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Dresdner Journal : 12.11.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-11-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187511128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18751112
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18751112
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-11
- Tag 1875-11-12
-
Monat
1875-11
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 12.11.1875
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w 2«3. Freitag, den lS. November. 1875 LS»»— I» U—» 4«U»««»«» L«t«5«: iLdrliotu. . . 1-A-K ^Mrliod- 4 N»rk 50 kf. Lla—l—LeuoiLer»: 10 kk. L—r—15 ä«» L«vt»od«» L«<ü»« tritt kcxt a»4 8t»wpei»»«LIa^ tuara. l»»r»t»>pr«l»«r kür 6«a K»vw «wer x«p,It»ava?«titrmlv: 20 kt. Ootvr „Linx««urckt" äi« Lsilo: 50 ?k. Lr»«k«l»»»r I'L-Ued mit Lu»a«dwe <l«r Sous- avä Lsiert^s, Ld«oä» ILr ä«u kol^eoäev 1»jk. DreMitrImmml. Verantwortlicher Redacteur: Hoftath I. G. Hartmann in Dresden. »«»Art», Lra^t«tt«r, Ooauai—ioaLr äs« vr—ctoer äouraal»; »dsaäa».: L^a«, , I—»dar«-»«rUa-Vlra-I^lprlA. »—». N ! 2/aa»en»tsin >«rU» Vt«»-S—»5arU.?r»U-L«lx«tb - kr—kkart » U »La«5«a: Laä. Lko««e, >«rUa: § Lko«n»cL, /nvtäiära- cta»»L, L. ^Lörec/tt, >r«»«a: L ^cLtotte,- Sr«,la,: D Ltaa-ra', Lürsau; 05«m»it,! F'r. r nur klar r «.».! L ^asA»r'»sds n. 3^ v. ürrrmann^d« Uu«dt>, DaaL««40o., Stritt«: /nv -O., 8«a»or«r: 6. Lc/»üxi/rr, k«rt«: Lara«, Laurer <2 (?o., »talt^«rt: !-««/<« ct (/o., Lamdarr: H. Vt«: l-xx«iut. N«raa»xed«r: LVa^t. Lxpväitioa äs« Dreiäosr äoarmtl«, OrEsa, LMivzenstr—ss Xo. 20. Nichtamtlicher Theil. llebersicht. Telesraphische Nachrichten. TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Köln. Posen. Dtünchen. Detmold. Wien. Prag. Trient. Buda-Pest. Rom London. Kopenhagen.) Deutscher Reichstag. (Sitzung vom 10. November.) Dresdner Nachrichten. Pr»»i«zickl-Nachrichtrn. (Leipzig. Bautzen.) Vermischtes. Statistik und LolkSwirthschaft. tkingesaudteS. Frutlleto«. TaarSkalender. Lotteriraewiualiste vom 10. November. Inserate. Beilage. Börseuuachrichten. Lelegraphische Witterungsberichte. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Magdeburg, Donnerstag, 11. November. (W. T. B.) Die ..Magdeb. Ztg." veröffentlicht ei» Schreiben deS ReichStagSabgeordneten Dr. Lu cius, »elcheS die ihm von den Zeitungen zugeschrie- dene» Leußerunaen über den vom Fürsten BiS- marck ausgesprochenen Wunsch, seines Amtes ent hoben zu werde«, für vollkommen erfunden erklärt. BreSlau, Mittwoch, 10. November, Nach mittags. (W. T. B) Gemäß H S deS Gesetzes über die Verwaltung erledigter BlSthümer erfolgte ge stern die Beschlagnahme deS BreSlauer Diöeesan- vermögenS. Die Ausführung derselben ist dem RegirrnngSrath v. Schuckmann übertragen worden. Versailles, Mittwoch, 10. November, Abends. lW. T.B.) Die Nationalversammlung setzte in ihrer deutigea Sitzung die Berathung deS Wahlgesetzes Die Artikel 7 bis II gelangten zur Annahme. Die Abstimmung über Art. 12 wurde vertagt infolge deS vom Deputirten Bethmont (Linke) gestellten Antrages, daß die Offiziere und Generäle der Territorialarmee nicht wählbar sein sollen in den Bezirken, wo sie ihre Functionen ausüben. Der Artikel wurde an die Com mission rurückverwiesen. Der Art. 13, welcher die Nichtig keit des imperativen Mandats ausspricht, wurde von dem Deputirten Naquet bekämpft, dann aber mit 587 gegen 57 Stimmen angenommen. Darauf wurde die Discussion des Art. 14, betreffend das Listenscrutinium, begonnen. Der Drputirte Antonie Pontolis vertheidigte das System der Einzrlwahlrn, während der Deputirte Luro (linkes Ceutrum) für das Listenscrutinium eintrat. Die Sitz ung wurde darauf aufgehoben. In einer heute abgehaltenen Commissionssitz, ung erklärte der Finanzminister L^on Say, daß d»e Einnahmen seit Beginn dieses JahreS die Vor anschläge deS Budgets um circa 110 Millionen KrcS. übersteigen. Brüssel. Mittwoch, 10. November, Abends. (W. T. B.) Die Repräsentantenkammer hat heute die früheren Mitglieder ihres Bureaus wieder- gewählt. Vor Schluß der Sitzung machte der Deputirte An- drimont die Mitthrilung, daß vorgestern bei einer Revue über beurlaubte Milizen in Lüttich Unord nungen stattgefundcn haben, und verlangte von der Re gierung darüber Auskunft, weshalb sie nicht zur Ver meidung der erwähnten Unordnungen Vorkehrungen gc- troffen hätte, und weshalb sie die Zahl der einzubcru- fenden Milizen nicht beschränkt hätte. Der Kriegs- ministcr erklärte darauf, daß sich nicht cinberufene Mi lizen in der Cascrnr eingrfunden hätten, und daß die Zahl der Mannschaften aus diese Weise vermehrt wor den wäre. Die erwähnten Unordnungen seien durch ein Mißverständniß entstanden, und könne die Militär verwaltung für dieselben nicht verantwortlich gemacht werden. Rom, Mittwoch, 10. November, Abends. (Corr.-Bur.) Die „Opinione" schreibt: Die Mächte unterhandeln gegenwärtig darüber, ob eS nicht zeit- gemäß sei, an die Türkei eine gemeinsame Note zu richten, in welcher die Mächte darauf bestehen, daß die Pforte ihren Völkern befriedigende Re formen gewähre und diese unter die Garantie der Mächte stelle. London, Mittwoch, 10. November, Abends. (W. T. B.) Wie anS Penang vom heutigen Tage gemeldet wird, haben sich die englischen Truppen nach Baturabet, 10 Meilen von Perak, zurückge zogen. Die Bevölkerung von Harut, Silangu und Perak ist von dem Rajah zur Erhebung gegen die Engländer aufgefordcrt worden. Aus Britisch- Judien find 1000 Mann mit Artillerie abgeschickt worden. (Vgl. unter „Tagesgcschichte".) Kairo, Mittwoch, 10. November, Vormittags. (W T. B.) Ein Circularschreiben Nubar Paschas zeigt an, daß die ägyptischen Truppen am 11. Oc toder in die Hauptstadt von Harar (Somal) ein gerückt seien. Der Emir habe sich unterworfen. Tagesgeschichte. Dresden, l l. November. Ihre Majestät die Kö nigin haben Sich gestern Abend 6 Uhr 10 Minuten mit Ihrer k. k. Hoheit der Großherzogin von Tos cana und Sr. königl. Höhest deui Prinzen von Wasa nach dem Jagdschloß Wermsdorf begeben und werden heute Abend mit Ihrer k. k. Hoheit der Großherzogin von ToScana von dort hierher zurückkehren. * Berlin, 10. November. Die „Prov.-Corr." be stätigt, daß Se. Majestät der Kaiser morgen Nach mittag mit den Prinzen und zahlreichem Gefolge über Gardelegen zu den hergebrachten Hofjagden in der Letz linger Forst zu reisen, am Freitag und Sonnabend die Jagden abzuhalten und am Sonnabend nach 9 Uhr Abends wieder in Berlin einzutreffen gedenkt. —Der Kaiser hat, derselben Quelle zufolge, in letzter Zeit be sonders auch den Angelegenheiten der evangelischen Kirche und der Vollendung des Aufbaues ihrer Ver fassung die ernsteste Fürsorge gewidmet. Der von dem Cultusminister und dem evangelischen Oberkirchenrathe ausgearbeitete Entwurf der Synodalordnung für die Landessynode hat nach sorgfältiger Prüfung die allerhöchste Genehmigung erhalten, und nach Ernennung der 30 landesherrlich zu berufenden Mitglieder wird die Einberufung der Synode nunmehr noch im laufenden Monat erfolgen. — Der deutsche Botschafter am russi schen Hofe, Prinz Heinrich VII. Neuß, wird sich, wie die „N- Pr. Z." erfährt, binnen Kurzem nach St. Petersburg begeben, nm dort sein Abberufungsschrcibcn zu überreichen. Als seinen Nachfolger auf dem St. Petersburger Botschafterposten bezeichnet man den Gc- ncrallicutenant v. Schweinitz, bisherigen deutschen Botschafter am österreichischen Hofe. Bekanntlich fungirte Hr. v. Schweinitz früher längere Zeit als diesseitiger Militärbevollmächtigter in St. Petersburg. — Der Bundesrath trat heute zu einer Sitzung zusammen. Den Vorsitz führte Staatsministcr Delbrück. Die Ver ordnung über den Geschäftskreis, die Einrichtungen rc. der deutschen Sccwarte wurde nach den Ausschnßanträgen angenommen. Es folgten mündliche Nusjchußberichte über den Etat der Marmeverwaltung, sowie über die EiWösungsstellen der Chemnitzer Stadtbank, über Statut- än^rungen der Kölnischen Privatbank, der Bremer Bank. —»Zu dem Gesetz über die Beurkundung des Personcn- stHdes und die Eheschließung halte der Reichstag eine Nckvlution angenommen, den Reichskanzler zu ersuchen, beider königl. preußischen Regierung dahin zu wirken, daß die Standesbeamten in den Landesthcilen mit panischer Bevölkerung angewiesen werden, die- je»gen Vornamen, welche in beiden Sprachen eine vcr- sclnedene Form haben, zwar in deutscher Schreibweise injdie Register rinzutragcn, dir polnische Form aber in >iAmmern bcizusügen. Der Bundesrath hat diese Rr- somtion der königl. preußischen Regierung zur weiteren geeigneten Veranlassung zugehrn lassen, und es sind hchrauf, wie dem Reichstage mitgetheilt ist, die LÄerpräsidentcn der Provinzen Preußen, Posen und Schlesien beauftragt, die Standesbeamten in den Lcmdcstheilen mit polnischer Bevölkerung, der Reso lution entsprechend, mit Anweisung zu versehen. — Die Einberufung der neuen Provinzial-Land- tage der Provinz Preußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen ist für dir ersten Tage des Januar k- I. in Aussicht genommen. Die Wahlen zu den neuen Provinziallandtagen sind fast durchweg vollzogen; aus den Provinzen Pommern und Sachsen liegen die Ergeb nisse vollständig vor, aus Preußen fehlen die Nachrichten nur noch von einem Kreise, aus Schlesien von zwei, aus Brandenburg von fünf Kreisen. Schon jetzt ist, wie die „Prov.-Corr." constatirt, zu erkennen, daß die mehrfach gehegte Besorgnis, wegen einer zu geringen Berücksichti gung der Stabte sich nirgends bestätigt hat. In allen Provinzen ist der sich nach der Bevölkerung ergebende Prozentsatz für die Städte nicht nur erreicht, sondern mehr oder weniger überstiegen. Gerade in der Provinz Schlesien, aus welcher jene Besorgniß besonders lebhaft kundgegeben war, hat das städtische Element bei den Wahlen die größte Berücksichtigung gefunden. — Mit der am l. Januar k. I. in Kraft tretenden neuen Vor mundschaftsordnung hat auch das als unentgelt liches Gemeindeamt zu errichtende Amt der Waisen- räthc seine Wirksamkeit zu beginnen. Damit in der Handhabung der Vormundschast nicht Verzögerungen und Störungen eintrrten, muß die Ernennung der Waisenräthe schon vor dem genannten Zeitpunkt ersolgrn und damit umsomehr alsbald vorgegangen werden, als mit derselben in größeren Gemeinden auch die Abgrenzung der Bezirke mehrerer Waisenräthe verbunden ist. — Die „N. A. Z." meldet, daß die in Zürich erschienene, vom Grasen Harry v. Arnim verfaßte oder durch ihn ver anlaßte Broschüre „kro blißilv" behördlich mit Be schlag belegt worden ist. Auch die „N. Pr. Z." er klärt heute, cs werde Jedermann zunächst den Grafen Harry v. Arnim selbst als den Verfasser ansehrn, und sollte dies im vollen Sinne des Wortes nicht richtig sein, so werde ihm doch mit Grund die Verantwortlichkeit für das Erscheinen des Buches zugeschricbcn werden, da ohne seine Einwilligung und Mitwirkung die Abfassung des selben nicht denkbar wäre. Daß die Flugschrift der Sache des Grafen keinen Nutzen bringen wird, dürfte schon jetzt als feststehend gelten. Die „Post" weist darauf hin, daß Graf Harry v. Arnim als lediglich zur Disposition gestellter Diplomat noch immer der Disciplinargewalt des auswärtigen Amtes unterstellt bleibt. I-. Berlin, 10. November. Der Reichstag setzte in seiner heutigen Sitzung zunächst die erste Berathung des Gesetzentwurfs über Abänderung des Jnvaliden- fondsgesctzcs fort. Abg. Richter (Hagen) bekämpfte den Vorschlag, ausländische Staatspapiere in den Kreis der jenigen Effecten aufzunehmcn, deren definitiver Ankauf zulässig sein sollte, erklärte sich aber bereit, dafür zu stimmen, daß die einmal im Besitze des Jnvalidenfonds befindlichen ungarantirten Eisenbahnprioritäten nicht blos bis 1880, sondern definitiv behalten würden. Die Abgg. Frhr. v. Minnigerode und v. Kardorff erklärten sich eben- saUS gegen die Zulassung ausländischer Staatspapicrc. Abg. v. Benda, der als Mitglied der Ncichsschulden- commission Gelegenheit gehabt hatte, sich über den Stand des Jnvalidenfonds am I. Oktober d. I. zu informiren, constatirte, daß der Capitalbestand des Fonds durchaus intact sei. Die Vorlage wurde der Budgetcommission zur Vorberathung überwiesen. Die übrigen Bcrathungs- gegenstände waren von nur untergeordneter Bedeutung. (Vgl. umstehend den Sitzungsbericht.) In der morgen den Sitzung wird der Gesetzentwurf über Beseitigung von Anstcckungsstoffcn bei Vichbcfördcrungen auf Eisen bahnen in zweiter Lesung berathen werden. Mit Er ledigung dieses Gegenstandes ist der augenblicklich dem Reichstag vorliegende Berathungsstoff erschöpft; es wird daher jedenfalls wiederum eine Pause in den Plenar sitzungen bis zur nächsten Woche rintreten müssen. Die Strasgesetznovelle wird, der „Prov.-Corr." zufolge, dem Reichstage spätestens in der nächsten Woche zugehc». Köln, 10. November. (K. Vlksztg.) Heute Morgen ist die angrkündigte Schließung des hiesigen erzbischöf lichen Priesterseminars durch den Polizridirector Regicrungsrath v. Fischer-Treuenfeld im .Auftrage des Oberpräsidenten vollzogen worden. Nachdem constatirt worden war, daß der Unterricht noch nicht eingestellt sei, wurden die Hörsäle versiegelt und den Doccntcn unter einer Executivstrafe von 150 Mark aufgcgeben, den Unterricht sofort rinzustellen. Unter gleicher Strafe wurde dem Präses der Anstalt geboten, binnen 14 Tagen die Alumnen zu entlassen, widrigcnsalls dieselben Ex mission zu gewärtigen hätten. Die drei betreffenden Herren gaben zu Protokoll, daß sie nur unter Protest und mit Rücksicht auf die angedrohtc Gewalt sich fügten. Die frühere Nachricht, daß auch die Professoren das Haus verlassen müßten, hat sich demnach nicht bestätigt, wie denn in der That die Ausführung der „Schließung der Anstalt" nicht mehr verlangt und zuläßt, als daß die Schüler von den Lehrern getrennt werden. Posen, 8. November. Man schreibt der „N. Pr. Ztg.": Irr denjenigen Gegenden der Provinz Posen, wo die polnische Bevölkerung überwiegend ist, wird es von den Katholiken deutscher Nationalität seit jeher schmerzlich empfunden, daß sie einem Gottesdienste in fremder Sprache beiwohnen und Geistlichen einer an dern Nationalität ihr Vertrauen schenken müssen. In Dorf- und kleinern Stadtgemeinden, wo die Anzahl der deutschen Katholiken eine verhältnißmäßig geringe ist, wird der erwähnte Uebclstand sich nicht beseitigen lassen. Wo dagegen die Anzahl derselben eine genügend große ist, um «in« besondere Gemeiude bilden zu können, ist schon seit vielen Jahren ihr Streben dahin gerichtet, von den polnisch-katholischen Gemeinden losgelöst zu werden. So z. B. haben die deutschen Katholiken in der Stadt Posen eine besondere Kirche, in welcher von den Geist lichen nur deutsch gepredigt wird; aber Taufen, Tran- ungen und Beerdigungen dürfen diese Geistlichen nur auf Grund eines besonder» Dimissorialcs, welches von den Pröpsten der betreffenden polnisch-katholischen Ge meinden auszustellen ist, vornehmen. Demnach ist diese Kirche keine Parochial-, sondern nur eine Succursal- kirche. Nachdem nun schon seit langer Zeit dahin ge strebt worden, die deutschen Katholiken der Stadt Posen zu einer Parochialgemeindc zu vereinigen, hat neuerdings der Cnltusmintstcr infolge einer Petition gestattet, daß, gemäß dem 8 2 des Gesetzes vom 20. Juni d. I., die zu dieser katholischen Succursalkirchc gehörige Gemeinde einen besondern Kirchenvorstand und eine besondere Ge meindevertretung wähle. Es wird dadurch wenigstens Das erreicht, daß von nun ab die Vermögensangelegeu- heiten der hiesigen deutschen katholischen Gemeinde von den Vertretern derselben verwaltet werden, wogegen sonst diese Verwaltung den Vertretern derjenigen pol nisch - katholischen Gemeinde, in deren Bezirk die Suc- cursalkirche liegt, zufallcn würde. Sonach es ist ein Schritt vorwärts zur Bildung einer besondern deutschen katho lischen Parochialgemeindc in der Stadt Posen. Aus Grund der obigen ministeriellen Erlaubniß wird übrigens FelliUeton. Redi,irt »»» Ott» Baack. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 10. November: „PHLdra", Trauerspiel in sünf Acten von Racine. Uebersetzt von Schiller. (Vorstellung zu ermäßigten Preisen ) Die Einrichtung und Besetzung des Stuckes war noch dieselbe geblieben wie 1873 (am 22. November); nur spielte diesmal statt deS abgegangencn Frl. Theisen Frl. Bastö die Rolle der Aricia. Ich sah von dieser Auf- führung nur dir zweite, die Hauptscenrn einschlicßende Hälfte. Anziehender, neuer und wichtiger hätte ich mir die Leistung denken können, wenn es versucht worden wäre, eine unserm Personal angemessene Besetzung schon diesmal zu erstreben. Uebrr das Stück selbst und dessen Darstellung ist bereits bei der erwähnten Vorstellung sehr ausführlich gesprochen worden. Für den Hippolyt, den gegenwärtig Herr Rich elfen mit allem Fleiß spielt, haben wir in Hrn. Dettmer einen natürlichen Vertreter, dem die Austragung jener hier erforderlichen poetischen Gewalt und hefttgen Leidenschaft möglich ist, welche dem ander- gearteten Talente des schauspielerisch tüchtigen, aber durchaus modern verständigen Hrn. Richelsrn kühl versagt wurde. Für die königliche Pallantidrnjungfran Aricia ist Frl. Haverland das entsprechende, in beweg tester Empfindung und Rede geübte Naturell. Frl. BastS, die noch keine Verse zwanglos sprechen kann, fehlt nicht blos Alles, was man Schule nennt, sondern auch die gehörige Routine, rin Mangel, den sie jedoch durch eine immer willkommene große Jugend bei an- !Nulkiger Erscheinung vielfach ausgleicht. Außerdem ist ihr Talent für da- »erb Naive, Kräftige gesunder Cha raktere sehr wohl geeignet und eine Beschäftigung in die ser vphärc würde dieser Schauspielerin und zugleich dem Theater vortheilhaft sein. Eine solche Neubesetzung brächte für das Ensemble in.der „Phädra" wieder frischeren Aufschwung hervor. Das Haus war bis auf den ersten Rang sehr zahlreich besucht. Hr. Porth hatte seinen Theseus in der ent scheidenden Scene mit dein Sohne noch maßvoller durch gestaltet. Frl. Ulrich zog abermals in der Titelrolle durch eine phantasicvolle Ausfassung derselben an, genüg aber ist cs nicht vortheilhaft, die angelegten Tonfär- bungrn so heftig durch jene Kraft der Teclamation zu unterstützen, welche zu der Ausgiebigkeit des Stimm- vrgans im Mißverhältniß steht. O. B. DaS (Geheimmittel Unwesen. Nebst Vorschlägen zu dessen Unterdrückung. Von Or. Hermann Eberhard Richter. Zweites Bändchen. Leipzig. O. Wigand 1875. Im Jahre 1872 erschien das erste Bändchen, und schon nach drei Jahren läßt der unermüdliche Fleiß des Verfassers als Fortsetzung ein zweites Nachfolgen. Die Eintheilung deS Stoffes ist im Wesentlichen dir gleiche geblieben. DaS erste Eapitcl bringt ein Verzeichniß der neuerdings bekannt gewordenen entlarvten Gehcimmittel. Die Zahl derselben betrug im ersten Bändchen schon 550, zctzt kommen noch 289 hinzu» so daß sich die Ge- sammtzahl auf nicht weniger als 839 erhebt, von denen 45 Proc. zur inneren und 55 Proc. zur äußeren An wendung dienen. Ein immerhin außerordentlich trauri ges Vcrhältniß, welches auf diejenigen Leute, die von populären mrdicinischcn Vorlesungen und allgemeinen Belehrungen der Masse sich große Erfolge versprechen, wahrhaft rntmuthigend wirkm muß. Ein schwacher Trost liegt wohl darin, daß die neuerdings vielverbrei- tcte Ansicht, als ob die Zahl der Geheimmittel und an derer Curpfuschcrcicn infolge der durch die neuere Neichs- gcsctzgcbung bedingten Frcigebung des Curirens wesent lich zugenommcn habe, sich keineswegs beweisen läßt. Wenn cs indeß auch früher vielleicht noch schlimmer war, um vieles besser ist es trotz Gartenlaube rc. heut zutage sicherlich nicht geworden, und das Wort: ,,LIuu- clus vult clooixi" behält seine Giltigkeit nach wie vor. Das zweite Capitel beschäftigt sich mit den Quellen des Gchcimmittelunwesci's. Hier ist cm Verfasser, je mehr er sich in den Gegenstand vertieft hat, nur um so deut licher geworden, daß der vorzügliche, wo nicht einzige Hebel der Gehcimmittelindustrie der damit verbundene übermäßige Geldgewinn ist. Diese Thatsachc stempelt schon an sich die größte Mehrzahl der Geheimmittel zu einem Betrug, d. h. nach 8 263 des Strafgesetzbuches. Wenn dieser Paragraph, sowie 8 367,» des Strafgesetz buches und die §8 6, 56 und 147 der Gewerbeordnung von den Behörden straffer angewandt würden, so würde nach Verf.'s Ansicht der Verkehr mit den Geheimmitteln eigentlich schon längst beseitigt sein. Auffällig erscheint der Umstand, daß das Strafgesetzbuch (§232) die durch Kurpfuscherei verursachte Körperverletzung nur dann ge richtlich verfolgen läßt, wenn der Verletzte solches be antragt, während die Kunstfchler der Acrzte auch ohne Strafantrag des Beschädigten verfolgt werden. An einigen Beispielen wird das unsittliche Treiben der Gehcimmittelkrä- mer und ihrer Helfershelfer für Diejenigen nochmals klar ge legt, welche darüber noch Zweifel hegen sollten. Ein Haupt- nnfug mit Geheimmitteln wird übrigens vom Fürstcnthum Schwarzburg-Rudolstadt aus getrieben durch die in ganz Deutschland, der Schweiz rc. umhcrzichrndeu Olitätrn- händler des thüringcr Waldes, auch Königseer genannt. Zur Bereitung der von diesen Arzneihausirrrn vertric- bcncu Pillen, Tropfen, Essenzen, Balsame rc. wird in dem genannten kleinen Fürstenthume mehr an Opinm, Alo«, Rhabarber, Gummigutti, Crotonöl, aber auch an Strychnin, an Arsen- und Quecksilberpräparaten rc. ver kauft, als alle Aerztc Deutschlands verschreiben, alle deutschen Apotheken verbrauchen. Der Erzeuger der so genannten Kinderpillcn allein verarbeitet alljährlich 10 bis 12 Pfund Opium, womit die Kinder thcils in den zeitlichen, thcils in den ewigen Schlaf befördert werden. Im Bezirke Königsee leben auf 13,000 Einwohner etwa 20 Giftmischer (sogen. Laboranten) nnd 350 Gifthänd- lcr (sogen. Balsamträger). Weitere erbauliche Details hierüber sind beim Verfasser, sowie in den „Cor- respondenzblättern des thüringcr allgemeinen ärzt lichen Vereins" von 1873 und 1874 nachzulcscn. Zu den Mitschuldigen des Gcheimmtttelkrams zählen leider anch einzelne Acrzte und Apotheker, hauptsächlich aber die Presse, d. h. der schäm- nnd rücksichtslose Theil der Zcitungschreiber. „Der achte deutsche Journalistcntag erkennt — laut Beschlusses vom Jahre 1873 — als Ehrenpflicht der gcsammten periodischen Presse Deutsch lands, die Aufnahme aller Annoncen, Rcclamen nnd dgl. zu verweigern, welche dem offenbaren Schwindel auf medicinischem, gewerblichem, industriellem und com- merziellemGebiete Vorschub leisten, oder welche dieScham- hastigkeit verletzen. Der Journalistentag rechnet dabei auf die Untcrstützuug des gesammtcn Publicum-, insbesondere aber des Standes dcr Aerzte und Apotheker." Bezüglich der Bekämpfung des Gehcimmittel-Unwesens berichtet der Verfasser zunächst über Das, was seit dem Erscheinen des erstrrr Bändchens von den einzelnen Regierungen in dieser Beziehung grthan dez. zu thun unterlassen worden ist. Das Wichtigste und Entscheidendste ist die unterm 4. Januar 1875 vom kaiserlichen NcichSkanzlcr- aint erlasseue Verordnung, betr. den Verkehr mit Arznei mitteln. Die Sorge für strenge Aus- und Durchfüh-
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