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Mai 1893. „STAHL UND EISEN.' Nr. 10. 441 Seit 1891 ist die Koksroheisenerzeugung Oberschlesiens im Rückgang begriffen; blieb sie im vorhergegangenen Jahre uin etwa 5 % gegen 1890 zurück, so berechnet sich der Rückschritt im Berichts jahre neuerlich auf 1,7 %; sie erreichte in letzterem nicht mehr den Umfang der im Jahre 1889 bethätigten. Dieser Rückgang macht sich auch an der Gröfse der Belegschaft bemerkbar, deren Kopfzahl bis hinter die im Jahre 1888 beschäftigte wieder zurücktritt. Im Dienste der 11 Hochofenwerke Oberschlesiens, von deren 40 (41) Hochöfen 28 (30) während 13094/7 (1435 5 /v) Wochen im Feuer waren, standen direct 3315 (4147) Arbeiter, welche zusammen 2 573 498 JI (2 723183 •K() ins Verdienen brachten. Die Durch schnittssummen der Jahreslöhne der verschiedenen Arbeiter nach Geschlecht und Alter berechnet der Statistiker erheblich abweichend von denen des Vor jahrs: der Jahreslohn eines Mannes wird von ihm zu 880,91 K (763,72 (), einer Frau zu 364,79 (334,41 M) und der eines Jungen zu 337,13 M (373,13 ?) festgestellt, mit Ausnahme der Jungen ¬ löhne wesentlich höher, als während der vorauf gegangenen fünf Jahre. Ob diese Lohnsteigerung hauptsächlich aus dem Wegfallen minder gut bezahlter Bauarbeiter nach Beendigung zahlreicher Verbesse rungsbauten zu erklären ist, magdahingestellt bleiben; die seit Jahren zu beobachtende fortschreitende Ver- gröfserung der Jahresdurchschnitte läfst es wenig wahrscheinlich erscheinen. Aus der weiter oben mitgetheilten Gesammtsumme der Roheisenerzeugung ergiebt sich für den Ofen und die Betriebswoche die Lieferung von 311,39 t gegen 333,3 t im Jahre vorher. Eine ähnliche Verkleinerung stellt sich aus den Aufzeichnungen der Statistik beim Motorenbestande der Hochofenwerke heraus, die sich kaum aus der um einen Ofen verringerten Zahl der Schmelzapparate erklären läfst; die Zahl der Maschinen ging von 191 mit 17 071 HP im Vorjahre auf 180 mit 16 588 HP zurück; die früher mitverzeichnete 5pferdige Wasserkraft findet sich noch vor. Der Verbrauch an Schmelzmaterialien wird an gegeben zu 974336 t Erz (917 064 t), 2 566 t Brucheisen (1398 t), 235 880 t Schlacken und Sinter (295 888 t), 412 477 t Kalksteine und Dolomite (454304 t), 748 313 t Steinkohlen, Koks und Zunder (870 651 t). Hierzu kommen noch 81 786 t (95 192 t) Steinkohlen zum Dampfaufmachen, Windheizen, Beleuchtung und sonstigen secundären Zwecken. Während die verbrauchten Kohlen und Koks aus- schlielslich oberschlesische waren, ist dies bei den Erzen und haltigen Schlacken nicht der Fall; in zu nehmendem Mafse wächst in Oberschlesien die Mit- vergichtung ausländischer haltiger Materialien: die Statistik beziffert die Summe der mitverblasenen Aus landserze und Auslandsschlacken in 1892 mit 222 661 bezw. 49 673 t. Von den verschmolzenen Erzen stammten aus a) Oberschlesien: Brauneisenerze 717 204 t) Thoneisensteine 3571 tX710 334 t) Rasenerze u. s. w ■ 2525 tj Summa 723 300 t b) dem übrigen Deutschland: Brauneisenerze u. Thoneisensteine 48 t Magnet- und Rotheisensteine vom Riesengebirge und aus Sachsen 18442 t (38603 t Kiesabbrände 4 647 t " ' Sonstige Erze, auch Anilinrück- stände . 5 538 I Summa 28 675 t Zu übertragen (748 937 t) Uebertrag (748937 t) c) dem Auslande: Brauneisenerze und Thoneisen ¬ steine aus Galizien 9 689 t Magnet- und Rotheisensteine, schwedische 66 621 t Spatheisensteine, ungarische . . 52 700 t „ österreichische. 12 056 t „ steirische . . . 2541, Kiesabbrände, spanische .... 21 903 t „ schwedische . . . 15 223 t „ österreichische. . 9 837t Sonstige Erze ■ 31 791 t (168127 t) Sunima 222 361 t Summa. Summarum 974 336 t (917 064 t) Mit den Erzen wurden durchgesetzt: Bruch- u. Alteisen aus Oberschles. 2566 t Schlacken u. Sinter „ „ 106 350 t „ „ „ dem übrigen Deutschland 3206 t Schlacken u. Sinter aus Oesterr.- Ungarn, Schweden, Rufsland 49 673 t Schlacken und Sinter ohne an ¬ gegebene Provenienz . . . . 76 651 t Summa 239 446 t (297 286 t) Kalksteine und Dolomite . . . 412 477 t (454 305 t) Aus den aufgezählten Materialien fielen 470 796 t (478 605 t) Roheisen und Guswaaren I. Schmelzung und zwar: Puddelroheisen 329 683 t (292886 t) Giefsereiroheisen 32 349 t ( 31807 t) Bessemerroheisen 6 481 t ( 5 856 t) Thomasroheisen 101 908 t (147 505 t) Gufswaaren I. Schmelzung . 3 t ( 3 t) Spiegeleisen 372 1 ( 548 1) Während von 1885 an bis 1891 der Antheil der Puddelroheisenerzeugung an der Gesammtherstellung von 80,53 auf 61,21 % sank, vergröfserte sich der selbe im Berichtsjahre wieder zu 70,03 % und wuchs in sich selbst um 12,5 % gegen die des Vorjahrs. Die Steigerung erfolgte ausschliefslich auf Kosten der Production von Thomasroheisen, welche bis in das Vorjahr hinein stetig steigend, um nicht weniger als 45 597 t, um 30,9 %, also beinahe um ein Drittel gegen 1891, zurückblieb. Die Erzeugung von Bessemerroheisen hat für Oberschlesien kaum noch eine Bedeutung und, ob schon sie in sich um 10,7 % gegen 1891 gewachsen ist, beträgt das Mehr derselben doch nur 625 t. Auf Giefsereiroheisen entfällt ein Mehr von 1,7 %. Bis einschliefslich des Jahres 1890 hatte die Roheisen- erzeuguug Oberschlesiens steigende Entfaltung gezeigt — während sie in 1887 mit 395 010 t festgestellt war, konnte sie in 1890 schon mit 507 293 t verzeichnet werden; einer solchen Entwicklung gegenüber ist der seitdem eingetretene Rückgang nur um so mehr zu beklagen; er berechnete sich in 1891 auf rund 5% und im Berichtsjahre gegen 1891 um weitere 1,7 %. Wann wird der oberschlesische Hochofenbetrieb wieder eine aufsteigende Richtung einschlagen können? Nach Abzug des mitvergichteten Bruch- und Alt eisens berechnet sich aus der Gattirung ein Aus bringen von 38,67 % (39,34 %) und nach fernerem Abzug des zu 50 % anzunehmenden Eisens aus den mitverblasenen Schlacken aus den Erzen allein ein Ausbringen von 35,95 %. Zur Erzeugung einer Tonne Roheisen wurden ver- gichtet rund: 2069 kg Erze (1916 kg), 5 „ Brucheisen 1 , 501 . Schlacken / (621 k&), 876 „ Zuschläge (949 kg), 1589 , Koks, Kohlen und Zunder (1620 kg),