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Nr. 9. 371 Mai 1893. STAHL UND EISEN. offenem Walle waren sie wenig geeignet, weil sie die Aufhebung des Rücklaufs und damit ent sprechend eingerichtete Laffeten forderten. Dazu kam, dafs die Entwicklung des Steilfeuers (in stark gekrümmten Bogen aus Haubitzen und Mörsern) mit Granaten und Schrapnells, besonders aber mit Sprenggranaten (mit heftig wirkenden Sprengstoffen, wie Schiefswolle und Pikrinsäure, gefüllte Granaten), für die Festungsgeschütze einen Panzerschulz im weitesten Sinne nothwendig . machte. Schumanns Idee, Schnellfeuerkanonen in leicht beweg lichen Dreh- thürmen unterzu bringen, deren Panzerkuppel mit dem Geschützrohr schnell versenkt und so dem feind lichen Feuer ent zogen, aber eben so schnell wieder in die Feuerstel lung zur soforti gen Eröffnung des Feuers erhoben werden kann, ist von epoche machender Be deutung gewor den. Abgesehen von einer mehr nutzbaren takti schen Verwen dung, wurde der an sich schon höhere Kampf- werth der Schnell ladekanonen durch den Panzer schutz noch we sentlich gestei gert. Schumann übertrug seine Idee der versenk baren Panzerlaf- fete zunächst auf Geschütze kleinen Kalibers. In Ab rohr in den Thurm zurückgezogen und die Kuppel durch Anziehen des Hebels F mit Gegengewicht G mittels der Stange c gehoben werden, worauf der Thurm herabsinkt, bis die Panzerdecke sich auf den Vorpanzerring H legt. Letzterer ruht auf einer Blechconstruction, deren Fächer als Munitionsbeliälter für 700 Schufs dienen. Das Ge wicht des ganzen Panzerthurms einschliefslich Vor panzer beträgt etwa 12 500 kg. Das Heben und Senken geschieht in zwei Secunden, die Feuer schnelligkeit beträgt 35 bis 40 Schufs in der Minute. Dieses System hat sich bei allen Versuchen vor trefflich bewährt, wofür als indirec- ter Beweis gelten mag, dafs es von zwei französi schen Firmen , Hotchkifs - Creu- zot, nachgeahmt wurde, wie Ab bild. 1 7 zeigt, die wohl kaum einer Erläuterung be darf. Diese beiden Fabriken haben es für gut be funden, dem Grusonwerk in allen Dingen zu folgen, denn auch die älteren Gon- structionen des selben , deren wesentliche Ver besserung Abbild. 16 darstellt, sind in ähnlicherWeise - von ihnen nach geahmt worden. Schumann ging von der Ansicht aus, dafs für alle Gebrauchsfälle und Stellungen des Festungskrie ges zweckentspre ..000 Abbild. 17. Versenkbare Panzerlaffete für eine 5,3-cm-Schnellfeuerkanone. System Hotchkifs-Creuzot. bild. 16 ist eine ältere Gonstruction derselben dargestellt. Die Panzerdecke A aus Schmied eisen ruht mit Holzunterlagen auf der Laffete B, welche mit dem stählernen Panzerring C fest verbunden ist. Der ganze Bau balancirt mit dem Zapfen a auf der Pivotsäule D, die in dem Führungsblock E mittels des Hebels F senkrecht verschiebbar ist. Das Geschützrohr wird in der gezeichneten Feuerstellung durch Keile so fest gehalten, dafs jeder Rücklauf aufgehoben ist. Nach dem Entfernen der Keile kann das Geschütz chende Panzerlaffeten geschaffen werden müfsten. So entstanden die fahrbaren Panzerlaffeten für 3,7-cm- und später auch für 5,3 - cm • Schnell feuerkanonen , die in der Vorpostenlinie Ver wendung finden sollen und vermöge ihrer Fahr barkeit leicht ihre Stellung wechseln können. Es sind dies die aus illustrirten Zeitschriften allbekannten Diminutiv - Panzerthürme (recht be zeichnend „Feuertinen“ genannt). Ihre Fahr barkeit ist es, welche ihre versuchsweise Ver wendung im Feldkriege beim Manöver ver-