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15. September 1894. «STAHL UND EISEN.“ Nr. 18. 843 Die Tarifreform wird nicht erledigt sein, bis sie ehrlich und gerecht im Interesse und zum Vortheil einer geduldigen und lange leidenden Bevölkerung erledigt ist. Ihr sehr ergebener Grover Cleveland. Dr. Rentzschs Ein- und Ausfuhr-Statistik. In Auftrage des «Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller“ hat Dr. Rentzsch für 45 Länder die Ein- und Ausfuhr von Eisen- und Stahlwaaren, sowie Maschinen während der Jahre 1893 und 1892 zusammeugestellt. Am Schlüsse seiner eine Unsumme von Mühe vorstehenden Arbeit giebt Dr. Rentzsch vergleichende Uebersichten über die einheimische Erzeugung und den auswärtigen Eisenhandel der wichtigsten Staaten. In Procenten der eigenen Dar stellung betrug im Jahre 1893 für Roheisen in Deutschland die Einfuhr 4,6 % , die Ausfuhr 4,6 %, für Eisenfabricate die Einfuhr 1,1 %, die Ausfuhr 18,5 %, in Oesterreich-Ungarn für Roheisen 7,5 und und 1,2 %, für Eisenfabricate 5,2 und 3,7 %, in Frankreich 9,5 und 5,6 bezw. 2,3 und 13,2 %, in Grofsbritannien 0,1 und 16,3 bezw. 3,3 und 32,0 % und in Belgien 24,3 und 3,7 bezw. 6,6 und 38,4 %. Hinsichtlich Roheisen nimmt Deutschland mit seiner Erzeugung von 4 986 000 t nach England und Nord amerika die dritte Stelle ein. In der Herstellung von Eisen- und Stahlfabricaten — 5 327 000 t — steht das Deutsche Reich (mit Einschlufs des zollgeeinten Luxemburgs) mit England, weil dasselbe starke Posten unbearbeitet als Roheisen ausführt, nahezu auf gleicher Stufe. Mit Ausnahme von Nordamerika ist sowohl für Eisen- und Stahlfabricate, als auch für Roheisen die Erzeugung in allen anderen Ländern der Erde erheblich geringer. Aufserdem versucht Dr. Rentzsch für eine Anzahl von Ländern den einheimischen Eisenverbrauch a. d. Kopf der Bevölkerung zu be rechnen, und zwar durch Abzug der Ausfuhr von der Summe der Production und der Einfuhr, nachdem alle Eisenfabricate, Maschinen etc. in Roheisen um gewandelt worden sind. Danach stellt sich a. d. Kopf in 1893 in Deutschland die eigene Roheisen- production auf 98,7 kg, der einheimische Eisenver brauch auf 72,4 % , in Oesterreich - Ungarn auf 23,7 und 26,4 kg, in Frankreich die eigene Roheisen erzeugung auf 52,1 kg, in Grofsbritannien auf 177,9 kg, in Nordamerika auf 111,4, in Schweden auf 90,2 kg, in Belgien stellt sich die Roheisenerzeugung auf 125,5 und der heimische Eisenverbrauch auf 85,0 kg, in Italien auf 0,9 und 11,2, in der Schweiz auf 0,3 und 65,0 und in Rufsland auf 8,2 und 9,6 kg. Für vier Länder, darunter gerade England, Nordamerika und Frankreich, war diese Berechnung leider nicht durchzuführen, da dort der auswärtige Handel in Maschinen nicht dem Gevzichte, sondern dem Werthe nach notirt wird, und eine schätzensweise Umrechnung zu unsicher gewesen wäre. Für Deutschland berechnet sich der einheimische Gesammt - Eisen verbrauch in 1893 zu 365 800 t. Noch in 1892, besonders jedoch in 1890, in welchem Jahre Deutschland 81,7 kg Eisen a. d. Kopf verbrauchte, stellte sich der ein heimische Verbrauch in den meisten Ländern erheb lich höher heraus. Dies ist die Erklärung für den noch heute fehlenden Aufschwung der Eisenindustrie in wohl allen Gulturstaaten, da gegenüber dem erst langsam wiederkehrenden Vertrauen auf bessere Ge schäftslage und der erst in schwachen Anfängen zu Tage tretenden Unternehmungslust der Verbrauch hinter der Erzeugung zurückgeblieben war. An dieser Uebererzeugung mag Deutschland vielleicht weniger betheiligt sein — gleichviel, der Weltmarkt bestimmt die Preise nach Angebot und Nachfrage, und mit diesen zur Zeit noch recht niedrigen Notirungen mufs wohl oder übel auch die deutsche Eisenindustrie rechnen. Mittheilungen aus den König!, technischen Versuchsanstalten zu Berlin. Das neueste Heft enthält einen mit grofsem Fleifs ausgearbeiteten umfangreichen Bericht über die Er gebnisse von Vorversuchen über die Festigkeits eigenschaften von Kupfer, erstattet von Professor A. Martens. Angesichts der grofsen Verschiedenheit, welche in den Angaben über absolute Festigkeit, Elasticitätsgrenze und zulässige Belastung von Kupfer besteht, mufs das Unternehmen als ein sehr verdienst volles und zeitgemäfses bezeichnet werden. Professor Martens geht mit bekannter Gründlichkeit vor, er untersucht zunächst den Einflufs der Versuchs ausführung, Form und Bearbeitung der Versuchsstücke, der Geschwindigkeit und Belastungsart, und will dann die Wirkung des Ausglühens und den Einflufs der chemischen Zusammensetzung und den Zusammenhang zwischen der letzteren und der mechanischen Be arbeitung, sowie die zulässige Beanspruchung im Normalzustand und im bearbeiteten Zustand, die Festig keit bei Nietung und Löthung und den Einflufs der Erwärmung bestimmen. Ein in der That umfassen des Programm, dessen Ergebnisse eine grofse Lücke auszufüllen berufen erscheinen. Büch erschau. Festschrift zur XXXV. Hauptversammlung des Vereins deutscher Ingenieure. Berlin 1894. Die Festschrift, ein stattlicher Band von 316 Seiten in Quartformat, enthält Aufsätze über: Lage, Boden und Fläche, das Klima von Berlin; die städtische Bauverwaltung; die Staatsbauverwaltung für Berlin; die öffentlichen Strafsen und Plätze; die Strafsenbrücken; das Strafsenreinigungswesen ; die Pferdebahnen; die Dampfstrafsenbahnen; die Locomotiveisenbahnen; der Güterverkehr auf dem Wasser; die Feuerwehr; die technischen Anlagen des Reichs-Postamts; die Wasser versorgung der Stadt Berlin; die Wasserversorgung der westlichen Vororte; das Wasserwerk der östlichen Vororte; die Kanalisationsanlagen, deren Betrieb, die Rieselgüter und die Organisation der örtlichen Polizei verwaltung für die Kanalisation; die Gasanstalten der Imperial Continental Gas - Association und die städtischen Gasanstalten; die Charlottenburger Gas anstalten; die Berliner Elektricitätswerke; die städti schen Markthallen und Schlacht- und Viehhof; die Volksbadeanstalt in Moabit und die dreifache Gemeinde schule in der Stephanstrafse; das städtische Kranken haus am Urban; die städtische Irrenanstalt am Herz berge; die technischen Einrichtungen der vorgenannten vier Anstalten; die königlichen Eisenbahnwerkstätten; sowie über den Berliner Bezirksverein deutscher Ingenieure. Zum Theil sind die Aufsätze reich illustrirt, so diejenigen über die Brücken und Wasserwerke. Das