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770 Nr. 17. „STAHL UND EISEN.“ 1. September 1894. Abbild. 1. worden, aber die meisten haben nie eine praktische Durchprobung erfahren. Eins von den wenigen, welches vielleicht eine Zukunft und sich auch bereits bei uns eingebürgert hat, ist das dem Russen Nic. v. Benardos im Jahre 1885 patentirte elektrische Schweifs- und Schmelz verfahren. Es besteht hauptsächlich darin, dafs die zu vereinigenden Metallstücke aneinander ge führt und mit dem positiven Pol einer Dynamo maschine verbunden werden, während der negative in einem Kohlenstift endet, welcher in einer Zange gehalten, den beiden Arbeitsstücken ge nähert wird und dadurch den Lichtbogen her stellt. In der von letzterem erzeugten Hitze werden die Metallstücke ins Schmelzen gebracht und so vereinigt. Dies Verfahren wurde vor einigen Jahren von einer deutschen Gesellschaft zuerst in Tegel bei Berlin praktisch angewendet, es diente daselbst Benardossche Verfahren hat den einen, wie es scheint, unheilbaren Fehler, dafs die Wärme wirkung des Stromes nur sehr schwierig regulirt werden kann und infolgedessen die zusammen zuschmelzenden Arbeitsstücke leicht verbrennen, denn die Temperatur des im Lichtbogen ge schmolzenen Metalls erreicht 3- bis 4000 Grade. An ein langsames Erwärmen von der Roth- zur Weifsgluthhitze ist gar nicht zu denken, denn in demselben Augenblick, wo der Lichtbogen ent steht, ist das Eisen auch vom festen in den flüssigen Zuständ überführt, es schmilzt sofort wie Wachs. Die Wirkung des Lichtbogens ist, ähnlich wie diejenige der Stichflamme eines Gaslöthapparates, eine nur örtliche, nur die im Lichtbogen befindlichen Metalltheile werden geschmolzen, während die der bearbeiteten Stelle entfernter liegenden Theile verhältnifsmäfsig nur wenig erwärmt werden. Das flüssig gewordene Metall wird daher, sobald der Lichtbogen abgezogen ist, sofort wieder starr. Die richtige Handhabung und Führung des Lichtbogens machte daher anfänglich viel Schwierig keiten, dazu kam noch, dafs die Augen der Arbeiter durch die intensiven Lichtentwicklungen und Wärmeausstrahlungen angegriffen wurden; es mufsten besondere Schutzvorrichtungen an gewendet und der Lichtbogen dem Auge des Arbeiters durch tiefdunkles Glas verdeckt werden, wodurch der Vorgang im Lichtbogen schwer zu verfolgen ist. Das elektrische Schmelzverfahren, welches auf der Erzeugung eines starken Lichtbogens beruht, erfordert in dem vorerwähnten Werk bei 4 bis 5 Schmelz- oder Arbeitsplätzen etwa 70 HP. Das bekannte Thomson sehe Verfahren würde dadurch bei weitem überflügelt, wenn es zur Ausführung von Reparaturen, Flickarbeiten an Dampfkesseln, Blecharbeiten u.s.w. Späterwurde die ganze Einrichtung von einem gröfseren Eisenwerk in Westfalen (Schwelm) übernommen und zwar zu dem Zweck, das Nieten von Metall, namentlich von schmied eisernen Gefäfsen, Fässern, Reser voiren aller Art, welche als Spe- cialität in dem Werk ausgeführt werden, durch Schweifsen ver mittelst des elektrischen Licht bogens zu ersetzen. Es ist dies dem Werke auch bis heute soweit gelungen, dafs die Verbindung der Bleche nicht nur vollkommener und solider ist, sondern sich auch wesentlich billiger stellt als durch Nietung. In der ersten Zeit hatte man allerdings mit zahlreichen Mifs- erfolgen zu kämpfen, denn das