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Im ganzen sind 8 Stahlblöcke und zwar 3 Bessemer-, 2 Thomas- und 3 Martinblöcke verschiedener Härte untersucht. Von jedem Block ist ein Viertel des Blockquerschnitts als Bruch- fläche und die geätzte Platte in nahezu natür licher Gröfse abgebildet und daneben jedesmal die Abbildung der vier Streifen (nat. Gr.) gesetzt. Die Mikrophotographieen aus jedem Block sind übersichtlich nebeneinander gestellt, so dafs man auf den 13 Tafeln die durch die oben geschil derten verschiedenen Behandlungsweisen erzeugten Gefügeänderungen mit einem Blicke übersehen und die charakteristischen Unterschiede zwischen den drei untersuchten Blockgattungen studiren kann.* Ohne die Abbildungen wird es nicht möglich sein, diese Unterschiede klar zu machen, deswegen möge hier der Hinweis auf die Ver öffentlichungen in den „Mittheilungen" genügen. Bezüglich der Arbeit von Osmond habe ich ergänzend hinzuzufügen, dafs dieser sich seit längerer Zeit eingehend auch mit dem Studium der Veränderung des Gefüges durch Erhitzung und Abkühlung beschäftigte, seine Untersuchungen in planmäfsiger Weise mit verschiedenen Eisen- und Stablarten durchführte und die anderweitig veröffentlichten Ergebnisse in seiner obengenannten Arbeit kurz wiederholte. Osmonds Arbeiten haben den Vorzug vor den meinigen, dafs er die Hülfsmittel hatte, die Hitzegrade, bei denen er arbeitete, mit Hülfe eines Le Ghateli er sehen Pyrometers genau festzustellen; aufserdem ist es ihm möglich, sich zugleich genaue Kenntnifs über die chemische Zusammensetzung seiner Objecte zu verschaffen. Bei meinen beschränkten Hülfs- mitteln mufste ich mich leider damit begnügen, alle meine Proben möglichst genau gleich zu behandeln, mufste aber von der Messung der Hitzegrade und der Ermittlung der chemischen Zusammensetzung Abstand nehmen. Die gleichen Gründe sind es, weswegen ich mich den mikro skopischen Untersuchungen zu meinem Bedauern nicht in der Richtung widmen kann, die ich immer wieder als die richtige zu erkennen glaubte und als solche bezeichnete. Im Laufe des vorigen Monats wurden im American Institute of Mining Engineers die hier behandelten vier Abhandlungen und die folgenden: H. M. Howe: Behandlung des Stahls in der Hitze. Alexandre Pourcel: Ausscheidungen in Stahl- und Eisenblöcken und ihre Folgen. * Diese Unterschiede traten am auffälligsten bei den gehärteten Proben (Reibe 4) hervor. Wenn zahlreiche Wiederholungen dieser Versuche stets gleiche Ergebnisse liefern sollten, so darf man hoffen, dafs das Mikroskop für die Unterscheidung gewisser Flufseisensorten , hinsichtlich ihres Ursprungs, wird herangezogen werden können. William R. Webster: Fernere Beobachtungen über die Beziehungen zwischen der chemi schen Zusammensetzung und dem physika lischen Charakter des Stahls.* einer gemeinsamen Besprechung unterzogen. Auf Wunsch der Redaction will ich hier kurz die mir wichtig erscheinenden Punkte herausholen; will dabei aber das auf die Mikroskopie Bezüg liche vorweg nehmen, um die anderen Arbeiten und die hierauf bezüglichen Besprechungen be sonders zu behandeln. William R. Webster hat durch seine Ar beiten** gezeigt, dafs ein bestimmter Zusammen hang zwischen der chemischen Zusammensetzung und Bruchfestigkeit des Eisens besteht, und dafs die letztere durch den Hitzegrad, in welchem das Material verwalzt und beeinflufst ist. Indem er also die Erfahrungen Sauveurs bestätigt und ihre Wichtigkeit anerkennt, erklärt er sich bereit, mit ihm gemeinsam eine grofse Zahl von Ver suchen zu unternehmen und hierbei den Hitze grad bei der Verarbeitung genau festzustellen. R. A. Hadfield führt im Anschlufs an Sau veurs Erfahrung, dafs die Gröfse der Dehnbarkeit und Querschnittsverminderung in ungehärtetem Stahl mit der Verminderung derKorngröfse wächst, an, dafs deutsche Stahlgüsse, welche gute Er gebnisse in der Zerreifsmaschine lieferten, ein aufserordentlich grofses Korn im Bruchgefüge zeigten; dieselben Güsse sollen sich unter dem Fallwerk nicht so gut bewährt haben, wie Güsse mit feinerem Korn, obschon diese nicht so hohe Dehnbarkeit beim Zerreifsen geben. Persönlich ziehe er beim Kauf von Stahlgüssen den fein körnigeren Stahl vor, da das feine Korn gewöhn lich anzeige, dafs beim Glühprocefs sorgsam verfahren sei. Der Gebrauch des Mikroskops für die Prüfung von Stahl müsse sich unzweifel haft verbreiten und würde dem Stahlerzeuger einen grofsen Nutzen gewähren. P. H. Dudley bezeugt der Arbeit von Osmond seine volle Anerkennung, giebt dann einige aller dings unscharfe und daher schwerverständliche Abbildungen von Schienenstahl in 50/1, auf Grund deren er auf die Abnutzungsverhältnisse der Schienen eingeht. Seine Erfahrungen haben ihn ebenfalls veranlafst, auf die Erzeugung von Schienen mit feinem Korn im Kopf hinzuwirken. Es sei mehr als zehn Jahre her, dafs er einen breiten dünnen Kopf für Schienen von schwerem Profil einführte. Die Walzenpressung und schnelle Abkühlung erzeugten dann ein feineres und gleich- mäfsigeres Gefüge im Kopf, als es bei hoch- häuptigen Schienen die Regel sei. Während der letzten 9 Jahre habe eine Eisenbahn 80 000 t seines Profils im Hauptgeleise im Betrieb, und trotz der Erhöhung der Radbelastungen um mehr * .Stahl und Eisen“ 1894, Nr. 2, S. 61. ** »Transact. Americ. Inst. Ming. Engs.“ XXI, S.766.