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STAHL UND EISEN. 1. September 1894. und her, wiederum Marcineile in den drei Sprachen schwirrte hin bis man Zum Aufbruch ging. Am Nachmittag galt der Besuch abtheilungsweise den Stahlwerken von und Couillet, den Zechen Marchienne und Sacre- Madame oder den Tafelglashütten von Charleroi oder Jonet. Ueberall, wo man hinkam, war der Empfang gleich herzlich und gastfrei, überall fanden besondere Dankesovationen statt, deren aller Erwähnung zu thun, dem Berichterstatter leider nicht vergönnt ist. Die Engländer fuhren Abends wiederum nach ihrem Hauptquartier Brüssel zurück, während die Deutschen nach Lüttich abfuhren und dort gegen 10 Uhr eintrafen, aber alle, wenn auch z. Th. etwas spät, gute Unterkunft fanden. Am Freitag Vormittag gingen in Sonderzügen die Bergleute nach den Steinkohlenbergwerken von Horloz, die Eisenhütfenleute nach dem Stahl werk von Sclessin (socit des acieries d’Angleur), zur Einnahme des wiederum gastfrei angebotenen Frühstücks fanden sich Alle Mittags im Jardin d’acclimatation in Lüttich ein. In der offenen Glashalle, welche an der einen Seite an das hier hochgelegene Ufer der Maas grenzt und nach der andern Seite freien Ausblick in den vorzüglich gehaltenen Garten bietet, tafelte in fröhlicher Stimmung die grofse Gesellschaft, trotz ihrer grofsen Zahl bequem Platz findend. Auch hier wurde wiederum ein Frühstück angeboten, das der Kunst der belgischen Köche alle Ehre machte. Zu beiden Seiten des Vorsitzenden der Association des Ingenieurs sortis de l’Ecole de Liege, Professor Gillon, safsenCommerzienrath Lu eg-Oberhausen, welcher inzwischen der Deutschen Führung übernommen hatte, und Windsor Richards. Der Vor sitzende des Lütticher Bezirksvereins, Professor der Universität, Firket, begrüfste die Ver sammlung und schlug einen Trinkspruch auf die Herrscher der Nationen vor. Für die Deutschen antwortete Bauinspector Matthies- Dortmund in redegewandter Weise, auf die Schwierigkeiten des engen Pfades hinweisend, welchen die Industrie heute zu wandeln gezwungen sei. Sein Dank und sein Hoch galt den belgischen Gastgebern. Windsor Richards, in Deutsch land wenig beliebt wegen gewisser, mittlerweile auf England zurückgefallenen Aeufserungen auf dem diesjährigen Frühjahrsmeeting des Iron and Steel Institute, nahm dann, nachdem er ebenfalls seinen Dank ausgesprochen hatte, Anlafs, auf jene Aeufserungen anzuspielen, er sprach seine Freude darüber aus, auf neutralem Boden mit den Deutschen zusammengetroffen zu sein, und deutete an, dafs seine Rede auf dem letzten Londoner Meeting eine theilweise mifsverständ- liehe Auffassung gefunden habe. Dann brach die ganze Gesellschaft zu einer gemeinsamen Besichtigung der berühmten Werke von John Cockerill nach Seraing auf. In mehr stündigem Wandern nahmen in 10 Gruppen die Besucher die ausgedehnten mechanischen Werk stätten, deren Fabricate Weltruf geniefsen, die Hochöfen und Koksanlagen, die Stahl- und Walz werke, die Räderfabrik u. s. w. in Augenschein, wobei die überall herrschende peinliche Ordnung und Sauberkeit nicht geringe Bewunderung er regte. In den prächtigen Parkanlagen des General directors Greiner, welcher, in jugendlichem Alter stehend, die Seele des gewaltigen, auf der Höhe der Zeit stehenden Unternehmens ist, wurde noch ein kleiner Imbifs eingenommen, bei dem die HH. Lueg und Richards den Dankes- gefühlen der fremden Besucher für das viele und lehrreich Gebotene Ausdruck verliehen. Während die Engländer, für welche der Besuch der Cockerillschen Werke den Abschlufs ihres Meetings bildete, mit der Eisenbahn nach Brüssel zurückdampften, fuhren die Deutschen mit einem Dampfer die Maas herunter, welche hier liebliche, ohne Aufhören mit industriellen Werken und Wohnungen, abwechselnd mit Park anlagen, besetzte und von Hügeln gekrönte Ufer zeigt. Bald nach der Rückkehr fand man sich auf Grund einer Einladung der Association des Ingenieurs sortis de l’Ecole de Lige zu einem angeblich „gemüthlichen diner“ im Theater saal zusammen. Nun, die „Gmüthlichkeit" hat dem Abend wahrlich nicht gefehlt, dieselbe und die Länge der Speisekarte, die Vorzüglichkeit ihrer zahlreichen Gänge und die Auslese der dar gereichten köstlichen Weine gestaltete indessen das Mahl zu einem wahren und herzlichen Fest. Dafs es an Reden dabei nicht fehlte, ist selbst verständlich. Nachdem der Vorsitzende Professor Gillon in herzlicher Weise die deutschen Gäste begrüfste und die Hoffnung ausgesprochen hatte, dafs sie sich im belgischen Land wohl fühlen möchten, ergriff zum Dank für die gastfreie Auf- nähme Commerzienrath G. Lueg das Wort. Be sonders hob er die Ehrung hervor, welche seine Landsleute in dem Empfang durch des Königs Majestät erblickt hätten, und schlug, um dem all gemein bei ihnen herrschenden Gefühl der Be friedigung Ausdruck zu geben, vor, ein Dankes telegramm nach Brüssel abzuschicken. Unter innernd, welche die belgischen Ingenieure früher England und vor Jahresfrist Deutschland ab gestattet haben, und betonend, dafs man in Belgien sich freue, so viele und angesehene Gäste zu begrüfsen. Namens der Engländer dankte Windsor Richards, namens der Deutschen W. Brüg mann-Dortmund, welch letzterer in trefflicher Weise die vielen und engen Beziehungen zwischen den beiden Nachbarländern hervorhob. Die Nationalhymnen der drei Nationen ertönten, die .Wacht am Rhein“ wurde machtvoll von den Deutschen gesungen, und lebhafte Unterhaltung 776 Nr. 17.