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1. September 1894. .STAHL UND EISEN.“ Nr. 17. 767 als 50 % sei die Verminderung der Ausdauer sehr gering. Diese Erfahrung habe dahin geführt, dafs nunmehr das Profil der Haupttypus ge worden sei. Man wisse längst, dafs das wachsende Ein heitsgewicht die Schwierigkeit, feines Gefüge im Kopf zu erzeugen, vermehre. Er habe, um in einem seit 1890 von der Boston-Albany R. G. angenommenen 95pfündigen Profil ein feines Gefüge zu sichern, folgende Zusammensetzung vorgeschlagen: G = 0,60; Mn = 0,80 bis 0,90; Si = 0,10 bis 0,15 ; P nicht über 0,06 und S nicht über 0,07. Obwohl grofse Zweifel ausgesprochen wären, ob es möglich sein würde, bei so hohem Kohlen gehalt die Zähigkeit zu sichern, habe man im fertigen Material dennoch eine unerwartete Zähig keit gefunden. Die Enden hielten die Fallprobe unter einem Bärgewicht von 800 kg bei 6 rn Fallhöhe aus und brachen selten; Hunderte hielten 2 bis 4 Schläge von 9 m bei 1,2 m Freilage aus. Dabei gab der Fufs an der stärksten ge krümmten Stelle 16 bis 18 % Dehnung auf 25 mm Länge. Zur Zeit seien mehr als 150 000 Tons dieser hochgekohlten Schienen mit Einheits gewichten von 60, 65, 70, 75, 80, 95 und 100 Pfund, hiervon über 9/10 über 70 Pfund schwer, im Betriebe. Der Kohlegehalt sei in den leichteren Profilen etwas geringer und in den lOOpfündigen etwas gröfser als vorhin an gegeben. Trotz sehr hoher Kälte sei in 1892 bis 1893 von 75 000 Tons keine Schiene ge brochen. Das Gefüge aller Profile werde jetzt einem vergleichenden Studium unterworfen, und da die gleichen Profile in vielen Hüttenwerken nach verschiedenen Methoden hergestellt würden, so gebe es ein weites Feld für die Forschung. Praktisch dürfe das Gefüge (? Bruch-) der Blöcke nicht vernachlässigt werden, indem seine Dichtig keit und Gleichmäfsigkeit ebenso wichtig sei als ein gutes Kleingefüge. In Kürze müsse Dudley sagen, dafs seine Studien ihn befähigt hätten, das Gefüge und die Zähigkeit des Metalls gleich zeitig zu verbessern. Redner macht sodann einige Bemerkungen über mikroskopische Technik, die hier übergangen seien. Albert Sauveur spricht zunächst über ähnliche Fragen und sagt dann, dafs er ange nommen habe, dafs der Gementit und der harte Bestandtheil des Perlit das gleiche Carbid am Eisen (wahrscheinlich Fe 3 G) sei, dafs er aber Osmond beistimme, dafs viel mehr Beweise zur Feststellung dieser Thatsache nöthig seien. Bis dahin jedoch solle man die Hypothese annehmen, erstens weil sie sehr gut die Gefügeverhältnisse der verschiedenen Stahlarten aufkläre; zweitens, weil für ihre Richtigkeit ebensoviel, wenn nicht mehr Gründe, sprächen als für das Gegentheil, und drittens, weil sie einfach sei und die Bildung nur eines Carbids* von Eisen in allen nicht ab geschreckten Stahlarten voraussetze. Er habe noch die Aufmerksamkeit auf die Uebereinstimmung seiner Schlufsfolgerungen mit denen Osmonds zu lenken. Letzterer sage, dafs die Hitze, den Perlit vermehrend, mehr und mehr dahin strebe, grofse und regelmäfsige Po lyeder zu erzeugen; er sage in seinem Satz 4 ** das Gleiche. Indem er von mittelhartem Stahl spreche, sage Osmond, dafs schnelle Abkühlung die Entwicklung des Gefüges verhindere und so ein feineres Korn veranlasse; in seinem Satz 5 sage er, Sauveur, das Gleiche. In seinem Satze 6 sage er, dafs die Bearbeitung an sich keinen Einflufs auf die Korngröfse habe; Osmond stimme dem bei, aber nur. wenn das Metall in einer verhältnifsmäfsig hohen Wärme fertig gemacht würde. Wenn dagegen die Walz- oder Schmiede arbeit bis auf niedrigere Hitzegrade erstreckt würde, dann solle nach Osmond die Gefügebildung beeinflufst sein. Seine eigene Bemerkung solle sich allerdings auch nur auf Bearbeitung im heifsen Zustande beziehen; die Hitzegrade, an die Osmond denke, müsse man schon als Kalt bearbeitung bezeichnen. Er habe mit besonderem Vergnügen gelesen, dafs auch Osmond zu Gunsten des Gebrauches des Mikroskops dieses als ein Hülfs- mittel bezeichne „für die Wiedererkennung der Wärmebehandlung, welcher der Stahl ausgesetzt war“, also auch als Mittel zur Erkennung schlechter Behandlung, und das sei einer der Hauptpunkte, welche er in seiner Arbeit hervor zuheben wünschte. H. M. Howe ging mit Rücksicht auf einige Unterstellungen und die Kritik, die in meiner eigenen Arbeit enthalten seien, auf die im Vorauf gehenden vielfach besprochenen Bezeichnungs weisen für die Gefügeelemente ein und sagte, dafs er die von ihm in Vorschlag gebrachten kurzen Namen langen, schwer verständlichen, sich nicht deutlicher ausdrückenden und auch nicht zutreffenderen Phrasen vorziehen müsse, weil es nothwendig sei, kurze Schlagworte zu besitzen, um sich schnell und klar verständlich zu machen. Man müsse sich erinnern, dafs auch in der frühesten Geschichte der Mineralogie zu weilen unrichtige Namen gegeben und zuweilen zwei Klassen von Mineralien ungenügend unter einem Namen gruppirt seien; aber die Irrthümer und die Verwirrung, welche durch solche Be zeichnungsweise veranlafst seien, wären be deutungslos und kämen nicht ins Gewicht gegen die Vortheile, die kürzere Namen in der Minera logie gewährt hätten. Auch er könne die in Vorschlag gebrachten kurzen Namen nur für vor läufige halten. * Meiner Ueherzeugung nach dürfte sich ergeben, dafs dies nicht zutrifft; aber das thut der Anwend barkeit der Theorie bis auf weiteres keinen Abbruch, ** Siehe weiter oben.