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1. Juli 1894. STAHL UND EISEN.“ Stettiner Maschinenbau - Actien - Gesellschaft „Vulean". Dem Bericht der Direction über das Geschäftsjahr 1893 entnehmen wir die folgenden Angaben: „Die Bilanz bleibt zwar hinter den Erwartungen zurück, welche wir wegen des Ergebnisses des ver flossenen Jahres hegen durften, dieselbe ist aber immerhin noch eine günstige zu nennen. Auf Grund derselben können wir die Auszahlung einer Dividende von T'li% auf das gesammte Actienkapital empfehlen. Ungünstig beeinflufst worden ist das letzte Ge schäftsjahr insbesondere durch den gegen alles Er warten hinausgezögerten Bau der beiden Panzerschiffe „Brandenburg“ und „Weifsenburg“. Ein.Verschulden für diese Verzögerungen trifft unsere Gesellschaft aber nicht. Die Aussichten im Schiffbau haben sich während des letzten Jahres nicht gebessert; von Seiten der deutschen Marine werden fürs erste Neubauten nur in sehr beschränktem Umfange in Angriff genommen werden, weil der Reichstag die Vorlagen des Reichs marineamtes sehr beschnitten hat. Die demselben bewilligten wenigen Bauten werden, nach den Ver handlungen im Reichstage zu schliefsen, fast aus- schliefslich auf kaiserlichen Werften zur Ausführung gelangen, und die Privatindustrie wohl gänzlich leer dabei ausgehen. Es ist dies um so bedauerlicher, als der Privat-Schiffbau dadurch in eine gewisse Nothlage hineingerälh. Unsere Gesellschaft hat, den wachsenden Anforderungen der deutschen Marine entsprechend, ihre Leistungsfähigkeit stetig erhöht und ganz bedeutende Summen zur Verbesserung der Einrichtungen auf der Werft und in der Maschinen fabrik verwendet. Die Anlagewerthe sind von 6416668 « im Jahre 1873 auf 16076624 • im Jahre 1893 gestiegen, und wurde diese Entwicklung nur dadurch ermöglicht, dafs die Actionäre der Gesell schaft stets mit voller Hingabe für die Unterstützung des deutschen Schiffbaues eingetreten sind. Wir wollen mit diesem Hinweise nicht das Recht für uns in Anspruch nehmen, dafs der Ausbau unseres Werkes dem Reiche die Verpflichtung auferlegt habe, für hinreichende Beschäftigung desselben zu sorgen, wir möchten aber nicht unausgesprochen lassen, dafs der deutsche Schiffbau nur dann wirthschaftlich sicher gestellt erscheint, wenn eine gröfsere Stetigkeit in den Anforderungen zum Ausdruck gelangt, welche von Seiten der Reichsmarine an denselben heran treten. Hierzu die Hand zu bieten, dürfte unser Reichstag gewifs an erster Stelle berufen sein. Wenn die Entwicklung der deutschen Marine sich durch Ersatz- und Neubauten stetig vollziehen soll, müssen die Mittel hierfür alljährlich in möglichst gleich- mäfsiger Weise bewilligt werden, und dann wird dem Privat-Schiffbau auch fortlaufend derjenige Antheil von diesen Bauten zufallen, welcher nothwendig ist, um seinen Wettbewerb auf dem Gebiete des Handels schiffbaues zu erhalten und sicherzustellen. Es ist uns sehr schwer gefallen, im verflossenen Jahre Auf träge auf Handelsschiffe heranzuziehen. Die Con- currenz Englands in dieser Branche ist eine ganz gewaltige, und sind die Preise gegenwärtig derartig gedrückt, dafs ein Gewinn an derartigen Bauten nicht herauszurechnen ist. Um nicht den gröfsten Theil unserer Arbeiterschaft entlassen zu müssen, über nahmen wir den Bau von drei grofsen Tankdampfern, von denen zwei bereits abgeliefert sind; der dritte soll im Monat Mai zur Ablieferung gelangen. Aufser- dem haben wir noch zwei grofse Doppelschrauben- Frachtdampfer abgeschlossen, von denen der eine bis zum Herbst dieses Jahres, der andere bis zum Frühjahr nächsten Jahres fertiggestellt werden soll. Im Locomotivbau war die Beschäftigung nicht ganz so gut wie im vorigen Jahre; die Bestellungen der Staatseisenbahnen erfolgen aber seit einigen Jahren schon so regelmäfsig, dafs ein bestimmtes Arbeits- quantum alljährlich zu erwarten ist; die Erträgnisse im Locomotivbau sind als befriedigende zu bezeichnen. Auch im allgemeinen Maschinenbau gelangte eine Anzahl gröfserer Aufträge zur Ausführung und bleibt dieser Specialbranche unser besonderes Interesse zu gewendet. Von den Erträgnissen des Geschäftsjahres 1893 bringen wir Abschreibungen im Betrage von701929,45 JC in Vorschlag. Die Vertheilung des verbleibenden Rein gewinns von 980 055,95 K empfehlen wir folgender- mafsen zu genehmigen: Garantiefonds gemäfs § 35 der Statuten 49 002,79 •4, aufserdem 997,21 K, zusammen 50000 Reservebaufonds 20000, Asse- curanzfonds 20000, Eisenbahnanschlufs 135 000, Kirche zu Bredow 5000, Kinderbewahrschule zu Bredow 5124,26, Tantiemen für Aufsichtsrath, Direction und Beamte 144 931,69 «. Dividenden: für 5600 Stück Stamm-Actien Lit. B ä 1000 JC 71/2 % oder 75 JC auf Coupon Nr. 7 420000 (, für 4000 Stück Prior .-Stamm- Actien ä 600 JC l'li % oder 45 auf Coupon Nr. 28 180000 , zusammen 980 055,95 •(. Der Herstellungswerth sämmtlicher Erzeugnisse während des Jahres 1893 beläuft sich auf 14316741,99.4. Die höchste Arbeiterzahl während des Jahres 1893 betrug 3860, die niedrigste 2973 Mann; an Löhnen wurden insgesammt 3 297 077,69 « gezahlt.“ Sürther Maschinenfabrik vorm. H. Hammerschmidt. Aus dem Bericht über das Geschäftsjahr 1893 theilen wir Folgendes mit: „Das abgelaufene fünfte Geschäftsjahr hat sich für unsere Gesellschaft höchst ungünstig gestaltet. Einerseits war nach aufsen hin eine weitere Ver schlechterung der allgemeinen Geschäftslage bemerk bar, die sich in verminderter Beschäftigung und ver schärfter Preisunterbietung seitens der Concurrenz fühlbar machte, während andererseits die Gesellschaft auch mit vielerlei inneren Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Die allgemeinen Geschäftsverhältnisse waren für unsere Gesellschaft im abgelaufenen Jahre durchaus un erfreulicher Art. Die Beschaffung gröfserer Lieferungen erwies sich bei der allgemeinen Unlust zu neuen Unternehmungen als immer schwieriger, und die Ver kaufspreise waren weiter rückgängig. Aufserdem sind einige Geschäftszweige, welche in früheren Jahren für unser Unternehmen sehr gewinnbringend waren, infolge neuerer Fabricationsmethoden nach und nach ganz in Fortfall gekommen. Wir sind weiter bemüht, hierfür im Rahmen unserer Einrichtungen ander weitigen Ersatz zu schaffen, und hoffen, dafs unsere dahin zielenden Bestrebungen von Erfolg begleitet sein werden. Es ist in neuester Zeit eine gewisse Besserung in den Geschäftsverhältnissen eingetreten, und wir können auch bei uns eine Zunahme der Bestellungen, wenigstens in den kleineren Artikeln, wahrnehmen. Die Beschaffung gröfserer Lieferungen stöfst aber auch jetzt noch auf grofse Schwierigkeiten, und wir müssen hoffen, dafs in dieser Beziehung, sowie in Bezug auf die immer noch sehr gedrückten Verkaufspreise eine Wendung zum Bessern sich ebenfalls in naher Zukunft einstellen wird.“ Infolge der vorgenommenen sehr erheblichen Abschreibungen schliefst die Bilanz mit einem Verlust von 381 475,84 .