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theile, wodurch natürlich jede Schichtung ver wischt ist, ebenso wie die darin enthalten ge wesenen Reste von Kalkmuschelschalen aus gewaschen werden mufsten. Das Material ist schon früher zum Aufstampfen von Böden in steirischen Hochöfen bekannt gewesen, aber niemals in nennenswerther Weise ausgebeutet worden. Nur in seltenen Fällen steht der Magnesit- spat völlig rein an. Er ist durchschwärmt von Quarztrümchen, durchsetzt von Kalk- und Dolomit schnüren, enthält Ausscheidungen von Dolomit- krystallen, und diese Verunreinigungen zwingen zu einer Scheidarbeit, welche an Ort und Stelle ausgeführt wird. Der aufbereitete Magnesitspat wird dann mit einer ganz kiesfreien braunen Glanzkohle, aus den Tertiärablagerungen an der Mur gebrannt. Man hat die Einrichtung so ge troffen, dafs bis zu 80 t Sintermagnesit in einem Tage geliefert werden können. Zur Erzeugung eines untadelhaften Sinter magnesits ist die höchste Weifsgluth erforderlich, und um in keiner Weise die Magnesia zu ver unreinigen, ist die Zone des Ofens, welche für die höchste Temperatur in Anspruch genommen | wird, mit Magnesiasteinen ausgekleidet. Die Bei- | mengangen des Magnesits an Kieselsäure und an j Eisenoxyd sind so gering, dafs eine Verschlackung des Magnesits durchaus nicht eintritt, sondern nur eine schwache Verdichtung durch Sinterung. Die Oefen arbeiten ununterbrochen, alle sechs ! Stunden wird der fertig gebrannte Sintermagnesit | gezogen und dann direct mittels Aufzuges zur mechanischen Sortirung übergeführt, dort ent staubt, d. h. von dem inzwischen hydratisirten und dabei zerfallenen Kalke befreit und von Quarz und etwa noch vorhandenen anderen fremden Beimengungen von Hand befreit. Durch die Ent staubung geht der Kalkgehalt erheblich herab. Von hier aus geht das versandfähige Gut in die Verladeabtheilung. Das Uebrige wird zerkleinert, ■ • und aus ihm werden die Magnesiasteine ver mittelst einer hydraulischen Presse unter einem Druck von ungefähr 300 Atmosphären geprefst, gstrocknet und dann in Kammern unter unmittel barer Einwirkung überschlagender Flammen zu je 3000 bis 6000 gebrannt. Neun solcher Brenn kammern sind vorhanden und auch sie sind mit Magnesiasteinen ausgekleidet. Für besondere Zwecke, Tiegel, Ferne (Düsen) und dergl. mehr wird doppelt gebrannter Magnesit verwendet. Ja es werden diese Gegenstände selbst noch zwei-, auch dreimal gebrannt. Die Formen, in welchen die Steine hydraulisch geprefst werden sollen, sind aus härtestem Stahl gefertigt, aber selbst dieser wird in überraschend kurzer Zeit mecha nisch abgenutzt und unbrauchbar. Es sind die nöthigen Hülfswerkstätten vorhanden, um diese Formen an Ort und Stelle bearbeiten und nach arbeiten zu können, sowie die nöthigen Holz werkstätten, um zur Verpackung Kisten und dergl. herzustellen. Der Versand betrug im Jahre 1892 fast 3700 t Rohmagnesit, über 9000 t Sintermagnesit und Fabricate, darunter gegen 600 t Magnesia steine. Ferner wird Magnesiastampfmasse und Magnesiamörtel, mit und ohne Theerbeimengung geliefert. Alles zusammen betrug der Versand 1892 13 000 t. Es werden aus 200 Gewichts theilen Rohmagnesit 100 Gewichtstheile Sinter magnesit erzielt. Der letztere, in inniger Mischung aller Arten von Magnesit von den verschiedenen Förderpunkten, enthält: 3,40 % . . Kieselsäure, 0,82 » . . Thonerde, 7,79 , . - Eisenoxyd, 1,76 » . . Kalk und 85,30 „ . . Magnesia. Die verschiedenen Magnesitspate enthalten an Magnesiumcarbonat 87 bis 99 %. Der Kalk gehalt wechselt zwischen 11/2 und 2,6 %, der Kieselsäuregehalt zwischen 0,6 und 4%. Die fertig gebrannten Steine, welche von allen Gröfsen bis aufwärts zu 50X50X25 cm angefertigt werden, schrumpfen weder, noch dehnen sie sich erheblich aus, ziehen keine Feuchtigkeit an und springen nicht beim Erhitzen, entsprechen also allen Anforderungen, welche man an derartiges Material zu stellen imstande ist. Sie werden jetzt nach allen Gegenden der Welt, ganz besonders aber nach Deutschland, Frankreich, Oesterreich und Nordamerika versendet.* Je reiner und freier an Kalk eine Magnesia ist, um so schwieriger verbindet sie sich mit Kieselsäure zu einem Silicat. Aus diesem Grunde gelingt es, den basischen Herd eines Flammofens, er möge aus einem Material bestehen, welches es auch sei, durch reine Magnesia an der Trennungs fuge allein ausreichend von dem Einflufs eines aus Quarzsteinen bestehenden sauren Gewölbes zu schützen, ohne an dieser gefährlichsten Stelle eine Verschlackung befürchten zu müssen. Während in Deutschland nur noch einzelne Werke bestehen, welche infolge des Bezuges aus ländischer Erze für ihre Roheisenerzeugung in der Lage smd, so phosphorarmes Eisen zu er zeugen, dafs sie nach dem sauren Procefs, sei es in der Bessemerbirne, sei es im Flammofen, arbeiten können, giebt es derer allerdings noch in Nordamerika viele; aber gerade die Entwicklung der Eisenindustrie in den südlichen der Vereinigten Staaten, wo ein für den sauren Procefs nicht geeignetes Roheisen erzeugt wird, und mit der allmählich, und vielleicht schneller als man denkt, eintretenden Abnahme der Vorkommnisse von phosphorfreien Eisenerzen in Spanien wird * Die natürliche Beimengung der Sinterstoffe giebt dem steierischen Magnesit den Vorzug gegen über künstlichen Mischungen, die anscheinend nie so innig werden können.