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306 Nr. 7. STAHL UND EISEN. April 1893. schiedenen Maschinengattungen behandelt und die wichtigsten Schlüsse daraus gezogen. Kapitel XII behandelt hierauf ziemlich eingehend die verschiedenen Arten der Verbindungen, welche die auf dem Anker befindlichen Leiterdrähte erfahren können, sowie die hierdurch erzielten Wirkungen. Eine besonders werthvolle Beigabe müssen die den einzelnen Lieferungen beigefügten ausführlichen [ Zeichnungen von Dynamos genannt werden, wobei eine Auswahl von wichtigen und charakteristischen Ausführungen gegenwärtig marktgängiger Maschinen I geboten wird. C. H. Dr. Jul. Post, Geh. Reg.- und vortr. Rath im Ministerium für Handel und Gewerbe in | Berlin und Dr. H. Albrecht in Gr.-Lichter- j felde, Musterstätten persönlicher Fürsorge von Arbeitgebern für ihre Geschäftsangehörigen. Band II. Die erwachsenen Arbeiter. Mit j 145 Abbildungen. Berlin 1893, Rob. Oppenheim (Gust. Schmidt). Der stattliche, 745 Seiten zählende Band ist nicht minder wie sein Vorgänger mit einem wahren Bienen- fleifse gearbeitet und giebt ebenso rühmliches Zeug- nifs von der Liebe, mit welcher die Verfasser ihrem Werke obgelegen haben, als von der überaus erfreu lichen Fürsorge, welche nach dieser Zusammenstellung deutsche Arbeitgeber für ihre Werksangehörigen durch Wohlfahrtseinrichtungen mannigfachster Art bekundet haben und noch Tag für Tag bethätigen. Das Werk zerfällt in zwei Theile: I. Patri archalische Beziehungen in der Grofs- industrie. 1 Arbeiterausschüsse. 2. Arbeitsord nungen., 3. Lohnform und Verwandtes. 4. Arbeits stätte. 5. Wohnung. 6. Ernährung und Beschaffung von | Lebensmitteln und Gebrauchsgegenständen 7. Spar- | wesen. 8. Unterstützungswesen. 9. Erholung. II. Beschreibung einzelner Muster stätten. (Folgen dieselben Unterabtheilungen). So sehr wir den Werth dieser Zusammenstellung zu schätzen wissen und so freudig wir die Mühe waltung und Sorgfalt der Verfasser anerkennen, so wenig können wir uns mit den Folgerungen und Schlüssen einverstanden erklären, die sie aus einzelnen Einrichtungen ziehen. Es gilt dies namentlich be züglich der Arbeiterausschüsse, über die wir, soweit ' man sie der Grofsindustrie anprist, wiederholt in ! dieser Zeitschrift unsere Ansicht ausgesprochen haben, I deren Richtigkeit durch die jüngsten Vorgänge auf ! den preufsischen .Musteranstalten“ auf das glänzendste I bestätigt worden ist. Dr. W. Beumer. R. Nasse, Geh. Bergrath und vortragender Rath im Ministerium für Handel und Gewerbe, Die Kohlenvorräthe der europäischen Staaten, insbesondere Deutschlands, und deren Er schöpfung. 2. Auflage. Berlin 1893, Putt kammer & Mühlbrecht. Nachdem der bestens bekannte Verfasser ein leitend die Schwierigkeiten der Ermittlung der Kohlen vorräthe und der Beurtheilung ihrer Erschöpfung dar gelegt hat, bespricht er zunächst die einzelnen Kohlen vorräthe Deutschlands im Becken der Ruhr, der Saar, bei Aachen, in Ober- und Niederschlesien, im König reich Sachsen und in den übrigen deutschen Stein- kohlenbezirken und kommt nach Ermittlung der Braun- kohlenvorräthe zu folgendem Ergebnifs: a) Steinkohlen: an der Ruhr 50,0 Milliarden Tonnen » , Saar 10,4 , ; bei Aachen 1,8 , , in Oberschlesien 45,0 , , Niederschlesien 1,0 » , im Königreich Sachsen . . . 0,4 » , in den übrigen kleineren Becken 0,4 , , oder im ganzen 109,0 Milliarden Tonnen Hierzu: b) Braunkohlen als Steinkohlen berechnet 3,0 , , demnach im ganzen 112,0 Milliarden Tonnen Der Verfasser bespricht sodann eingehend die Kohlenvorräthe der übrigen europäischen Staaten, um sodann diejenigen Mitteleuropas mit den Kohlen- vorräthen der Ver. Staaten von Amerika zu vergleichen. Nun ermittelt er: Die g' winn- baren Kohlen- vorräthe Milliarden Tonnen Die Förderune im Durchschn. der drei Jahre 1889, 1890 und 1891 betrug • Millionen Tonnen in Grofsbritannien und Irland 198 184,2 ’ , Deutschland 112 81,8 „ Frankreich 18 25,3 , Oesterreich-Ungarn . . . 17(?) 20,5 » Belgien . . . 15 20,0 im ganzen 360 331,8 Die Erschöpfung der Kohlenvorräthe oder doch das Herannahen dieses Zeitpunktes würde nach den darüber angestellten Betrachtungen sich zuerst in den drei Staaten Frankreich, Oesterreich und Belgien nach spätestens 500 Jahren, dann in Grofsbritannien und zuletzt in Deutschland, hier vielleicht erst nach 800 bis 1000 Jahren fühlbar machen. Nimmt man da gegen an, dafs die Kohlenförderung der mitteleuro päischen Staaten bis zur Mitte des nächsten Jahr hunderts sich auf rund 500 Millionen Tonnen steigern und alsdann unter Ausgleich des Ausfalls des einen Landes durch Mehrförderung des andern auf dieser Höhe sich halten wird, so würde nach 670 Jahren von heute (genauer von 1890) ab, der Kohlenvorrath Mitteleuropas erschöpft sein. Das Areal der Kohlenfelder der Ver. Staaten soll nach J. J. Wistar 673 Milliarden engl. Tonnen oder 684 Milliarden metr. Tonnen enthalten. Nun schliefst der Verfasser, dafs, wenn in etwa 100 Jahren die Dichtigkeit der Bevölkerung in den Ver. Staaten der heutigen in Oesterreich-Ungarn gleichkommen, d. h. 63 Einwohner pro Quadrat-Kilometer, also im ganzen 567 Millionen betragen und der Steinkohlenbedarf auf den Kopf der Bevölkerung wie heute rund 2 t im Jahre betragen würde, so dafs jährlich 1134 Millionen Tonnen gefördert werden müfsten, die Kohlenvorräthe von heute ab nur noch für 650 Jahre ausreichen würden. Er kommt somit zu dem vielleicht über raschenden, aber trotz aller Unsicherheit der Voraus setzung wahrscheinlichen Resultat, dafs, wenn Nord amerika auch zunächst noch längere Zeit mit gröfseren Schritten der vollen Entwicklung seiner industriellen Kräfte entgegenschreiten wird als die vorausgeeilten mitteleuropäischen Staaten, die Dauer der industriellen Höhe jenseit desAtlantischen Oceans durch die Kohlen schätze nicht in höherem Mafse gesichert ist als dies- seit desselben. Der Verfasser hat es verstanden, den anscheinend spröden, ziffernmäfsigen Stoff so lebendig zu gestalten und in einer so fesselnden Form vorzutragen, dafs wir das treffliche Schriftchen den weitesten Kreisen als eine anregende Lectüre nur durchaus empfehlen können. Dr. W. Beumer.