es ist Män inniger, auch von Sr. Majestät Meinem kaiserlichen Herrn Gemahl getheilter Wunsch, daß die bisher gestiftete Zahl von 70 Zöglingsplätzen im Her» nalser OffizierStichterbildungsinstitute eine dem sichtbar gesteigerten Bedürfnisse entsprechende Vermehrung er halten möge. Das demnächst eintretende 100jährige Ju- biläum des Bestehens der durch Unsere erlauchten Vor fahren Kaiserin Maria Theresia und Kaiser Joseph II. gegründeten segensreich wirkenden Anstalt erachte Ich als den geeignetsten Zeitpunkt, um durch einen an Oesterreich-UngarnS Müdthätigkeit noch niemals vergeblich gerichteten Appell die Mittel für die angestrebte Erwei terung zu erlangen. Indem Ich Meinerseits dem ge dachten, die schweren Familiensorgen vieler braver Offi ziere lindernden Zwecke einen Beitrag von 10,000 Gul den widme und Mich Euer Liebden Sympathie für diese, zunächst uns Frauen naheliegende Angelegenheit versichert halte, erbitte Ich Mir Ihre wirksame Unter stützung zu dem Ende, um in Meinem Namen durch Euer Liebden persönliche Einflußnahme einer so segens reichen Idee in den weitesten Kreisen der dortseitigen (hirrseitigrn) Reichshälfte den fördersamstrn Schutz an- gedeihen zu lassen. Ich verharre mit der Gesinnung der vollkommensten Hochachtung Euer Liebden gutwillig« Muhme Elisabeth. Gödöllö, 7. November 1875. Pari», Freitag, 12. November, Abend». (W. T. B.) Da» Ergebuiß der gestrigen Absti». mung der Nationalversammlung über den Wahl- moduö bei den politischen Wahlen erregt große Sensation. Wie au» parlamentarische« Kreise» verlautet, wären die Konservativen jetzt sehr ge neigt, auf eine möglichst baldige Auflösung der Nationalversammlung cinzugehen. (Vgl. unsere Pa riser Korrespondenz unter „Tagesgeschichte".) Versailles, Freitag, 12. November. Abend». (W. T.B.) In der heutigen Sitzung der National- Versammlung wurde die zweite Lesung de» Wahl gesetze» fortgesetzt; die Artikel 15—21 wurden ge nehmigt. Ein Amendement, wonach die Ueber- nähme eine» Mandat» zu der gesetzgebenden Ver sammlung unentgeltlich erfolgen und eine Ent- schädigung daher nicht stattfinden sollte, wurde »b- grlehnt. Zur Berathung deS Municipalgesetze» wurde der nächste Montag bestimmt. Der Justizminister Dufaure hat da» neue Preß- gesetz vorgelegt. Nach dem Negierungscutwurfe sind die meisten Prrßdelicte wie seither der Kompetenz der Schwur, gerichte überwiesen; nur einige Preßvergehen werden von den Zuchtpolizeigcrichten abgeurtheilt. Bei Beleidigung auswärtiger Souveräne tritt auf Antrag des'Ministers des Auswärtigen die gerichtliche Verfolgung von Amts wegen ein. Mit der Annahme des Preßgesetzcs erfolgt die Aufhebung des Belagerungszustandes an allen Or ten, ausgenommen in Paris, Lyon, Marseille, Ver sailles und Algier, wo derselbe noch bis zum 1. Mai 1876 bestehen bleibt. Barcelona, Freitag, 12. November, Vor mittag». (W. T. B) Gestern haben sich abermals 548 Carlisten den Regierungsbehörden gestellt, nachdem eine Streifschaar derselben angegriffen und zersprengt worden war. (Vgl. die „Tagcs- geschichte" unter Madrid.) Athen, Freitag, 12. November, Mittags. (W. T. B.) Die mit der Untersuchung gegen die früher« Minister Valassopulo» und Nikolopulo» beauftragte Commission der Deputirtenkammcr hat dieselben einem Verhör unterzogen und darauf die Untersuchungshaft gegen sie verhängt. Die Kam- mer hat, dem Anträge de» Ausschusses gemäß, da» Gesetz angenommen, durch welche» 31 in der vori- gen Session mit ungenügender Stimmenzahl be schlossene Gesetze für ungiltig erklärt werden. Tagesgerichte. Dresden, 13. November. Der heutige Geburts tag Ihrer Majestät der Königin Mutter ist am königlichen Hofe durch ein Familiendiner bei Ihrer Majestät der Königin Mutter gefeiert worden. In der Residenz fand Morgens große Reveille der Militär musik Statt, die Militärwachmannschaften haben den Paradeanzug angelegt, und Abends werden die öffent lichen Plätze der Stadt festlich erleuchtet sein. I-. Berlin, 12. November. Dem in den letzten Tagen unter die Mitglieder des Reichstags vertheilten Etat des Ncichskanzleramts ist u. A. eine Denkschrift über das zu errichtende Neichsgesundheitsamt bci- gegeben. Dasselbe soll dem Ncichskanzleramt unmittel bar untergeordnet sein und einen lediglich berathenden Charakter tragen. Als feine Aufgabe wird bezeichnet: das Ncichskanzleramt sowohl in der Ausübung des ihm verfassungsmäßig zustehenden Aussichtsrechts über die Ausführung der in den Kreis der Medicinal- und Vete rinärpolizei fallenden Maßregeln, als auch in der Vor bereitung der weiter auf diesem Gebiete in Aussicht zu nehmenden Gesetzgebung zu unterstützen, zu diesem Zwecke von dm hierfür in den einzelnen Bundesstaaten be stehenden Einrichtungen Kenntniß zu nehmen, die Wir kungen der im Interesse der öffentlichen Grsundheits- pflege ergriffenen Maßnahmen zu beobachten und in ge eigneten Fällen den Staats- und den Gemeindebehörden Auskunft zu crtheilen, die Entwickelung der Medicinal- gesctzgcbung in außerdeutschen Ländern zu verfolgen, sowie eine genügende medicinischr Statistik für Deutsch land herzustcllen. Die Behörde soll aus drei Personen — zwei Acrzteu, bez. einem Arzte und einem Statistiker, und einem Vcrwaltungsbeamten — bestehen und in Berlin ihren Sitz haben. Die jährlichen Kosten sind auf 48,440 M. veranschlagt. — Der Reichsmilttär- etat, dessen innere Einrichtung gegen die Vorjahre durchgreifende Aenderungen zeigt, füllt einen stattlichen Ouartband von 519 Setten, von denen 100 Seiten auf den Etat des königl. sächsischen Kontingents fallen. Der letztere weist nach an Einnahmen 18,390 M. (10,005 M. mehr als im Vorjahre), an fortdauernden Ausgaben 18,522,504 M. (575,960 M. mehr), wovon 15,582 künftig wrgfallend, an einmaligen Ausgaben 679,475 M. (340,591 M. mehr). Unter den letztgedachten Aus gaben erscheinen 283,235 M. als Kosten für eine im nächsten Jahre stattfindende Corpsübung — eine solche hat seit 1872 nicht stattgefunden — und zwei Posten von je 150,000 M. als erste Raten zur Erbauung von zwei in Dresden zu erbauenden Kasernen, deren jede im Ganzen 750,000 M. Baukosten verursachen wird. Die eine Kaserne ist bestimmt für dir zwei jetzt in Pirna garni- sonirenden, später nach Dresden zu verlegenden Esca- drons des Gardereitcrregiments — wogegen die jetzt in Radeberg garnisonirende Feldartillerieabtheilung nach Pirna verlegt werden soll; die zweite zur Aufnahme des von Meißen nach Dresden zu verlegenden 2. Jäger bataillons Nr. 13. Zur Begründung des letztgedachten Postulats ist angeführt, daß die Stadt Meißen nicht mehr im Stande sei, die Mannschaften des dort garni- sonirenden Jägerbataillons in Bürgerquartieren unter- zubringen. — Der in jeder Session wiederkrhrende An trag auf Bewilligung von Diäten für die Reichstags- Mitglieder ist auch diesmal wieder vom Abg. Ür. Schulze-Delitzsch eingrbracht worden. Unterstützt wird derselbe durch 32 Mitglieder der Fortschrittspartei. — Der Präsident des Reichstags, Oberbürgermeister ». Forckenbeck, hat sich heute nach Breslau begeben und wird von dort erst am Dienstag Abend wieder hier eintreffen. Die Verwaltung seines städtischen Amtes in Breslau machte seine Anwesenheit auf einige Tage dort erforderlich. — Wie die „Post" hört, hat der Justiz- ausschuß des Bundesraths die Bestimmungen der Straf- Novelle, wie sie vom Reichsjustizamt ausqearbeitet waren, fast durchweg angenommen. Von wesentlichen Aenderungen sei nur die eine hervorzuheben, daß der Ausschuß die Einführung ver Friedensbürgschaft ver worfen hat. Wo sonst noch Aenderungen beantragt werden, da seien dieselben nur aus dem Bestreben, Un klarheit zu vermeiden und eine schärfere logische Fassung zu geben, hcrvorgegangen. Im Großen und Ganzen stehe der Bericht des Ausschusses vollständig auf dem Boden der Vorlage. — Generalfeldmarschall Graf Moltke, welcher bereits seit einiger Zeit den Sitzungen des Reichstags nicht beigewohnt hat, ist infolge einer nicht unerheblichen rheumatischen Erkältung genöthigt, das Zimmer zu hüten. — Wie hiesige Blätter berichten, hat die Nathskammer des hiesigen königl. Stadtgerichts am Mittwoch Abend, auf Antrag des Staatsanwalts, die Bcschlagnahme der angeblich vom Grafen Arnim verfaßten Broschüre „kro Aitnlo", bez. die Fortsetzung der Beschlagnahme, soweit diese bereits polizeilich erfolgt war, beschlossen, und zwar wegen des in der Broschüre enthalten sein sollenden Thatbcstandcs der Beleidigung Sr. Majestät des Kaisers und wegen wiederholter Be leidigung, bez. Verleumdung des Reichskanzlers und des auswärtigen Amtes. Die hierbei in Betracht kommenden gesetzlichen Bestimmungen sind die §8 95 (betr. Majestäts- beleidigung), 185 (betr. Beleidigung überhaupt), 187 (betr. Verleumdung), sowie 4l (betr. die Beschlagnahme einer strafbaren Druckschrift) deS Neichsstrafgesctzbuches, bez. 8 24 deS ReichspreßgesetzeS. — Der „D. N.- u. St-A." enthält heute einen Erlaß deS evangeli schen OberkirchenrathS vom 11. November, durch wel chen die außerordentliche Generalsynode für die acht älteren Provinzen zum 24 November nach Berlin ein- berufen wird. BreSlau, 12. November. Der vormalige Fürst bischof von Breslau, I)r. Förster, ist, wie die „Schief. Volksztg." erfährt, nicht unbedeutend erkrankt. Ein hiesiger Arzt wurde zur Konsultation nach Johannis berg berufen. Köln, 11. November. Man schreibt dem „Fr. Journ.": Die Ergänzungswahl zum Stadtvcr- ordnetencollegium ist, wie das Stimmenvcrhältniß am dritten Tage erwarten ließ, clerieal ausgefallen; denn gewählt wurden als Stadtverordnete die clcricalen Kandidaten und ein solcher der Fortschrittspartei. Es wird eine engere Wahl nöthig, in welche ebenfalls ein Mitglied der Fortschrittspartei kommt. Die Betheiligung an der Wahl war eine enorme. Der für. die liberalen Parteien so ungünstige Ausfall ist ganz allein den Zupstigkeiten beizumessen, welche aus dem voreiligen und einseitigen Vorgehen national-liberaler Elemente ent sprangen. Man ignorirte die Fortschrittspartei, es ihr anheimgebend, in die national-liberale Partei auf zugeben. Straßburg, 10. November. Die Bibelgesellschaft läßt verbreiten, daß „seitdem Friedensschlüsse im Ncichs- lande und namentlich im Kreise Zabern jährlich drei bis vier Mal mehr Exemplare der heiligen Schrift ver braucht werden, als früher." Auch eine Korrespondenz der clericalen „Köln. Vlksztg." constatirt, daß seit dem Kriege der Protestantismus einen neuen Aufschwung genommen hat. In gewissen Kreisen scheine sogar die Meinung zu herrschen, daß Elsaß nur durch Beförde rung des Protestantismus sich mit der Angliederung an Deutschland aussöhnen werde. * München, 11. November. Wie die „A. Z." ver nimmt, hat Se. Majestät der König den hochbetagten Staatsrath im ordentlichen Dienst Or. v. Fischer unter Verleihung deS Prädicats „Excellcnz" in den erbetenen Ruhestand verseht und an dessen Stelle den Staatsrath im außerordentlichen Dienst Herrn «.Eisenhart unter Beibehaltung seiner bisherigen Stellung als Sccretär Sr. Majestät heute ernannt. — Betreffs der Beschwerde, welche Domcapitular Melchior Hohn wegen Verletzung seines verfassungsmäßigen Wahlrechtes im Juli d. I. bei der königl. Staatsregierung eiugerricht hat, ist (wie schon gemeldet) eine ministerielle Entschließung dieser Tage erfolgt. Dieselbe soll, in ihren Ausführungen er schöpfend, dem Domcapitular Hohn seine Stellung im Kapitel als Beirath des Bischofs von Würzburg diesem gegenüber nachdrücklichst wahren. — Die Zritungs- confiscationen mehren sich neuerdings wieder. Heute wurden hier das „Bayersche Vaterland" und die „Neue Volkszeitung" mit Beschlag belegt. *-f Wien, 1l. November. Die von einigen Hoch schuhzöllnern in: Abgcordnctcnhause in Scene gesetzte Interpellation über die Zollpolitik, welche die Regierung cinzuhalten gedenke, wird den beabsichtigten Erfolg verfehlen. Die Veranstalter hatten es auf die Betheiligung des ganzen Hauses abgesehen, um mit einer verblüffenden Demonstration vor die Oesicntlichkeit zu treten; allein dem Vernehmen nach werden sich die Polen fern halten, nnd das rechte Centrum wird wahrschein lich das Nämliche thun. Selbst unter den liberale» Fractionen des Hauses gehen die Meinungen ausein ander. Etwa 50 Mitglieder der Linken haben direct abgelehnt, indem sie erklärten, daß sie den Inhalt der Interpellation aus mcritorischen Gründen nicht billigen; viele Andere haben zwar nichts dagegen, daß überhaupt in der Frage der Handelsverträge und des Zolltarifs interpellirt werde, sind aber weit entfernt, die hypcr- protcctionische Tendenz der vorliegenden Interpellation zu unterstützen. Die Anfrage wird sich daher nicht als die Kundgebung des ganzen Hauses darstellen, vielleicht Feuilleton. Nedi«irt «vtt» Bansk. Das erste Svmphonie-Concert der königl. mufik. Kapelle fand im Saale dcs Gcwcrbehauses am 12. November unter Dircction dcs Hcrru Gcnrralmusik- directorS Or. Rietz Statt. ES brachte als Novität in vorzüglicher, präcisrr, klar gestalteter Wiedergabe Joachim Raffs Symphonie Nr. 6 v-mott mit dem Motto der Laufbahn eine- schöpferischen Gcistesherocu: „Gelebt, gestrebt. Gelitten, gestritten. Gestorben, umworben." Sie vermochte nicht eine gleich günstige und musikalisch bedeutend« Wirkung wie dieses Componisten Symphonie zur „Leonore" und Waldsymphonie hervorzubringen. In demselben Maße zwar zeigt sie die künstlerisch fer tige, in kunstreicher Durcharbeitung und in virtuoser Behandlung des Orchesters wohl geübte Technik. Aber wir empfangen den Eindruck, als ob diese Technik statt nur der Jd«r, dem Gedanken zu seiner freien nnd doch kunstschönen Gestaltung zu dienen, ganz donnnirend zur musikalischen Arbeit drängte, und den gedanklichen Gehalt durch Ausnutzung der Mache entgeistigte. Und wcrimDer- hältniß zu seiner schöpferischen Kraft zn viel producirt, kommt, von kunstgewandtcr Technik verführt, in unserer, d«n einfachen und reinen Formen und Ausdrucksmitteln entrückten Zett leicht und fast unbewußt dahin, von einer streng prüfenden und wählenden, nur nach höch stem Ziel strcbcnbcn Selbstkritik abzuirren, statt immer nur da» vrste zu geben, waS seinem Talent in guten Stunden erreichbar ist. Nicht an kunstvoller, fleißiger und geistreicher Durchführung der Motive, nicht an in teressanter und glänzender Tonwirkuna, nicht an formeller Klarheit fehlt es dieser Symphonie, aber an warm-inner» licher, gedanklich-tiefer und bedeutender Sprache, an einem natürlichen, schwungvollen Werden nnd Wachsen der Ideen, a.r einer im Ausdruck mit scharfer Zeich nung und Plastisch klar entwickelten und mit eindringlicher logischer Gewalt wirkenden Gestaltung. Als vollendet sten, im Eindruck nachhaltigste«! Satz, originell in der Erfindung, feinsinnig, einheitlich und im Satz höchst kunstreich und fcsselnd durchgeführt, möchte ich den zwei ten, Vivace (Scherzo) hervorhcben. Dem sehr gedehnten und reflectirten LlsreiL tunelns hat sich in der Con- ceptior einiger Anklang an den gleichen Satz in Bect- hovcn's „Eroica" beigcmischt. Die übrigen Werke des Programms waren die Ou vertüre zu den „Abenceragen" von Cherubini, dieHebri- denouvrrture von Mendelssohn und Beethovens 0-moll- Symphonie. Sie wurden sämmtlich meisterhaft, mit äu ßerster Klarheit, feiner Nuancirung, warm empfundener, schwungvoller Belebung von der Kapelle ausgeführt; am schönsten die Ouvertüren und die beiden Schlußsätze der Symphonie. C. Banck. Biographische Literatur und nationale Pietät. «Fortsetzung auS Nr. r«4.) Es constatirt sich also eine auffällige Abnahme der Briefliteratur. Ihre Glanzperiode gehört dem achtzehnten und dem ersten Drittel deS neunzehnten Jahrhunderts an. Hier auf beginnt eine Zeit, in der man sich mit wenigen Ausnahmen nur noch daS Nöthigste meldet, und es ist uns jetzt darin eine Oekonomie zum Usus geworden, die mit dem besten Willen gar nicht mehr zu begreifen vermag, wo unsre Aeltern und Großältern bei so viel anstrengender Thätigkeit die Mußeztit zu so zahlreichcn, ausführlichen und je nach dem Bildungsstand« des Schreibers sogar sorgsam stilisirten Briefen hcrnahmcn. Es ließen sich hier Berechnungen aufstellen, die zu un glaublichen Resultaten führen. Wenn schon iin Anfänge dcs neunzehnten Jahrhun derts aus vielen Briefen die Unbefangenheit verloren ging, weil sie oft mit einem verborgenen Hinblicke auf einstige Veröffentlichung verfaßt wurden, so ist dies spä ter bei den wenigen ausführlicher!! Korrespondenzen wohl noch mehr der Fall. In der cditionssüchtigen Gegen wart halten literarische und wissenschaftliche Kräfte ihre Gedanken zu eigenem Gebrauche zurück; sie werden zum Leitartikel- und Büchercapital geschlagen, und es zeigt sich jetzt schon, und zwar oft bei noch ziemlich jugend lichen, rühmlosen Köpfen, daß die moderne Generation des neunzehnten Jahrhunderts das Feld der Memoiren und Autobiographien mit Eifer aubauen will und die ehedem in Briefen gegebene innere Seelenschau und Lebenserfahrung dafür aufspart. Jndrß wird immer nur ein großer Schatz von Lebenserfahrungen und eine irgendwie autorisirte Capacität solchen Editionen das Interesse der Gebildeten sichern. Es ist nicht zu übersehen, daß alle autographischrn Monumente, zu denen ebensowohl Briefe, als sämmt- liche mit noch so objectiver Tendenz ausgezeichnete Me moiren gehören, immer in erster Linie das allgemeinste Interesse nach kulturhistorischer Seite hin darbieten wer den, und daß diesem gegenüber das Fachinteresse in zweiter Linie steht und nur mit Recht von der kleincn Zahl von Fachmännern vorgezogen werden kann. Nicht mit Unrecht hat man schon darüber geklagt, daß oft mit zn emsiger Kleinlichkeit von berühmten Per sönlichkeiten und über dieselben alle auf uns gekommenen Papierschnitzel herausgegeben werden, die irgend auf jene Bezug haben — könnten. Gewiß ist die Theil- nahm« des Publikums für die Reliquien der Bildung häufig gemißbrancht. Doch cs muß bei einem Nrlhcil hierüber streng unterschieden werden, erstens auf wen sich solche Sammlungen beziehen, und zweitens, ob sie einen Inhalt haben, der zur geistigen oder biographischen Illustration der betreffenden Capacität wesentlich beiträgt. Findet sich das letztere und ist jene Capacität für die Nation eine miltclpunktlichc, so darf der Richtcrspruch nicht peinlich behandelt werden, denn was uns für den Augenblick unwichtig fcheint, kann sich bei zukünftigen Fragen als wichtig erweisen. Einzig und allein von diese»! Gesichtspunkte aus darf man die breitfchwrifigsten Sammlungen über Goethe, Schiller, Lessing, Iran Paul, Tieck, Uhland, Rückert, Lenau, Heine und andere Ruhmgrkröntc cnt- schuldigungsfähig finden, da sie als eine Quellenbiblio thek zu betrachte» sind, die nur der Eingeweihte zu lesen braucht. Dennoch sind auch hur Grenzen zu ziehen und Rück sichten zu nehmen, die bereits verletzt würden, obschon sie uns heilig sein sollten. Hierüber behalten wir unS ein Wort am Schlüsse dieser Anregung vor. Das schließt jedoch kein Vet«z gegen sachliche Dctail- forschungcn ein. Sicher gewähren diese die besten Unterstützungsmittel zu mancher noch nicht vorhandenen Cpccialbiographic und zur Vervollständigung solcher, die wir bereits be sitzen. Wir sind der Zukunft ausführlichere Rechenschaft über unser gegenwärtiges Wissen schuldig, als w«r sie von der in der Biographie unthäligcn Vergangenheit em pfangen haben. Noch viel ist hier zu thun, daß durch gcistcsklare Lebensgemälde die Nation ihre echten Genien von ge wöhnlichen Nützlichkeitsaposteln und materiellen Helden und Haudegen unterscheiden lernen möchte, um sie besser in ihrem Gedächtniß zu ehren. Sy wie es Leute giebt,
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