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trefflichen Eigenschaften, auf anderen Gebieten kaum oder in nur verhältnifsmäfsig geringem Mafse, als Ersatz für das gepuddelte Eisen ein zutreten. Es ist bekannt, dafs die Versuche, die Kesselbleche aus Bessemer-Flufseisen zu machen, gescheitert sind. Auch Kesselbleche, welche aus saurem Siemens-Martin-Material hergestellt wurden, sind bei uns in Deutschland stets gewissem Mifs- trauen begegnet, welches ohne Zweifel auf die anfängliche Verwendung von Blechen mit zu grofser Festigkeit zurückzuführen ist. War später zu einem solchen Mifstrauen auch kein Anlafs mehr, so hatte man doch mit dem durch die anfänglichen Mifserfolge erweckten Vorurtheil zu rechnen. Auch Bessemer-Flufseisen-Draht fand nur unbedeutenden Eingang; ebensowenig konnten die Schmiede sich an Stabflufseisen gewöhnen, das ihnen nicht genügend schweifsfähig erschien. In eine neue Phase trat das Ringen um Ab satz, als Ende der 70 er Jahre das Entphosphorungs verfahren, und zwar fast gleichzeitig für Birne und Flammofen, erfunden war und man bald fand, dafs dasselbe ermögliche, das eigentliche Flufsschmiedeisen, d. h. mit geringerer Festig keit aber vermehrter Dehnung, in zuverlässiger Beschaffenheit herzustellen. Nunmehr treten ba sische Flufseisenknüppel und Platinen in erfolg reichem Wettbewerb gegen solche aus Schweifs eisen auf, bald die Erzeugungszahlen des letzteren überflügelnd. Die Vorgänge der neueren Zeit lassen sich auf Grund der Angaben des Kaiserl. Statistischen Amts ziffermäfsig einigermafsen verfolgen. Nach denselben betrug im Deutschen Reich einschl. Luxemburg die Erzeugung an Fertigfabricaten aus Flufseisen bezw. Schweifseisen (Halbfabricate sind in den Zahlen nicht eingerechnet) in den letzten' Jahren in Tonnen zu 1000 kg: Jahr Gesammt- Erzeugung in Tonnen Flufseisen in Tonnen °/o der Ge- sammt- er- zeugung Schweifs- eisen in Tonnen 0/, der Ge- sammt- er- Zeugung 1883 2308 178 859 813 37 1 448 365 62 1884 2 345 790 862 529 36 1 483 261 63 1885 2 299 424 893 742 39 1 405 682 61 188G 2 307 124 954 586 41 1 352 538 59 1887 2 713 069 1 163 884 43 1 149 185 57 1888 2 857 372 1 298 574 45 1 558 798 54 1’89 3 098 888 1 425 439 46 1 673 449 54 1890 3 100 441 1 613 783 52 1 486 658 48 1891 3 252 716 1 841 063 57 1 411653 43 1892 4 256 022 1 976 735 61 1 279 287 39 Für die hauptsächlichen Fabricate stellten sich gleichzeitig die Erzeugungsziffern wie folgt: 1883 1884 1885 1886 1887 1888 1889 1890 1891 1892 Eisenbahnschienen und Befestigungstheile Schweifseisen .... 19 851 9 909 23 632 13 348 9 812 21 324 23 409 11 232 8 199 7 366 Flufseisen 473 560 400 248 422 349 391 635 456 219 435 189 427 899 559 746 596 209 535 494 Handelseisen Schweifseisen .... 798 749 881 828 820 754 840 706 1 015 089 1 036 266 1 108 735 1 027 429 972 965 887 289 Flufseisen 21 908 35 412 56 580 69 182 111 859 191 581 280 610 307 910 361 660 515 173 Flatten und Bleche aufser Weifsblech, Schweifs eisen 273 884 252 579 246 037 231 319 246 932 239 416 248 733 231 283 206 601 177 734 Flufseisen 12 558 24 165 40 766 69 915 88 791 140 564 194 031 186 311 218 554 252 620 Draht Schweifseisen .... 214 361 222 903 220 811 188 172 185 032 176 310 216 019 122 017 124 780 124 072 Flufseisen 145 030 186 202 174 313 221 838 259 591 235 059 183 311 217 264 277 800 312 998 Was die Position Eisenbahnschienen und Befestigungstheile anlangt, so war die Fabri- cation vor 10 Jahren bereits in Händen des Flufseisens; sie hat sich in dem Zeitraum leider fast ohne Steigerung auf gleicher Höhe gehalten. In Draht hat verhältnifsmäfsig früh das Flufseisen das Schweifseisen eingeholt. Im Jahre 1883 waren von rund 395 000 t Gesammt- erzeugung rund 40% Flufseisen, im Jahre 1892 von rund 436 000 t Gesammterzeugung mehr als 72% Flufseisen. Hier wogte der Kampf beson ders heftig hin und her; die Linien zeigen 3 Schnitt punkte, d. h. solche Zeitpunkte an, in denen die Erzeugung von Draht aus beiden Materialien gleich hoch war; schliefslich gehen vom Jahre 1889 ab die Linien in ziemlich grofsem Winkel auseinander, den Krieg des Flufseisens verkündend. Bleche wurden im Jahre 1883 erst in sehr bescheidenem Mafsstabe hergestellt; für jenes Jahr finden wir nur 13 000 t (Grob- und Weifsbleche) aus Flufseisen, gegen die mehr als 20fache Menge aus Schweifseisen. Erst langsam, dann in mächtigen Sprüngen, wachsen die Mengen Flufseisenblech, überholen 1891 das Schweifs eisen und schlagen 1892 letzteres schon mit einem Mehr von rund 75 000 t. In Handelseisen, d. h. Stab-, Formeisen u. s. w., behauptet das Schweifseisen bis heute noch das Uebergewicht. Das Flufseisen rückt aber in steil aufwärts strebender Linie dem Schweifseisen auf den Leib, vermuthlich beson ders vermöge der umfangreichen Fabrication von Bauträgern, welche an Gewicht heute bereits nahezu demjenigen von Schienen gleichkommt.