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442 Nr. 10. »STAHL UND EISEN" Mai 1893. und zum Dampfmachen, Windheizen und sonstigen secundären Zwecken wurden rund 180 kg diverse Kohlen (199 kg) verbrannt. Während in den vorher gehenden drei Jahren der relative Koksverbrauch von 1,574 auf 1,620 % gestiegen war, sank derselbe im Berichtsjahre wieder auf 1,589 %. Der Erzverbrauch I im ganzen war während der Sechsjahrperiode in 1892 am gröfsten, er überstieg den vorigjährigen um 6,2 % ; von diesem Plus entfallen rund 54000 t auf den Erz bezug aus dem Auslande und nur rund 13 000 t auf den aus dem Reviere selbst; der Verbrauch an anderen deutschen Erzen dagegen ist um rund 10 000 t zurückgegangen. An Schlacken sind rund 40 000 t weniger als im Jahre vorher, rund 100000 t weniger als in 1890 mitverblasen worden. Der Minderverbrauch an Kalksteinen und Dolomiten gegen das Vorjahr er mittelt sich zu 41828 t. Der Werth der weiter oben verzeichneten Neben- producte beläuft sich auf 725 254 (787133 ) und unter Zurechnung der Nebenproducte der Königs- hütter Kupferextraction auf 1 337 288 K (1 513 633 JA). Der Gesammtwerth der Hochofenerzeugnisse einschl. der sogen. Nebenproducte und der Nebenproducte der Kupferextraction beträgt daher 26 827 004 J (27 297 389), bleibt also um 470385 • gegen das Vorjahr zurück. Der Durchschnittswerth der Tonne Roheisen berechnet sich zu 54,14 (55,39 4), um 1,25 • oder 2,3 % niedriger als in 1891. Der Absatz und Selbstverbrauch im Inlande blieben um 7,7 % kleiner als im Vorjahre; sie beliefen sich auf 455 047 t (493 218 t). Der Auslandsabsatz ist kaum der Rede werth, wenn er auch gegen den im vorher gegangenen Jahre sich vergröfserte: über die öster reichische Grenze gingen 160, über die russische 1354 t (70 bezw. 858 t), über die rumänische 14 t. Als Bestand verblieben am Jahresschlüsse 29 929 t (14 066 t), davon in der Hand der Werke 23 648 t (13 551 t) und 6281 t (510 t) in zweiter Hand. (Schlufs folgt.) Dr. Leo. Berichte über Versammlungen verwandter Vereine. Verein deutscher Maschinen ingenieure. In der am 18. März stattgehabtea Versammlung sprach der Königliche Eisenbahn-Bauinspector von Borries über Erfahrungen mit Wellrohrkesseln und flufseisernen Feuerkisten. Infolge der günstigen Erfahrungen, welche man in Nordamerika mit der Verwendung dünner Flufseisen- bleche zu Feuerkisten gemacht hat,* sind seitens der Königlichen Eisenbahndirection Hannover in den Jahren 1891 und 1892 eine Anzahl Ersatzkessel mit flufseisernen Feuerkisten beschafft worden, von denen sich die ersteren seit Jahresfrist in Betrieb befinden. Für die Beschaffung des Flufseisens wurden folgende Bedingungen aufgestellt: »Zu den Blechen des Lang kessels, der äufseren und inneren Feuerkiste ist be sonders gutes und weiches, im Flammofen erzeugtes Flufseisen mit 34 bis 41 kg Zugfestigkeit und minde stens 25% Dehnung zu verwenden. Zu den Rauch kammerblechen kann Flufseisen derselben Zugfestig keit mit mindestens 20% Dehnung verwendet werden. Probestäbe aus Blechen und Formeisen beider Flufs- eisensorten, kirschroth in Wasser von 28° G. abgekühlt, müssen sich, ohne Risse und Anbrüche zu zeigen, derartig um 180° biegen lassen, dafs der kleinste Halbmesser gleich der Stärke ist. Im übrigen mufs das Flufseisen sich leicht schweifsen lassen. Die Probestäbe zu den Zerreifsversuchen und Biege- und Härteproben sind sowohl lang als quer zur Walz richtung von den Blechen zu entnehmen. Proben: ein Stück von jedem Kesselblech, im übrigen nach Ermessen der überwachenden Beamten. Zu den Winkel- und Formeisen, Ankern, Stehbolzen, Nieten, Schrauben u. s. w. kann Flufseisen von derselben Beschaffenheit, wie die Bleche des Langkessels ver wendet werden“. Später wurde für die Feuerkisten bleche ein gröfster Phosphorgehalt von 0,04% vor geschrieben. Der Vortragende bemerkt hierzu, »dafs bei den hiesigen Blechen mehr als in Nordamerika auf die chemische Zusammensetzung wird geachtet werden müssen, weil das hiesige Rohmaterial zum * Vergl. »Stahl und Eisen“ 1886, Nr. 10, S. 647. Theil weniger rein von schädlichen Stoffen als das amerikanische ist“. Der Vortragende besprach sodann die Aus führung der Kessel. Für die Bearbeitung der Flufseisenbleche wurden folgende Vorschriften gegeben: »Die Flufseisenbleche dürfen nur im rothwarmen oder im kaltem, nicht aber im halbwarmen Zustand ge bogen und gerichtet werden. Die Kümpelplatten dürfen beim Kümpeln nur mit Holzhämmern be arbeitet werden. Die Mantelplatten und Schüsse sind im kalten Zustande zu biegen. Alle unter der Scheere zugeschnittenen Bleche sind an den Kanten um 1/s bis 2/5 ihrer Stärke zu behobeln. Blechkanten, die nicht durch Werkzeugmaschinen bearbeitet werden können, sind mittels Kreuz- oder Flachmeifsel und leichten Handhämmern zu bearbeiten und zu befeilen. Unzu lässig ist es, solche Blechkanlen mit Schrotmeifseln und Vorschlaghämmern einzukerben und abzuschroten. Müssen Flufseisenbleche stellenweise angewärmt werden, so ist das Feuer so einzurichten, dafs eine 150 bis 200 mm breite Zone den allmählichen Ueber- gang zwischen dem rothwarmen und dem kalt ge bliebenen Theil der Platten vermitteln. Durchaus unzu lässig ist es, die zu erwärmenden Flächen durch Ab decken mit feuchter Lösche und Asche zu begrenzen. Das Zusammenrichten angewärmter Nahtstellen vor dem Vernieten ist nach Möglichkeit mittels Heft schrauben zu bewirken. Wo der Gebrauch der Hämmer unvermeidlich ist, sind Satzhämmer anzuwenden und ist auf sorgfältiges Gegenhalten hinzuwirken“. Die Ausführung der Kessel hat keine besondere Schwierigkeit gemacht. Die Laschennietung ist in Bezug auf die Sicherheit und das Dichthalten wesent lich besser, als die gewöhnliche mit Ueberlappung, weil bei derselben die Formveränderungen, die bei letzterer infolge der Anspannung eintreten, nicht vor kommen. Die Kesselbleche können in ersterem Falle um 15% schwächer gehalten werden. Der Be schaffungspreis der vom Vortragenden erwähnten Kessel betrug durchschnittlich 80% desjenigen der Kessel älterer Bauart, von gleichen Abmessungen mit kupfer nen Feuerkisten, Nietung mit Ueberlappung und ent sprechend stärkeren Blechen. Das Gewicht der ersteren ist wesentlich geringer als das der letzteren. Die vom Redner gemachten Angaben über die Behandlung derartiger Kessel im Betrieb können wir hier übergehen.