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Stahl. Später ist an Stelle des Stanzens mehr ein Pressen und Schmieden eingetreten und erschienen über dieses Verfahren, soweit mir bekannt, Abhandlungen zuerst unter dem 4. Decernber 1890 in der Eisenzeitung, nachdem schon in der Pariser Weltausstellung von 1889 Erzeugnisse dieser Art von dem französischen Hüttenwerk La Massardire, Departement Loire, ausgestellt worden war. Weitere Abhandlungen brachte »Engineering“, Ausgabe 1. Mai 1891, »Stahl und Eisen“ 1891, Nr. 8, S. 693, und 1893, Nr. 7, S. 303, der „Strafsburger Anzeiger für Berg-, Hütten- und Ma schinenindustrie“ vom 19. Decernber 1893 eine Uebersetzung aus den „Publications de la socit des Ingenieurs sortis de l’ecole provinciale d’industrie et des mines du Hainaut“, 3 me Serie, Tome II 1892 bis 1893, sowie das Blatt »Glück auf“ mit seiner Nr. 18 vom 4. März 1893, einen Aufsatz vom Bergingenieur M. Przyborski in Kladno. Der Abhandlung aus dem „Engineering“ habe ich die Zeichnungen entnommen, welche die nöthigen 9 Operationen dieses Verfahrens darstellt. Ehe ich auf das Verfahren näher eingehe, beziehe ich mich auch gleich auf das Verfahren des Hippolyte Ron gier in Birmingham, England, »Herstellung von Ketten ohne Schweifsnaht aus Kreuzeisen“, patentirt im Deutschen Reiche unter Nr. 51 859 vom 10. August 1889,* welches aber nur Stegketten herzustellen gestattet. Oury hatte seiner Zeit unter ¬ lassen , Patente zur Herstellung solcher Stegketten zu nehmen. Meiner Ansicht nach beruht das Rongiersche Verfahren auf dem selben Princip wie das von Oury, Die Fabrication nach letzterem Patente wird von „The Patent Weldless Chain & Gable Go. Ld.“, Edmundstreet, Birming ham, und nach einem andern von einer Compagnie in Chicago ausgeführt; mit welchem Erfolge, habe ich nicht erfahren können. Ueberhaupt wird in keinem der grofsen Industriestaaten eine Statistik weder über die Erzeugungs- noch über die Ver triebsmenge von Ketten geführt. In La Massardire soll s. Z., wie Abbild. 1. mir mitgelheilt wurde, der Betrieb ein gestellt worden sein, ob nun infolge zu theurer Herstellungsweise und infolgedessen durch nicht günstige Absatzverhältnisse, mufs ich dahingestellt sein lassen. Die in den erwähnten Zeitschriften enthaltenen Ab handlungen befassen sich eingehend mit den Vorzügen und angestellten Versuchen mit schweifslosen Ketten. Die Vorzüge liegen ja auch sehr nahe. Es dürfte hier indessen zu weit führen, dieselben vorzulesen, ich werde es aber gerne der verehrten Redaction unserer Zeitschrift überlassen, bei der Wiedergabe meines Vortrags Auszüge unter Angabe der Quelle daraus mitzutheilen.** Ueber Festigkeitsuntersuchungen mit einer Ouryschen Stahlkette ohne Schweifsnaht hat im 3. Heft 1891 der „Mittheilungen aus den Königlichen technischen Versuchsanstalten zu Berlin“ der stellvertretende Vorsteher, Hr. Ingenieur Rudeloff, eine interessante längere Abhandlung geschrieben.*** Alle diese Veröffentlichungen haben auch für mein Verfahren gut vorgewirkt. Ich komme nun zu dem Verfahren Oury-Rongier (Abbild. 1) zurück. Oury theilt den Kreuzstab nach dem neueren Verfahren auf einer Maschine durch Stanzen oder Fall- bezw. Hammerwerk im warmen Zustande in möglichst genaue Längen ein. Nach dem Erkalten werden die späteren Gliederberührungsstellen kreuzweise durchbohrt. Nach jemaligem Wiedererwärmen der Kettenkreuzstäbe passiren diese eine Serie von mit Gesenken versehenen Fallhämmern; die Form wird also nach und nach herausgebracht und das Material so getrieben bezw. ver drängt, dafs nur an den in den Kettengliedern befindlichen lichten Stellen ein dünnes Blatt in der Milte oder ein Bart um die Glieder herum übrig bleibt, welcher durch Stanzen auf kaltem Wege entfernt wird. Jetzt hängen die Glieder wechselseitig noch an den vorgebohrten Stellen * „Stahl und Eisen“ 1890, Nr. 7, S. 637. ** Wir weisen auf unsere früheren Mittheilungen hin. Die Redaction. *** Vergl. »Stahl und Eisen“ 1892, Nr. 8, S. 391. XV.14 2