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und der damit verbundenen Mehreinnahmen auch In teressent der Anschlufsbahn ist, und deshalb mit den Vortheilen auch die Verpflichtung übernehmen mufs, sich mindestens insoweit an der Anschlufsbahn zu betheiligen, als dies durch ganz oder iheilweise un entgeltliche Gewährung der Mitbenutzung des An- schlufsbahnhofes zu erreichen ist. Von besonderem Interesse ist ferner die Bemer kung des Herrn Finanzministers, dafs jetzt die Expro priation nicht mehr eine Entschädigung, sondern eine Gelegenheit zu ungerechtfertigter Bereicherung sei, und daher eine Revision des Enteignungsgesetzes nothwendig erscheine. Da dasselbe in der That sehr grofse Uebelstände zur Folge hat, und eine Abände rung des Enteignungsgesetzes schon seit Jahren geplant wird, so dürfte allerdings durch die baldige Vorlage einer Novelle zu diesem Gesetz einem dringenden Be- dürfnifs entsprochen werden. Die grofse Bereitwillig keit, mit welcher endlich der Herr Eisenbahnminister zugesagt hat, die in der Zeitschrift für Kleinbahnen veröffentlichten Vorschriften für die mit den Kreisen abzuschliefsenden Verträge nochmals zu prüfen, sowie seine Erklärung, dafs an den zur Sprache gebrachten Beschwerden über die zu bureaukratische Behandlung des Kleinbahnwesens die Directiven des Ministeriums keine Schuld tragen, läfst hoffen, dafs wir nach und nach auch auf diesem Gebiet zu einem wesentlich einfacheren und rascheren Geschäftsgang kommen werden. V.-C. Ständige Commission zur Vereinbarung einheitlicher Prüfungsmethoden für Bau- und Constructions-Materialien. Durch das leider so frühzeitige Ableben des ver dienten Führers dieser Commission, des Hrn. Profes sors J. Bauschinger in München, fand eine Neu wahl des Vorstandes der ständigen Commission zur Vereinbarung einheitlicher Prüfungsmethoden von Bau- und Constructions-Materialien statt, und fiel dieselbe mit 34 Stimmen von 47 auf Hrn. Professor L. von Tetmajer-Zürich. Dieser Ausgang wird allgemeine Befriedigung hervorrufen, da bereits viele Stimmen laut geworden sind, welche den Gewählten vermöge seiner hervorragenden Leistungen auf ähn- lichem, Gebiet als den natürlichen Nachfolger Bau- schingers bezeichnen. Jubiläen. Nach einem Bericht der »Kölnischen Zeitung“ feierte am 30. Januar Geheimer Commerzienrath F. Schichau in Elbing in voller Gesundheit seinen 80. Geburtstag. Herr Schichau wurde 1814 dort als Sohn eines unbemittelten Gelbgiefsers geboren. Mit Hülfe von Stipendien konnte er die Gewerbe-Akademie in Berlin besuchen. Nach seiner Heimkehr gründete er am 4. October 1837 mit wenigen Gesellen seine Werke, die heute über 3000 Menschen beschäftigen. Einen weiteren Ruf erhielt die Firma schon 1842, als sie die ersten beiden Dampfbagger in Deutschland erbaute. Mit dem Schiffbau wurde 1854 begonnen. In demselben Jahre lief hier der erste Schrauben dampfer vom Stapel. 1860 wurde der Locomotivbau in Angriff genommen. Einen gewaltigen Aufschwung nahmen die Geschäfte, als 1877 mit dem Torpedobau für I | fast alle europäischen Mächte, für Japan, China, Brasilien u. s. w. der Anfang gemacht wurde. 1878 wurde von Schichau die erste Verbund-Schiffsmaschine und 1880 die erste Verbund-Locomotive in Deutschland erbaut. 1882 wurde die erste Dreifach-Compressionsmaschine auf dem europäischen Continent, 1883 die erste Drei- facl-Compensationsmaschine für Torpedoboote und elektrische Centralen erbaut. Der schnellste Dampfer »Adler“ für die Kaiserl. russische Regierung erreichte eine Geschwindigkeit von 27,4 Knoten. Im ganzen sind in den Werken gebaut: 545 See- und Flufsdampfer, darunter 186 Torpedoboote und 48 Dampfbagger. Ferner 1430 Dampfmaschinen verschiedener Art mit einer Gesammtleistung von 850 000 Pferdekräflen, hierzu gehören auch 750 Lokomotiven mit verschie denen Systemen. Die Danziger Werftanlage stellte bis jetzt das Kriegsschiff »Pelikan“ für die öster reichische Regierung, den Dampfer »Miramar“ für die Kaiserin von Oesterreich und die deutsche Kreuzer- Gorvette »Gefion“ fertig. Im Bau begriffen sind zwei grofse Ocean-Dampfer für den Bremer Lloyd. — Zur Feier hatten die Stadt und zahlreiche Schiffe geflaggt. Auch der Kaiser sandte einen Glückwunsch. — Am 25. Februar ds. Js. feierte der bekannte Grofs- industrielle Commerzienrath Carl Röchling, der der zeitige Chef der Firma „Gebr. Röchling“ in Saar brücken, Besitzerin des Eisen- und Stahlwerks Völk lingen a. d. Saar und anderer industrieller Etablisse ments, das Fest seines 50jährigen Dienstjubiläums. Als Sohn des prakt. Arztes Dr. med. Röchling zu Saarbrücken geboren, besuchte er das Gymnasium seiner Vaterstadt und trat vor nunmehr 50 Jahren in ein kaufmännisches Geschäft ein. Schon in dieser Zeit legte er dank seiner besonderen Begabung den Grund zu seinem umfassenden kaufmännischen Wissen und Können, durch das er sowohl wie durch sein umsichtiges und besonnenes Handeln sich die hervor ragende Stellung geschaffen hat, die er jetzt nicht nur in den Industrie- und Handelskreisen des Saar gebiets, sondern über die Grenzen desselben hinaus einnimmt. Möge es dem Jubilar vergönnt sein, zum Wohle seines »Hauses“, seiner Arbeiter und der ganzen Saar industrie noch lange als Chef der Firma »Gebr. Röch ling“ thätig sein zu können. Ph. K. Die deutsche Ausfuhr von Eisen und Eisenwaaren nach Rufsland hat während des August, des ersten Monats des Zoll kriegs, und in demselben Monat 1892 betragen in Tonnen: Roheisen 1321 und 400; Eck- und Winkel eisen 400 und 647; Eisenbahnschienen 136 und 40; schmiedbares Stabeisen 3234 und 2000; rohe Platten und Bleche 1744 und 529; ganz grobe Eisengufs- waaren 82 und 103; Federn, Achsen u. s. w. zu Eisen bahnwagen 0 und 8; Röhren, geschmiedete, gewalzte 55 und 26; grobe Eisenwaaren, nicht abgeschliffen und abgeschliffen 1216 und 955; feine Eisenwaaren aus Gufs- oder Schmiedeisen 69 und 68; Nähnadeln 0,7 und 1,2; Locomotiven und Locomobilen 34 und 5; andere Maschinen, aus Gufseisen 1329 und 1024. aus Schmiedeisen 692 und 312; Nähmaschinen 93 und 68. In den meisten Waarenklassen war also die Ausfuhr im diesjährigen August gröfser als im Vorjahre, gröfstentheils offenbar aus Geschäften, welche vor dem August abgeschlossen waren.