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stattfindet. Aus eben diesen Gründen bin ich zufrieden, dass meiner Ueberwachung verhältnismäfsig nur wenige Wasserrohrkessel unterstehen und die Verhältnisse bei uns nicht so sind, dass sie gerade zu dieser Kesselkonstruktion zwingen.« (Schnirch-Prag, 1820 Kessel, S. 105.) ». . . Die Ausführungen des Kollegen Minfsen, dass man bei hohem Druck engröhrige Kessel verwenden müsste, sind, wie ich glaube, nicht richtig, und stimme ich in dieser Beziehung vollkom men überein mit Kollegen Betke. Auf unserer Ausstellung in Prag werden 8 Kessel ausgestellt, alle — bis auf einen — Grofswasser- raumkessel. Es ist gewissermafsen stillschweigend ein Kampf der Grofswasserraumkessel gegen die engröhrigen. Dagegen waren im vorigen Jahre auf der Ausstellung in Wien nur engröhrige Kessel vorhanden. Auf meine Fragen: Warum? erhielt ich zur Antwort: »Ja, es ist wegen des hohen Dampfdruckes.« Ich halte das, wie gesagt, nicht für stichhaltig und glaube, dass man hohen Druck getrost ebenso in Grofswasserraum- wie in engen Siederohrkesseln erzeugen kann.. . .« (Strupler-Zürich, 2950 Kessel, S. 106.) ». . . Zudem ist es ja sehr möglich, es liegt kein Hindernis vor, Grofswasserraumkessel mit üblicher Sicherheit auch für 10 Atm. Ar beitsdruck herzustellen. . . .« (Minfsen-Breslau, 3000 Kessel, S. 106.) »Die Wasserrohrkessel halte ich für ein notwendiges Uebel (Zuruf oho!), und sind Grofswasserraumkessel unbedingt denselben vorzu ziehen, wenn man sie aufstellen kann, d. h. bezahlen will und den Platz dafür hat. In grofsen Städten dagegen bereitet es wegen der Raumverhältnisse und wegen polizeilicher Mafsnahmen manchmal grofse Schwierigkeiten, überhaupt Kessel unterzubringen, deshalb eben nenne ich die engröhrigen Siederohrkessel »ein notwendiges Uebel«. Wenn ich sie nicht nehmen muss, stelle ich einen anderen Kessel auf.« (Schneider-Berlin, 1450 Kessel, S. 107.) »Die Kessel ohne Oberkessel, die man vielfach in und unter bewohnten Räumen aufzustellen gezwungen ist, sind allerdings als ein notwendiges Uebel zu bezeichnen; dass man aber alle derartigen Kessel, gleichviel, ob mit oder ohne Oberkessel und Wasserkammern usw., wenn sie gut konstruirt sind, als ein »notwendiges Uebel« an sehen solle, das kann ich nicht als richtig anerkennen, das gebt denn doch ganz entschieden zu weit.« (Betke-Stettin, 1250 Kessel, S. 107.) »Wenn man dem Wasserrohrkessel einen umfangreichen Ober kessel giebt, der von den Heizgasen bestrichen wird (Widerspruch), dann wird er insofern zum Grofswasserraumkessel, als er durch den Oberkessel dann auch mit diesem die wahrscheinliche gröfsere Ex plosionswirkung teilt. (Widerspruch. Zuruf: Ausnahmsweise.) Nun wohl, diese Ausnahmen habe ich auch nur im Auge. Wenn man die heutigen Schiffskessel noch zu verbessern bemüht ist, so gilt dies ganz allgemein auch bei allen anderen Kesselkonstruktionen. Es kann damit also nicht gesagt werden, dass Schiffskessel den Wasser rohrkesseln an Qualität nachständen. Im Gegenteil! Auf Schiffen sind Wasserrohrkessel der heutigen Bauart jedenfalls nicht angebracht, und wo sie versuchsweise in Anwendung gewesen sind, sind sie auch wieder entfernt worden.« (Vogt-Barmen, 870 Kessel, S. 109.) ». . . Gönnen Sie also den engröhrigen Siederohrkesseln zu ihrer Entwicklung und Verbesserung auch nur einen kleinen Teil der jenigen Zeit, welche dem Flammrohrkessel, der stets ein Liebling der Techniker war, hierzu zur Verfügung gestanden hat, so wird sich ihr Ruf, welcher noch sehr unter den Vorwürfen zu leiden hat, die berechtigtermafsen den Erstlingen dieses Kesselsystems gemacht worden, hiervon erholt haben und ein nicht unwesentlich günstigerer sein als heute.« Die Zeitschrift der Dampfkesseluntersuchungs- und -Ver sicherungsgesellschaft zu Wien, eines Vereines, welcher nicht dem internationalen Verbände angebört, äufsert sich in der Märznummer 1892, XVII. Jahrgang No. 3 S. 46, wie folgt: ».. . Der Erfindungsgeist hielt mit der wissenschaftlichen Er forschung der Vorgänge im Kessel nicht gleichen Schritt, sondern eilte ihm weit voraus, und so entstanden Systeme, welche, wenn sie nicht noch gründlich ausgestattet werden, ihre momentane Beliebt heit wohl kaum rechtfertigen werden. Nach allem, was bis jetzt über den Gegenstand gearbeitet wurde, steht unzweifelhaft fest, dass man den Wasserrohrkesseln gegenüber den Grofswasserraumkesseln eine bessere Ausnutzung des Brennmaterials ehrlich nicht anrühmen darf. Und doch nimmt es die Reklame nicht genau und verspricht den Himmel herunter; die Enttäuschung bleibt nicht aus und schadet der guten Sache weit mehr, als der augenblickliche Erfolg genützt hat. . .« Dieser Verein, dessen Gebiet die ganze österreichisch ungarische Monarchie umfasst, hat rd. 10000 Kessel unter Aufsicht, und seine alljährlich erscheinende »Technische Re lation«, aus der das Zitat entnommen ist, enthält auch sonst stets viel interessante Mitteilungen. In wie weit der von den Gegnern der Wasserrohrkessel ihnen oft gemachte Vorwurf ihrer grofsen Reparaturbedürf tigkeit berechtigt ist, wird man am besten aus statistischen Zusammenstellungen gröfserer Gruppen von Anlagen ver schiedener Systeme ersehen. Die Geschäftsberichte des Bergischen Dampfkesselrevi sionsvereines zu Barmen aus den beiden Jahren 1890 und 1891 geben derartige Zahlen. Die Zahl der gröfseren Re paraturen an den Dampfkesseln, die keine Wasserrohrkessel sind, betragen pro 100 Stück Vereinskessel 2,3 im Jahr. Bei den Wasserrohrkesseln steigt diese Zahl auf etwa 10, ist also reichlich 4 mal so grofs. Der Kontrolle des Vereines unter stellt sind etwa 87 Wasserrohrkessel (von ihm engröhrige Siederkessel genannt); 780 Kessel gehören anderen Systemen an. Es ist nun nicht anzunehmen, dass gerade in Barmen viele dieser Wasserrohrkessel aufgestellt wurden, die an Kon struktionsfehlern usw. gelitten haben, mithin die vielen Re paraturen nur diesen zuzuschreiben und nicht dem ganzen System eigentümlich seien. Das Gegenteil wird vielmehr der Fall sein, da der Oberingenieur des Vereines, Hr. Vogt, schon seit vielen Jahren sich in Wort und Schrift stark mit dieser Frage beschäftigt, also wohl immer nur die besten Systeme hat anwenden lassen. Das enge Thal der Wupper, das Arbeitsfeld dieses Vereines, drängt ganz naturgemäfs zur Anlage von Kesseln mit wenig Grundfläche und erklärt es leicht, dass man diesen Konstruktionen dort schon seit Jahren viel Aufmerksamkeit schenkte. Die hier zusammengestellten Aeufserungen unparteiischer Fachleute werden nun wohl nicht ohne Einfluss in dem Kampfe der Wasserrohrkessel gegen ihre Gegner sein. Wenn es nicht unrichtig ist, aus der Heftigkeit, mit welcher dieser Streit schon seit Jahren geführt wird, auf die Wichtigkeit des umworbenen Gegenstandes zu schliefsen, so muss dieser als höchst wertvoll bezeichnet werden. Das Kesselhaus der Elek trotechnischen Ausstellung in Frankfurt a/M. (1891) war auch wieder ein solcher Kampfplatz. An einigen der dort ausgestell ten Kessel verschiedener Systeme sind von einer offiziellen Kommission Verdampfungsversuche vorgenommen worden. Es ist anzunehmen, dass auch dort wieder Material für die Lösung der Frage geschaffen wurde, und man sieht der Veröffentlichung der Ergebnisse deshalb mit grofsem Interesse entgegen. Zum Schlüsse sei noch bemerkt, dass ich mich jedes eigenen Urteils enthalten habe, da ich als Interessent eines Blechwalzwerkes wohl nicht als unparteiisch angesehen wer den kann.« Hr. Dürr bemerkt zu dem Vortrage, dass Hr. Knaudt sich bestrebt habe, nur Nachteile der Wasserrohrkessel hervorzuheben, ohne zugleich die allseits anerkannten Vorteile zu erwähnen. Hr. Büttner ist der Ansicht, dass aus dem Vortrage kein richtiges Urteil über die Wasserrohrkessel entnommen werden könne, da die Herren in Danzig alle Systeme der engröhrigen Siederohr- kessel zusammengefasst und gleichmäfsig beurteilt haben. Um ein richtiges Urteil zu erhalten, dürfen die ersten unvollkommenen Bau arten nicht mit den vollkommenen der neuesten Zeit zusammenge worfen werden. Die ersten Wasserrohrkessel, diejenigen von Bel- leville und Root, seien mangelhaft gewesen. Die bei ihnen infolge schlechten Wasserumlaufes und der dadurch hervorgerufenen teil weisen Wasserüberhitzuug vorgekommenen Unglücksfälle seien den Wasserrohrkesseln im allgemeinen zugeschoben worden. Die neuen Systeme haben aufser vorzüglichem Wasserumlauf auch weit besseres Material und besser geschweifste Siederöhren. Richtig sei allerdings, dass ein Wasserrohrkessel mehr Sorgfalt verlange als ein Flamm rohrkessel; bei Kesselanlagen mit hohem Druck seien erstere aber unvermeidbar. Wenn auch Flammrohrkessel für hohen Druck in Anwendung kämen, so sei doch bei den notwendig werdenden Blechdicken von 20 bis 24 mm die Wärmeübertragung nicht so vorteilhaft wie bei Wasserrohrkesseln mit 3 bis 4 mm Wanddicke der Siederohre. Hr. Knaudt erwidert, dass er nur eine Zusammenstellung von Meinungsäufserungen anderer gegeben habe, ohne seine eigene An sicht auszusprechen. Die von ihm angeführten Urteile seien aber von ganz hervorragender Bedeutung, weil sie von Oberingenieuren der Dampfkessel-Ueberwachungsvereine abgegeben, also von Leuten, die am besten in der Lage seien, sieh über die Zweckmäfsigkeit der verschiedenen Kesselsysteme ein richtiges Urteil zu bilden. Wichtig