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616 Nr. 14. n STAHL UND EISEN.“ 15. Juli 1894. Alle diese Nachtheile halte ich bei dem von mir gedachten System für vollständig be seitigt, wenn es auch nicht möglich und auch nicht beabsichtigt sein wird, ein Eisen frei von Fremdkörpern zu erzeugen. Der bei diesem System eingeschlagene Weg ist folgender: 1. Reduction des gepulverten Erzes mit festem Kohlenstoff bei niedriger Temperatur, so dafs eine Verschlackung von etwa nicht reducirtem Eisen ausgeschlossen ist. 2. Ueberführung des reducirten, durch die Gangart verunreinigten Eisens, in einen mit re- ducirenden Gasen erfüllten Behälter. 3. Niederschmelzen des unreinen Eisens mit Koks und Zuschlag in einem Schachtofen. Nachdem ich, m. H., in Schlagworten das Gharakteristikon des Processes gegeben habe, möchte ich etwas näher auf die Einzelheiten der hierzu bestimmten Einrichtungen eingehen. Auf einer etwas höher liegenden Plattform, die durch Tragsäulen gestützt ist, befinden sich nach der in der Zeichnung (Taf. VIII) angedeu teten Anordnung 6 Reductionsöfen R. Es sind 3 m lange Oefen, etwa 0,5 m breit und 1,3 m hoch, mit 2 Füllöffnungen und einem Gasabzugsstutzen im Gewölbe, ganz nach Art moderner Koksöfen mit Gewinnung der Nebenproducte. Die Wände sind nach unten zu etwas geneigt, um den ge bildeten Eisenschwamm leichter nach abwärts sinken zu lassen. Der Boden der Oefen besteht aus zwei nach beiden Seiten, durch ein Zahn stangensystem Z ausziehbaren Schiebern L, die auf Rollen laufen. Die Vorder- und Rückwand ruht unten auf einem Gewölbe, um die Schieber zu entlasten und eine leichtere Auswechselung zu ermöglichen. Der fertige Eisenschwamm fällt aus je 3 solchen Oefen rechts und links in 2 Behälter T, die sich durch Schieber n in einen unter den Reductionsöfen liegenden Schmelz ofen S entleeren. Diese Behälter T können von den aus dem Schmelzofen entweichenden Gasen durchstrichen und so in einer reducirenden Zone erhalten werden. Der Schmelzofen S ist ein etwas gröfserer Gupolofen, der über der Form 6 m Höhe hat. Oben ist derselbe durch einen Parryschen Trichter verschlossen, durch welchen die auf einer tiefer liegenden Plattform zugeführten Materialien, Schmelzkoks und Zuschlag aufgegichtet werden können. Der Schmelzofen wird durch mit Gichtgasen erwärmten Wind betrieben. Die Heizung der Reductionsöfen erfolgt durch Kanäle, die zwischen den einzelnen Oefen zu liegen kommen. Das Heizmaterial für die Reductionsöfen bildet das aus denselben abgesaugte, bezw. in einer Gondensation seiner Nebenproducte beraubte Gas. Auch die Verbrennungsluft für dieses Gas ist nach dem Regenerativverfahren vorgewärmt. Gröfsere Schmelzöfen anzuordnen, ist deshalb kaum möglich, weil dann durch das gepulverte Erz leicht ein zu hoher innerer Ofendruck ent stünde. Da die Erzeugung der Reductionsöfen der Leistungsfähigkeit des Schmelzofens ent sprechen soll, so ergiebt sich die angedeutete Zahl und Gröfse der Reductionsöfen. Der Procefs im Reductionsöfen vollzieht sich, geröstetes Erz vorausgesetzt, nach der Formel Fe 2 Os — 3 G = 2 Fe — 3 CO oder 2 Fe 2 O 3 + 3 C = 4 Fe + 3 GO 2 , d. h. ich brauche, den ersten Fall angenommen, für 100 kg Eisen 32 kg Reductionskohlenstoff. Die thermo-chemischen Verhältnisse liegen dann folgendermafsen: Für 100 kg Eisen sind erforderlich : 1. Zur Eisenreduction 170 000 Gal. 2. „ Erhitzung des Eisens auf etwa 800 0 12 000 „ 3. „ Erhitzung der Gangart: Setzen wir ein etwa 45 proc. Erz mit 65 % Fez Oa voraus, so entfallen auf 100 Fe rund 60 kg Ga.ngart. Um diese auf 800 0 zu er ¬ hitzen, sind erforderlich ... 9 600 » 4. Zur Erhitzung der Kohle . . 12 000 „ Es sei eine Kohle mit 55 % Kohlenstoff, also eine ärmere Kohle vorausgesetzt, so benöthige ich hiervon 60 kg. 5. Aufserdem seien 10 kg Wasser zu verdampfen 6 000 „ 6. Zur Erhitzung der abziehenden Gase auf 400 0 7 100 , 216 700 Cal. 15 % Ausstrahlung . . 32 500 , Gesammtverbrauch . . 249 200 Gal. oder rund . . 250 000 . Ob die Verbrennung des Kohlenstoffs zu Kohlenoxyd oder zu Kohlensäure erfolgt, ist für den Verlauf des Processes ziemlich gleichgültig. Jedenfalls dürfte im Anfang, solange die Menge noch nicht hoch über die niedrigste Reductions- Temperatur erhitzt ist, mehr Kohlensäure, später jedoch mehr Kohlenoxydgas entstehen. Es ist hierbei nur darauf zu achten, dafs das Gas gemenge stets jenes Mischungsverhältnifs zwischen Kohlensäure und Kohlenoxyd hat, welches eine Ver brennung des Gases bei der Erhitzung der Oefen noch ermöglicht. Da das Gas einen verhältnifs- mäfsig hohen pyrometrischen Effect hat, weil es ja theoretisch nur sehr wenig verdünnenden Stick stoff enthält, sp wird selbst eine ziemlich be deutende Menge Kohlensäure der Verbrennung noch nicht sehr hinderlich im Wege stehen und, da von 6 Oefen stets einige in voller Gluth sich befinden, der obengenannte Fall niemals eintreten. Wir rechneten zur Reduction des Eisens aus dem Erze 32 kg Kohlenstoff und wollen nun annehmen, dafs dieser bei der Reduction zu Kohlenoxyd verbrennt.