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«STAHL UND EISEN.“ Mai 1893. Der Pavillon Krupp besieht aus einer grosen eisernen Halle von 60 m Länge, 25 ni Breite und etwa 13 m Höhe, ausgeführt von der Gute- hoffnungshütte in Oberhausen; auf der Rückseite befinden sich hölzerne Anbauten für Maschinenräume, Bureaus u. s. w., welche in den Ecken von 2 kleinen Thürmen flankirt werden, auf der vorderen Seite ein in Holz ausgeführter Vorbau, in dessen Enden die Eingangshallen liegen, während sich aus der Mitte ein hoher, das ganze Gebäude überragender, viereckiger Thurm erhebt. Der Pavillon ist aufsen in Cement- stuck ausgeführt, die einzelnen Felder und Simse sind mit zahlreichen reliefartigen Kriegsemblemen, emaillirten Wappen u. s. w. reich verziert. Der Plan des Pavillons (Abbild. 3) zeigt die Ein- theilung der grofsen Halle, zunächst ein grofses Mittelfeld und zwei kleinere Nebenfelder für Kriegsmaterial und die beiden Seitenfelder für dazu, eine winzige 3,7-cm - B usch kano ne stehen, wie solche bei verschiedenen Expeditionen im Innern Afrikas mit Erfolg verwendet wurden. Dem Zweck entsprechend ist diese in ihren Theilen so bemessen, dafs sie sowohl gefahren, als bei ganz schlechtem Terrain auch von Menschen getragen werden kann. Sie verfeuert einwandige Granaten und Kartätschen. Zwischen diesen Grenzen von 42-und 3,7-cm-Kaliber sind eine grofse Anzahl von Geschützen der verschiedensten Constructionen und Verwendungsarten ausgestellt. Die zweitgröfste Kanone ist eine 30,5-cm- Kanone L/35 in hydraulischer Laffete, welche zur Armirung von Schlachtschiffen und gröfseren Panzerfahrzeugen dient. Das Rohr ist ein Mantelringrohr von 35 Kaliber (== 10,7 m) Länge und wiegt rund 63 000 kg. Sämmtliche Bewegungen geschehen hydraulisch mit 60 Atm. Druck und zwar die Verticalbewegung des Ver- Eisenbahnma terial, während im Vorbau die Panzerplatten, Stahlgufs- und Schmiedstücke Aufstellung ge funden haben. Durch die rechte Eingangshalle eintretend, steht der Besucher vor einer Front von 16 Ge schützen , aus deren Mitte das mächtige Rohr des 42-cm- Riesen- gesch Ützes in die Halle hin Abbild. 3. Schlusses, das Bremsen des Rücklaufs, der Höhenrichtme chanismus, das Drehen des Ge schützes, das Festhalten in der Ladestellung, der Munitions aufzug u. s. w. Das Geschütz hat durch 98 Schufs mit vol len Ladungen und 455 kg schweren Ge schossen seine Feuerprobe be standen. Ein Treffbild auf einragt. Das mit Kruppschem Rundkeilverscblufs ausgerüstete Rohr ist ein Mantelrohr, es hat eine Länge von 33 Kalibern, das sind 14 m, und ist mit 120 Zügen versehen. Das Rohr, welches complet mit Verschlufs 122 400 kg wiegt, ruht in einer Laffete, welche eine Erhöhung des Rohres von 101/2° und eine Senkung von 4° gestattet. Bei einem Ge- schofsgewicht von 1000 kg, einer Pulverladung von 410 kg und 604 m Anfangsgeschwindigkeit wird eine lebendige Kraft von 18 594 mt ent wickelt und bei der Maximalerhöhung von 101/2° eine Schufsweite von 8850 m erzielt. Seit seiner Herstellung im Jahre 1886 hat das Geschütz 16 Schufs gethan und damit seine Feuerprobe bestanden. Eine Stahlpanzergranate von 1000 kg durchschlägt bei obiger Anfangsgeschwindigkeit eine schmiedeiserne Platte von 1 m Dicke noch auf 1000 m. Unter diesem gröfsten bisher aus geführten Geschütz sehen wir das Gegenstück 2500 m ergiebt, dafs 50 % Treffer ein Ziel von 142 cm Höhe und 88,6 cm Breite erfordern. Das nächste Geschütz ist eine 28-cm-Küstenkanone neuester Gonstruction, welche im Gegensatz zu den vorbenannten eine Rohrlänge von 40 Kalibern = 11,2 m aufweist. Das Rohr ist ebenfalls ein Mantelringrohr mit 84 Zügen, hat den Krupp schen Rundkeilverschlufs und wiegt 43 300 kg. Dasselbe ruht in einer Küstenlaffete, welche die grofse Elevation von 45° gestattet und sich bei veränderter Anordnung des Munitionsaufzuges zur Aufstellung an Bord ebenfalls eignet. Auch hier geschehen sämmtliche Bewegungen hydraulisch; ein flacher, kegelförmig gewölbter Panzerschirm überdeckt die Laffete und den Ladeapparat und sichert beide gegen Sprengslücke. Das Geschütz verfeuert gufseiserne und stählerne Zündergranaten, Stahlpanzer-Granaten und Stahlshrapnels von 345 kg Gewicht. Bei 160 kg Pulverladung (P. P. G/85) und 630 m Anfangsgeschwindigkeit