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15. September 1894. » STAHL UNI) EISEN.“ Nr. 18. 801 nicht finden können, wo wir beträchtliche Mengen Chromstahl für Geschosse und andere Zwecke verwenden. Wir erhalten selten mehr als 0,1% Unterschied bei etwa 2 % Chromgehalt; dieselbe Bemerkung gilt von unserm Manganstahl. Dünne Drähte von 0,5 mm Durchm. von solchem Stahl aus 250 X 250 mm-Blöcken zeigten praktisch Gleichförmigkeit. Ebenso haben wir in unserm Special-Siliciumstahl (2,5 % Si) keine Spuren von Saigerung bemerkt. Saigerung darf nicht mit mangelhafter Mischung verwechselt werden. In letzterer Beziehung herrscht zur Zeit vielfach Sorglosigkeit. Die Zusätze („physics") werden gewöhnlich in kleinen Quantitäten zum entkohlten Eisen hinzugefügt, und während sie äufserst sorgfältig in anderen Dingen sind, lassen die Stahlmacher den Dingen ihren Lauf in dieser Sache. Die Saigerung findet unzweifelhaft statt und ist unter gewissen Umständen oft aufser- gewöhnlich stark. Aber mir scheint mit Rück sicht auf die wundervolle Regelmäfsigkeit der Stahlerzeugung von heutzutage, dafs Pourcel zu weit geht, wenn er sagt: „Homogenität ist eine Eigenschaft, die unerreichbar ist in einem Stalilblock“. Der Schreiber (Hadfield) kennt Arbeitsverhältnisse in gewissen Sheffield-Werken, wo Bessemer- und Siemensstahl gebraucht werden und in denen Unterschiede von mehr als 0,5 % C durch den Arbeiter sofort bemerkt würden. Da beide Materialien aber vollständig den Ansprüchen genügen („ fill the bill“), darf man sicher schliefsen, dafs Regelmäfsigkeit und Gleichartigkeit nicht so unerreichbar sind, als man glauben könnte, vor ausgesetzt natürlich, dafs der Stahl an erster Stelle sorgfältig erzeugt war. Ich freue mich, Pourcels Zeugnifs für die Nützlichkeit des Ghromgebrauches vermerken zu können. Es ist sicher viel in dieser Richtung zu thun; zugleich ist aber zu beachten, dafs, wie ich in meiner Arbeit über „Eisen-Chrom-Legirungen" ausführte, das Metall Chrom nicht unmittelbar als Härte bildner wirkt, sondern nur infolge seiner Wir kung auf die vorhandene Kohle. In seinen weiteren Auslassungen geht Had field auf die mikroskopischen Arbeiten Sau- veurs und auf die Schrift Howes „Heat-treat- ment of steel“ ein. Die Bemerkungen über die Sau veursehe Arbeit sind bereits in einem früheren Bericht, „Stahl und Eisen“ 1894, S. 758, gegeben; die auf die Howesche Arbeit bezüglichen werden in einem späteren Berichte folgen. W. J. Keep führt eine grofse Reihe von Ab bildungen vor, die sich auf die Saigerungs erscheinungen in Roheisen und Gufseisen beziehen. Er führt zuerst ähnliche Fälle an, wie sie von Ledebur vor Jahren besprochen, in denen aus einer dünnen Gufsplatte (3 mm) linsen- oder schweifstropfenähnliche Perlen herausgeprefst wurden. Fig. 2 und 3, deren Zusammensetzung (in Tabelle 6 gegeben) vom Muttereisen nur wenig XVIII.14 Tab eile 6. G Si P S Mn Tropfen .... 2,64 2,47 1,00 0,042 0,91 Graues Eisen . 3,01 2,48 0,95 0,035 0,90 abweicht, wobei allerdings zu beachten ist, dafs die Tropfen (Fig. 2) schwer vom Graueisen zu trennen waren. Dann giebt er eine Reihe Abbil dungen von Roheisenbrüchen aus der schwedischen Abtheilung der Weltausstellung (Fig. 4 bis 7). Fig. 2 und 3. Das Eisen war in eisernen Formen gegossen. Fig. 4 zeigt die abgeschreckte weifse Zone in den grauen Theil übergehend, Fig. 5 einen weifsen Kern mit grauem Saum unten und oben, Fig. 6, sonst wie Fig. 4, einen weifsen Streifen im grauen Theil und Fig. 7 einen grauen Kern in Weifs- eisen eingeschlossen. Fig. 4 bis 7. Ein amerikanisches Roheisen, welches zur Bildung geschichteten Gefüges neigte, wenn es mit anderen Eisensorten gemischt wurde, an sich aber keine Zeichen dieser Neigung verrieth, gab das in Fig. 8 gezeigte Bruchaussehen, die Ecken von dem Bruch eines kreisförmigen Gufs- slückes, also drei weifse runde Kerne inmitten grauer Masse. 2