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684 Nr. 15. „STAHL UND EISEN.“ 1. August 1894. Damit ist unsere Tagesordnung, soweit sie hier zu erledigen ist, abgewickelt und ich fordere Sie auf, sich zum letzten Punkt im Speisesaale unten zu vereinigen. Ich schliefse die Versammlung. (Schlufs 41/2 Uhr.) * * * Das gemeinsame Mittagsmahl, welches nach gethaner Arbeit im Rittersaal stattfand, verlief in aufserordentlich feierlicher und anregender Weise. Generaldirector Brauns brachte eingedenk des schönen Brauchs, dafs überall dort, wo deutsche Männer fröhlich beisammen säfsen, zuerst in Liebe des Landesherrn gedacht werde, den Kaiserspruch auf Wilhelm II., den Friedensfürsten, in markigen Worten aus, denen die Versammlung enthusiastisch zustimmte. Landtagsabgeordneter Dr. Beumer entfesselte einen wahren Jubelsturm durch eine Rede auf den Fürsten Bismarck, an das Wort vom 17. September 1878 anknüpfend, das der Fürst im Reichstag nach dem Nobilingschen Attentat gesprochen : „Wenn wir in einer solchen Weise unter der Tyrannei einer Gesellschaft von Banditen existiren sollen, dann verliert jede Existenz ihren Werth, und ich hoffe, dafs der Reichstag den Regierungen, dem Kaiser, der den Schutz für seine Person, für seine preufsischen Unterthanen und für seine deutschen Landsleute verlangt, zur Seite stehen werde. “ Sei es, so führte Dr. Beumer aus, schon eine durch liebe Gewohnheit treuer Dankbarkeit geheiligte Sitte, an jedem Eisenhüttentage des Fürsten Bismarck zu gedenken, wieviel mehr heute, wo man angesichts der anarchistischen und socialistischen Wirren zu dieser kraftvollen Persönlichkeit aufschaue und ihren Rath das deutsche Vaterland mehr als je nothwendig habe. (Allseitiger Beifall!) Unter den Verdiensten, die sich Fürst Bismarck um die deutsche Industrie erworben habe, sei nicht das geringste dies, dafs er allezeit dem Socialismus und dem Anarchismus mit dem persönlichen Muthe entgegengetreten sei und dieser Hydra den Fufs auf den Nacken gesetzt habe. (Lebhafte Zustimmung!) Dafür habe der deutsche Eisenhüttenmann ein besonders feines Gefühl; denn er wisse aus der Leitung seines Betriebes, dafs nicht mit socialer Liebäugelei, sondern nur mit der Gewöhnung an Gehorsam und Autorität grofse Massen geleitet werden könnten. (Sehr richtig!) Auch hier müsse Einer Herr im Hause bleiben, wenn das Ganze gedeihen solle. (Allseitige Zustimmung!) Aber nicht allein mit dem Gedanken, sondern vor Allem mit dem Es ist bekannt, dafs durch diese meine Erfindung bei den von mir ausgeführten Retortenöfen die Production der Retorte, welche früher 150 bis 200 cbm im Tag betrug, jetzt 250 bis zu 350 cbm f. d. Retorte und Tag gesteigert und die Ausbeute ebenfalls bedeutend vergröfsert wurde. Worin das Patent bei diesem Koksofen bestellen soll, ist mir unerklärlich, denn alles hier Vorgeführte ist den Gasfachleulen schon mindestens 10 Jahre bekannt. Von Hrn. Brunck sind der Redaction nachträglich noch folgende Bemerkungen zugegangen: Die Annahme von Hrn. H ü s s e n e r, dafs die centrale Lage des Abhitzekanals eine Ueberheizung der Ofenmitte auf Kosten anderer Ofentheile zur Folge habe, trifft erfahrungsgemäßs nicht zu. Vielmehr ist die gleichmäfsige Wärmevertheilung durch sachgemäfse Vertheilung des Heizgases auf die 6 verschiedenen Flammen durchaus gesichert. Die fernere Behauptung von Hrn. Hüssener, dafs beim Füllen seiner Carvs-Oefen ein Rückgang der Kanaltemperatur nicht eintrete, beruht jedenfalls auf Irrthum. In der frisch gefüllten Ofenkammer ist nämlich die Temperatur unbestreitbar um einige hundert Grad niedriger als vor der Entleerung. Um das gleiche Mafs erhöht sich naturgemäfs das Wärmegefälle, d. i. der Temperaturunterschied zvrischen Heizkanal und Ofenkammer. Es mufs also — wenn überhaupt die Kammerwand die Eigenschaften einer Heizwand besitzt — ein rascherer Wärmeabflufs nach der kühleren Kammer, und demgemäfs ein Rückgang der Kanaltemperatur unbedingt eintreten. Dieser Rückgang könnte bei den dicken Kammerwänden den Garves-Oefen etwas geringer ausfallen als bei dünneren Wänden, wenn die starke Wand als gut gefüllter Wärmespeicher wirkte. Dies ist jedoch nicht der Fall, weil die aufgespeicherte Wärme unmittelbar vorher beim Ziehen des Ofens gröfstentheils in die geleerte, abgekühlte Ofenkammer nutzlos abgeflossen ist. Unnöthig starke Kammerwände verdienen darum auch viel eher den Namen Wärmefresser, als das Mauerwerk zwischen den Heizkanälen, dem Hr. Hüssener diesen Namen beilegt. Denn ein Blick auf den Ofenplan zeigt, dafs auch die nach unten fortgeleitete Wärme keineswegs, wie Hr. Hüssener behauptet, die Erde heizt, sondern von der langsam durch ziehenden frischen Luft aufgenommen und so den Heizkanälen wieder zugeführt wird. — Bezüglich der Ausführungen von Hrn. Aug. Klönne habe ich zu bemerken, dafs dieselben nur durch eine falsche Voraussetzung mit meinem Vortrag in Verbindung gebracht sind, denn ich habe bei der kurzen Behandlung der Heizungseinrichtungen nichts davon als charakteristisch für meine Erfindung bezeichnet. Die Anordnung, dafs die Verbrennungsproducte der Sohlenflamme an den Kopfseiten aufwärts und dann in der Milte nach unten geführt werden, ist bei Koksöfen keineswegs neu. Sie wird vielmehr häufig angewendet, wenn ein liegender Koksofen mit verticalen Wandzügen zugleich von beiden Seiten her geheizt werden soll. — Von einer derartigen Zugführung bei Gasöfen ist mir nichts bekannt.