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1. Juli 1894. STAHL UND EISEN.“ Nr. 13. 575 Wende man diese Berechnung auf den Quer schnitt von 3962 mm oberhalb der Formen eines Hochofens an, wo nach der Theorie, welche in dem Vortrage von Head* aufgestellt sei, der gröfste Druck herrschen solle, so komme man zu dem Schlufs, dafs in einem Hochofen von 707,9 cbm Inhalt, welcher etwa 625 t Materialien enthalte, der höchste Druck, welcher auf den Boden ausgeübt werden könne, 7,153 + 14,306 = 21,459 t sei. Die Vortheile, welche dadurch erreicht sein sollten, dafs man den Druck auf einen Quer schnitt im Hochofen vermindere, der nie einen Druck wie angenommen auszuhalten gehabt habe, müfsten also einen anderen Grund haben, der übersehen sei. Die Richtigkeit der festgestellten Fig. 1. Vortheile bezweifle er durchaus nicht; aber er behaupte, dafs die selben nicht dadurch herbeigeführt seien, dafs man den Ofen von irgend einem Druck befreit habe. Das Zusammenziehen der Wände des Hochofens habe einfach den Druck auf die Seiten und das Fassungsvermögen des Ofens vermindert; aber irgendwelcher Vortheil könne nicht durch Be seitigung eines Um standes herbeigeführt . sein, welcher nicht vorhanden sei, oder von der Beseitigung einer Schwierigkeit, deren Vorhandensein man zwar angenom menhabe, welche aber in Wirklichkeit nicht vorhanden war. Hammersley Heenan meint, der Versuch mit Hafer in einem Rohr mit so geringer lichter Weite könne unmöglich mit der Bewegung der Beschickung im Hochofen verglichen werden. In dem engen Rohr würde sich der Hafer an den Wänden aufgehängt haben; wenn die lichte Weite des Rohres grofs genug genommen worden wäre, hätte der gesammte Druck des Hafers vom Boden getragen werden müssen. Druitt Halpin meint, es sei bei Betrachtung des Niedergangs der Beschickung übersehen worden, dafs der Böschungswinkel derselben noth wendig, je nach der Temperatur, in welcher sich dieselbe befinde, verschieden sein müsse. Im Untergestell sei Alles flüssig, während darüber * .Stahl und Eisen“ 1894, Nr. 7 S. 295. Alles kleberig sei; der Böschungswinkel würde also nicht etwa eine gerade Linie sein, wie in Fig. 2 angenommen, sondern würde eine sehr schwierig darzustellende Gurve bilden. Richard Howson, einer der Erfinder der neuen Hochofenform Fig. 1, behauptet, dafs durch eine Reihe von Versuchen durchaus sicher fest gestellt sei, dafs der Druck in dem Hochofen auf den Newport Iron Works seit Einführung der beiden Rasten im oberen Theil des Ofens wesentlich abgenommen habe. Soweit der bisherige Betrieb ergeben, fänden die Vortheile dieser Anordnung ihren Ausdruck in einer um 40 % gröfseren Er zeugung unter sonst gleichen Bedingungen; die Koksersparnifs habe aufserdem 50 kg auf 1 t Roheisen weniger betragen, obgleich die erzeugte Marke eine bessere war. William Hawdon, der andere Erfinder der Hochofenform Fig. 1, theilt mit, dafs der Ofen vor dieser Zustellung eine Weite von 8534 mm im Schacht, also von der Gicht bis Kohlensack gehabt habe. Die obere Rast AA befinde sich 6705 mm unter der Gicht; die zweite Rast BB liege 6095 mm unter dieser und 7925 mm über der gewöhnlichen Rast CG, welch letztere wesent lich tiefer liege und weniger steil sei, als dies gewöhnlich der Fall. Es sei an Modellen fest gestellt, dafs die beiden oberen Rasten einen grofsen Theil des Druckes der Beschickung auf nähmen , wodurch die darunter liegende Be schickung lockerer liege als bisher. Die untere Rast CG sei so tief als möglich angeordnet, so dafs die auf derselben ruhende Beschickung schon in einem halb ge schmolzenen Zustande sei; man habe gefunden, dafs sich in diesem Ofen die Beschickung nicht auf hänge. Ein Aufhängen der Beschickung werde seiner Ansicht nach nicht lediglich veranlafst durch das Gewicht derselben, sondern sei theil weise auf den halb geschmolzenen Zustand zurückzuführen, in welchem sich die Beschickung auf der Rast eines wie bisher geformten Hochofens befinde. Das ganze Gewicht der Beschickung werde bei einem solchen Ofen nicht von dem umgekehrten abgestumpften Kegel der unteren Rast getragen; obgleich aber ein Theil des Gewichts durch die Reibung an den Ofenwandungen auf diese übertragen würde, so drücke doch ein grofser Theil des Gewichts in der Mitte des Ofens senkrecht nach unten; deshalb habe man die Rast bei den bisherigen Hochöfen nach unten enger gemacht, um diesen Druck in etwa aufzufangen. Was die Versuche