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STAHL UND EISEN. 15. September 1894. * Vergl. „Stahl und Eisen“ 1893. Seite 991, welche auch Flufseisen im Lohn verwalzen, ein begreifen. Wie dem aber auch sei, so kann die bemerkenswerthe, irrthumsfrei aus der Statistik hervorgehende Thatsache verzeichnet werden, dafs in Belgien das Schweifseisen trotz des ihm durch das Flufseisen bereiteten Wettbewerbs tapfer stand gehalten hat; es weicht ohne Zweifel zurück, aber wenig, und man kann zufügen, dafs in diesem Augenblick die Bleche aus Schweifseisen sich der Wiedergewinnung einer ausgesprochenen Be günstigung erfreuen. Die Schweifseisenerzeugung hält sich aber nur gegen den Preis schwerer Opfer. Thatsächlich bleibt infolge des Umstands, dafs die Fabrication von Schweifseisen ihren Betrieb aufrecht erhält, der Preis von Puddelroheisen fest. Andererseits hat der Preis der Puddel- und Schweifsschlacken, welche als Zuschlag bei dem Puddelroheisenmöller dienen, sich unaufhörlich erhöht, da sie ebenso gesucht für die Thomas-Roheisenerblasung sind; ferner halten sich Kohlen und Löhne auf erhöhtem Satz. Gleichzeitig mit diesen Belastungen zwang der Wettbewerb, mit den Verkaufspreisen herunter zugehen, so dafs die Schweifseisenfabrication in den letzten Jahren einen schwierigen Zeitabschnitt durchzumachen gehabt hat, der noch nicht am Ende angelangt ist. Die Fabrication von Flufseisen liegt kaum glücklicher. Seit der Einführung des Bessemer- processes in Belgien im Jahre 1864, des Siemens- Martin - Verfahrens im Jahre 1872 und des Thomas-Gilchristschen im Jahre 1879 ist in den Ländern, welche unsere Mitbewerber auf aus ländischem Markt sind, die Flufseisenerzeugung von Jahr zu Jahr gestiegen. Die Rohstoffe, welche bei uns zu dieser Fabrication dienen, sind belgisches Roheisen, ungefähr 13 % ausländisches Roheisen und 14 % Schrott. Im Jahre 1884 betrug die Erzeugung an Blöcken 187 000 t und diejenige der Fertig- fabricate 154 000 t; im Jahre 1893 stieg die Ziffer der Gufsstücke und Blöcke auf 273 000 t und diejenige der Fertigfabricate auf 225 000 t. Die Zunahme der Flufseisendarstellung ist also bei uns in den letzten 10 Jahren mäfsig gewesen. Im ganzen betrachtet, erzeugt man z. Zt. in Belgien fast ebensoviel Schweifseisen wie vor 10 Jahren, während die Darstellung von Flufs eisen um 50 % gewachsen ist. Wie bereits hervorgehoben, bereiten die grofsen Stahlwerke,* welche soeben im Betrieb gekommen sind, eine weitere Verschiebung vor. Was die Preise anlangt, so sind sie so wenig lohnend wie für das Schweifseisen und es verdient daran zu erinnern, dafs man vor 20 Jahren bei uns die Tonne Schienen mit 352 bezahlte, welche heute nicht mehr als 80 •46 einbringt. Nament lich der deutsche Wettbewerb, welcher zu Hause „Der interessante Zug, welchen man in der letzten Zeit in der belgischen Eisenindustrie ver folgen kann, ist der Ersatz des Schweifseisens durch Flufseisen. Mit diesem Punkt werde ich mich ausschliefslich beschäftigen. Betrachten wir zunächst die in der Roheisen- Erzeugung vor sich gegangenen Aenderungen. Von belgischen Erzen kommen nur noch 14 % der Gesammtbeschickung auf die Gicht unserer Hochöfen. Der gröfste Theil kommt aus Luxem burg, dann folgt Spanien und Frankreich. Aufser- dem vergichten unsere Hochöfen Puddelschlacken und Kiesabbrände. Der mittlere Eisengehalt ist 38 % und die durchschnittliche Leistung eines Hochofens etwa 28 000 t jährlich. Was die Menge betrifft, so hat dieselbe in den letzten 10 Jahren kaum eine merkliche Aenderung erlitten; im Jahre 1884 betrug sie 751000 t und 760 000 t im Jahre 1893. Während aber vor 10 Jahren das Puddelroheisen 71 % und das zu Flufseisenbereitung bestimmte Roheisen (fonte ä acier) 18% von der Gesammt- erzeugung ausmacht, haben sich für das ver flossene Jahr diese Ziffern auf 57 % bezw. 32 % verschoben; in beiden Fällen bildet Giefserei- roheisen den Rest. Für das erste Halbjahr des laufenden Jahres ist die Roheisenerzeugung im Fortschreiten, wobei indessen das Verhältnifs zwischen Puddel- und Flufseisen-Roheisen noch ziemlich genau bestehen bleibt. Indessen steht dasselbe infolge der Errichtung der neuen Stahl werke am Vorabend einer neuen Verschiebung; es verdient aber bemerkt zu werden, dafs bis jetzt die Erzeugungsmenge an Roheisen nahezu dieselbe geblieben ist und dafs die Verminderung an Puddelroheisen durch die Vermehrung an Flufseisen-Roheisen ausgeglichen worden ist. Bei letzterem war im Jahre 1893 das Bessemer- Roheisen mit 70 % und das Thomas-Roheisen mit 30 % betheiligt. Hier hat man mit einer baldigen und einschneidenden Veränderung zu Gunsten des Thomaseisens zu rechnen. Im Hinblick auf die wirthschaftliche Seite ist die Lage unserer Hochöfen zufriedenstellend, und sind die Preise lohnend. Was wir eben vom Roheisen gesagt haben, läfst dasjenige, was über Schweifs- und Flufseisen zu bemerken ist, nicht voraussehen. Die Rohstoffe zur Herstellung der Halbfabricate aus Schweifseisen (bauchs) bestehen aus dem einheimischen Puddelroheisen und ungefähr 10 % ausländischen Roheisens. Unter diesen Verhält nissen war die Erzeugung an diesen Halbfabricaten im Jahre 1884 rund 480 000 l und im Jahre 1893 rund 447 000 t. Die aus diesem Halb zeug und Schrott hergestellten schweifseisernen Fertigfabricate erreichten vor 10 Jahren rund 471 000 t und im Jahre 1893 rund 485 000 t. Letztere Ziffer der Statistik ist vermuthlich zu hoch, da sie die Erzeugung einiger Walzwerke, 828 Nr. 18.