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15. August 1894. STAHL UND EISEN.“ Nr. 16. 737 zu Lüttich, das von dem Localcomite Lüttich den Gästen dargeboten wird. Gegen 2 Uhr Mittags Abfahrt nach Seraing zur Besichtigung des Werkes von Cockerill, die den ganzen Nachmittag in Anspruch nehmen wird. Gegen Abend Rückfahrt mittels Dampfschiffes nach Lüttich und um 7 Uhr Diner in den Thermes Liegois, wozu gleichfalls das Lütticher Comit einladet. 25. August Besichtigung der Koh lenzeche La Haye oder der Waffenfabrik in Herstal. Um 2 Uhr Abfahrt nach Antwerpen, wo gegen 4 Uhr die Ankunft erfolgt. Am Abend um 61/2 Uhr grofses Jahresbankett des Vereins. 26. August Morgens 10 Uhr Hauptversammlung des Vereins in den Räumen des cercle artistique, Besichtigung der Ausstellung, und um 1 Uhr Abschieds - Frühstück in der Aus stellung. Anwendung von Petroleum zur Beseitigung von Kesselstein.* Vor einigen Jahren machte die Königl. Eisenbahn- direction Hannover darauf aufmerksam, dafs sie mit Erfolg versucht habe, aus Locomotivkesseln den an gesetzten Kesselstein dadurch zu beseitigen, dafs sie Petroleum in die Kessel einspritzen liefs. Die darauf bei allen anderen Directionen in gleicher Richtung angestellten Versuche thaten dar, dafs man in dem Petroleum ein wirksames Mittel zur Beseitigung von Kesselstein habe, und führten dazu, dafs nun überall auf den preufsischen Staatsbahnen die dauernde Ver wendung des Petroleums zu genanntem Zweck an geordnet wurde. Dafs das Petroleum nicht die Kesselsteinbildung verhindert, sondern nur dazu dient, — und dies in mechanischer Weise — den vorhandenen Kesselstein zu entfernen bezw. entfernbar zu machen, bedarf wohl kaum der Erwähnung. Wird das Petroleum in der richtigen Weise angewendet, so bewirkt es ein Mürbe werden und Abspringen des Kesselsteins, der dann aus dem Kessel beim Auswaschen bezw. Reinigen entfernt werden kann. Diesen Zweck kann aber das Petroleum nicht bewirken, wenn es dem Speisewasser zugesetzt wird, auf welchem es seines geringen spec. Gewichts wegen schwimmt und wo es dann bei Locomotiven zu dem sogenannten Spucken Veran lassung giebt. Das Petroleum mufs vielmehr in den ent leerten Kessel und namentlich dorthin gebracht werden, wo sich hauptsächlich die Kesselsteinablagerungen finden, bei Locomotiven also auf Feuerbüchsdecke und Siederöhren und auf letztere namentlich in der Nähe der Feuerbüchse, und zwar mufs nach Ent leerung des Kessels der Kesselstein möglichst trocken geworden sein, bevor das Einbringen von Petroleum erfolgt. Ist dieses der Fall, dann saugt der Kessel stein das ihn befeuchtende Petroleum je nach seiner Art mehr oder weniger begierig auf, wird mürbe und fällt demnächst ab oder läfst sich doch leicht ab- stofsen. Bei Locomotiven erfolgt das Einbringen des Petroleums hach jedesmaligem Auswaschen, welches ‘Anmerkung der Redaction. Obige Ver öffentlichung erfolgt auf besonderen Wunsch des ge schätzten Verfassers. Wir nehmen die Mittheilungen indessen nicht auf, ohne ausdrücklich auf den Gegen satz aufmerksam zu machen, in welchem dieselben zu den Ansichten stehen, welche allgemein bei den leitenden Persönlichkeiten der Kesselüberwachungs vereine obwalten. Nicht nur der Niederrheinische, sondern auch der Magdeburger und Bergische Verein haben sich erst vor kurzem gegen die Verwendung von Petroleum zu Kesselreinigungszwecken ausge sprochen und dringend zu Vorsicht gemahnt. XVLu je nach Art der Inanspruchnahme der Locomotiven und des Speisewassers alle 8 bis 14 Tage vorzunehmen ist, in der Weise, dafs man mittels einer einfachen Oelspritze durch die Reinigungsöffnungen Einspritzungen macht. Am zweckmäfsigsten ist es dabei, die Loco motiven mit heifsem Wasser (unter Zuhülfenahme anderer, unter Dampf befindlicher Locomotiven und deren Injecteure) auszuwaschen, dann braucht man nur verhältnifsmäfsig kurze Zeit zu warten, bis der Kesselstein trocken genug geworden ist, und kann den Kessel nach erfolgter Einspritzung noch einige Stunden (4 bis 6), aber mit geöffneten Reinigungsluken stehen lassen, bevor wieder gefüllt wird. Die Menge des nach jedesmaligem Auswaschen einzuspritzenden Petro leums beträgt je nach Stärke und Aufsaugefähigkeit der Kesselsteinablagerung für eine Locomotive 0,5 bis 1,5 kg; zu viel Petroleum bewirkt Spucken. Bei feststehenden Kesseln werden, nachdem das Wasser abgelassen worden und der Kessel sich soweit abgekühlt hat, dafs ein Arbeiter ihn befahren kann, die inneren Kesselwandungen mit der Bahn eines Handhammers abgeklopft. Hierbei springen schon Kesselsteintheile ab, und in der anhaftenden Kessel steinschicht bilden sich Risse. Dann wird der lose Kesselstein ausgefegt und die mit Kesselstein behaftete Fläche mit Petroleum bestrichen. Dieses Verfahren wird nach einigen Tagen wiederholt. Der Kessel stein löst sich dann beim Beklopfen mit der Hammer bahn in gröfseren Schalen leicht ab, auch dort, wo er nur in dünnen Schichten vorhanden ist. Vor der Inbetriebnahme werden die inneren reinen Wände getheert, weil der Theeranstrich insofern günstig wirkt, als das Petroleum bei der nächsten Reinigung die zwischen Kesselwand und Kesselstein befindliche Theerschicht auflöst und dadurch die Ablösung des Kesselsteins begünstigt. Das Ausklopfen mit der Hammer bahn ist leichter auszuführen als das Aus picken und greift die Kesselbleche nicht an wie dieses. Ist ein Kessel nicht befahrbar, dann wird er in ähn licher Weise wie die Locomotivkessel behandelt. Die Erfolge, welche bei den preufsischen Staats bahnen durch die Anwendung von Petroleum erzielt wurden, sind durchweg sehr günstige; in der Regel schon nach der erstmaligen Anwendung von Petroleum lösen sich gröfsere Kesselsteinmengen ab (bedeutendere Kesselsteinablagerungen können meistens schon in kurzer Zeit vollständig beseitigt werden), die von dem Petroleum erreichten Stellen, wie die Feuerbüchsdecke, die Wände, ja die Stehbolzen in den Gewindegängen werden vollständig blank. Nur in ganz vereinzelten Fällen will man da keine Wirkung des Petroleums bemerkt haben, wo der Kesselstein ein sehr harter war; es fragt sich aber noch, ob in diesen Fällen der Mifserfolg nicht vielleicht auf unzweckmäfsiges Vorgehen zu schieben ist. Jedenfalls ist bei befahr baren Kesseln auch bei ganz hartem Kesselstein noch eine Wirkung zu erzielen, wenn die Zerstörung des Kesselsteins durch mechanische Einwirkungen ein geleitet wird. Bei erstmaliger Anwendung von Petroleum bei stark mit Kesselstein behafteten Kesseln hat sich hier und da Siederohrrinnen eingestellt, welches sich jedoch bald verlor; empfindliche Rohrwände wird man aber besser nicht unmittelbar anspritzeii. Ein anderer an verschiedenen Orten beobachteter Uebelstand, das Undichtwerden der Siederöhren, ist gleichfalls eine Folge des Abspringens des Kesselsteins, und besteht darin, dafs bei solchen Locomotiven, bei denen wegen ungeeigneter Lage der Reinigungs luken die Siederöhren in der Nähe der Feuerbüchse nicht ordentlich gereinigt werden können, sich die von der Feuerbüchsdecke abgeschwemmten Kessel steinstückchen in solcher Menge festsetzen, dafs die Zwischenräume zwischen den Röhren stellenweise voll ständig verstopft und die Röhren selbst glühend und