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Bestehen sie dieselben mit Erfolg, so erhält der Lieferant für die Tonne sämmtlicher Platten der Gruppe eine Prämie von 30 — Diese Be ¬ stimmung erscheint uns insofern von technischer Bedeutung, als sie die Möglichkeit zugiebt und zu ihrer Erreichung anregt, dafs auch bei An wendung von Oelhärtung Platten von einer Wider standsfähigkeit herstellbar sind, die bisher nur erzielt werden konnte, wenn das Harveysche Verfahren zur Anwendung kam. Ein solcher- Erfolg könnte vermuthlich nur auf metallurgischem Wege errungen werden, welcher dann aber auch wahrscheinlich den Harveyplatten zu gute käme und deren Widerstandsfähigkeit noch entsprechend steigern würde. Inzwischen sind die Angebote auf die aus geschriebene'Lieferung von 6700 t Panzerplatten* i am 14. Februar d. J. beim Marine-Departement eingegangen. Mindestfordernde, weil die einzigen Bewerber, waren die Carnegie Steel Company und die Bethlehem Iron Company; die Forderung der ersteren beträgt für Nickelstahlplatten (Oelhärtung) 1 636 195,30, für Harveyplatten 1 862 896,69, zu sammen 3499 092,19 8; die der Bethlehemwerke für Nickelstahlplatten 2 010 179,20, für Harvey platten 2 263 806,48, zusammen 4 273 985,68 Die geforderten Preise für Nickelstahl schwanken zwischen 525 und 650 8 (2100 und 2600 •6) per Tonne, je nach der Form der Platte. Für Harveyplatten schwanken Sie zwischen 575 und 675 $ (2300 und 2700 46) per Tonne. Der Congrefs hat 4 Millionen Dollars für die aus geschriebene Panzerlieferung bewilligt. — Es ist vielleicht von Interesse, einige ältere Preise hiermit zu vergleichen. Petin & Gaudet erhielten 1859 für die Tonne 11 bis 12 cm dicken Panzer zur ersten Panzerfregatte Gloire 920 Fres,, 1867 für den 12 bis 20 cm dicken Panzer des französischen Panzerschiffs Ocean pro Tonne 824,5 Fres. Marrel erhielt 1873 für die Tonne Panzer zum Richelieu, 11, 16 und 22 cm dick, 1091 Fres, und Brown in Sheffield um dieselbe Zeit für die Tonne 1085 Fres. „The Iron Age“ theilt ferner bei dieser Ge legenheit auch die Ergebnisse eines Schiefsversuchs gegen eine 355 mm dicke Harvey-Nickelstahl- platte mit, der kürzlich auf dem Marine-Schiefs- platz zu Indian Head am Potomac stattgefunden Hat. Die 2,7 m lange und 2,1 m hohe Platte wurde nach den Bestimmungen der Lieferungs vorschrift aus der 25,4-cm-Kanone mit 226 kg schweren Holtzer-Stahlgranaten beschossen. Die * In diese 6700 t sind, wie anzunehmen, die jenigen Platten eingerechnet, welche durch die Be- schufsprobe der Verwendung am Schiff verloren gehen. erste Granate traf mit der vertragsmäfsigen Ge schwindigkeit von 448,6 m die Platte und drang 76 mm tief ein; das zweite Geschofs erreichte bei der vorgeschriebenen Geschwindigkeit von 566,6 m 126 mm Eindringungstiefe und erzeugte einen Rifs, der sich über einen Theil der Platte hinzog. Hierauf wurde die Beschiefsung unter Steigerung der Geschofsgeschwindigkeit um jedes mal 100 Fufs — 30,7 m mit noch 2 Schufs fortgesetzt; dabei wurden mit 597,3 m Geschwindig keit 254 bis 280 mm Eindringungstiefe erzielt. Nach dem vierten Schufs mit 628 m Auftreff geschwindigkeit zeigte die Platte mehrere Sprünge. Die Platte, deren Gewicht leider nicht mitgetheilt ist, hat demnach- einen Angriff von zusammen 14 705 mt lebendiger Kraft ausgehalten. Diese Ergebnisse übertrafen die hochgespannte sten Erwartungen aller Sachkundigen und soll der Marinesecretär sich geäufsert haben, dafs er daraufhin geneigt sei, die Bedingungen für die Beschufsprobe der Panzerplatten zu verschärfen.** Man ist, wie „Iron Age“ sagt, der Ansicht, „dafs die amerikanischen Kriegsschiffe, in solche Panzer gehüllt, jedem Schiff irgend einer aus ländischen Marine überlegen seien. Diese Panzer platte ist als ein Triumph unserer Zeit für die Construction moderner Panzerschiffe zu betrachten. Die neue amerikanische Marine hat die Führung in der Welt übernommen, sowohl in der Gestalt des Schiffsrumpfes, wie in der Widerstands fähigkeit des Panzers, als auch in Schnelligkeit der Maschine, wie in der zerstörenden Kraft aller Kriegsmittel.* Mehr kann nicht verlangt werden. Eine freigebige Staatsleitung, welche mehr solcher Schiffe bauen liefs, würde in wenigen Jahren die Vereinigten Staaten in den Stand setzen, alle kriegführenden Nationen zur See in die Flucht zu schlagen. Jene Fähigkeit (ability) ist am Lande niemals bezweifelt worden.“ Hoffentlich lassen sich die mafsgebenden Be hörden der Vereinigten Staaten an diesem Selbst- bewufstsein nicht genügen und durch diese hohe Selbstschätzung nicht aufhalten, auf dem betretenen Wege in der Verbesserung ihres Kriegsmaterials fortzuschreiten, ohne dabei zu versäumen, die Entwicklung der Kriegsmarine auch in perso neller Beziehung in solcher Weise zu fördern, dafs ihre vortrefflichen Schiffe im Gebrauchsfalle auch eine gleichwerthige Führung und Besatzung finden. ** Diese gewifs trefflichen Ergebnisse sind mittler weile wieder übertroffen worden und zwar bei Be schiefsung einer Nickelstahlplatte von Fried. Krupp, welche, wie wir hören, in Chicago ausgestellt wird. Die Red.