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L-Eisen und Doppelt-T■ Eisen wurde zum gröfsten Theil von deutschen Fabriken eingeführt, doch hat dieses früher sehr lebhafte Geschäft durch die Zoll erhöhung sehr gelitten. Gufsrohre werden in Moskau, in Petersburg und im Innern von sehr viel Giefsereien in grofsem Mafs- stabe fabricirt. Drei Fabriken, welche sich besonders mit der Anfertigung von schmiedeisernen Rohren, als Gas-, Siederohren u 's. w., beschäftigten, decken den Bedarf reichlich. Die Anfertigung von Kupfer- und Messingarmaturen ist in Rufsland so stark aufgeblüht, dafs eine Concurrenz vom .Auslande bei dem be stehenden Zoll nicht mehr möglich ist. Die hier be stehenden Fabriken decken reichlich den Bedarf in solchen Artikeln. Dynamomaschinen wurden trotz des hohen Zoll satzes vielfach von Deutschland bezogen, obgleich Grofsbritannien und in neuerer Zeit Belgien und die Schweiz scharf mitconcurrirten. Oesterreich-Ungarn lieferte wenig derartige Maschinen, zumeist solche für Mühlen. Die in Rufsland entstandenen Fabriken zur Anfertigung von Dynamomaschinen haben bis jetzt keinen Aufschwung genommen. Bogen- und Glühlampen kamen zum überwiegenden Theil aus Deutschland. In Gasmaschinen dominirte Deutsch land, ebenso in Petroleum- und Benzinmotoren. Die Einfuhr von Locomotiven für Schmalspur bahnen wurde im Jahre 1892 erlaubt, doch konnte Deutschland gegen Belgien und Amerika die Con currenz nicht aushalten. Neuerdings wurde auch gestattet, für Schmalspurbahnen etwa 10 000 t engl. Schienen vom Auslande einzuführen. Die Lieferung wurde aber von Grofsbritannien aus übernommen, welches beträchtlich billiger als Deutschland offerirte. Pflüge kamen in grofser Anzahl von Deutsch land, Sensen fast ausschliefslich von Oesterreich, und Locomobilen zum überwiegend gröfseren Theil von Grofsbritannien, ebenso Mähmaschinen, Grasschneide maschinen und dergleichen. („Deutsches Handelsarchiv“ 1894, II, 56). Zum österreichisch - deutschen Zolltarif. Der österreichische Zolltarif unterscheidet „Ma schinen für die Vorbereitung und Verarbeitung von Spinnstoffen“ (Nr. 284,1), „Hülfsmaschinen für die Weberei“ (Nr. 284,2) und abgesehen von anderen, hier nicht in Frage stehenden Maschinen „Nicht be sonders benannte Maschinen“ (Nr. 286). Die Frage, wie weit die Begriffe unter 284,1 und 284,2 zu fassen sind, hat zu Zollstreitigkeiten Anlafs gegeben, für welche jetzt die Entscheidungen der höchsten Stelle vorliegen. Darnach sind Abscheer- (Cropping-) Ma schinen, welche zum Abscheeren fertiger Gewebe dienen; Maschinen (doppeltwirkende Patent-Universal breitwaschmaschine) zum Waschen der Kammgarn stoffe; Hotflue, ein Trockenstuhl, in dem die auf der Zeugdruckrouleauxmaschine bedruckten Stoffe ge trocknet werden; Maschinen zur Filzhutfabrication, zum Aufwickeln des Wollflors auf Konusse behufs Herstellung von Hutstumpen dienend; Filzvorbe reitungsmaschinen , sogenannte Doppeltwister zum Verfilzen der Hutfache nicht als Maschinen im Sinne der Tarifnummer 284,1 und 2 anzusehen, wie die Importeure veilangt haben, sondern als Maschinen der Nummer 286. Die betreffenden Zollsätze sind 284,1: 3,00-4,25 G.; 284,2:4,25 G.; 286: vertrags- mäfsig 7,50 G., sonst 8,50 G.; der Unterschied ist also beträchtlich. Und die Auffassung der Zollbehörden erscheint etwas eng. Der Vertragszolltarif auf Maschinen, Nr. 287, Absatz 1 (Papier-, Ziegelei-, Teigwerk-, Calander von mindestens 100 Metercentner Gewicht, Walzenstühle und Müllereimaschinen, Werkzeugmaschinen von min- I destens 200 Metercentner Gewicht) von 5 G. soll in ' Zukunft, unter gewissen Bestimmungen, auch dann I Anwendung finden, wenn diese Maschinen in Theil sendungen nach und nach, aber mindestens im Laufe eines Jahres, eingeführt werden. M. B. Die Eisenbahndebatte im Abgeordnetenhause. Die Debatten bei Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Erweiterung und Vervollstän digung des Staatseisenbahnnetzes', haben nach verschiedenen Richtungen hin zur Klärung der Sach lage beigetragen. Sind auch die Aussichten für die Bauthätigkeit der Staatsbahnverwaltung im laufenden Jahre nicht besonders günstig, und werden bei dem kaum nennenswerthen Quantum von 28000 t Schienen, welches neuerdings ausgeschrieben worden ist, unsere Schienenwerke in eine überaus schwierige Lage ge- rathen, so scheint doch aus den Erklärungen der Staatsregierung hervorzugehen, dafs wir voraussicht lich mit diesem Jahre den tiefsten Punkt der Eisen- bahn-Bauthätigkeit überschritten haben werden. Der Herr Eisenbahnminister machte wenigstens die er freuliche Mittheilung, dafs demnächst 2000 km Klein bahnen zur Ausführung kommen werden, und zwar nicht im reichen Westen, sondern die arme Provinz Pommern geht allen anderen Provinzen mit einem leuchtenden Beispiel voran. Inzwischen hat auch der hannoversche Provin- zial-Ausschufs einen Antrag zu regerer Förderung des Kleinbahnbaues dem jezt zusammengetretenen Pro- vinzial-Landtage vorgelegt, wonach den Bauunter nehmern der Kleinbahnen zwei Drittel der Baukosten, unter Umständen auch das ganze Bau- und Betriebs kapital als unkündbares Darlehen zu gewähren ist, das mit 3 % verzinst und mit mindestens 1/2 % jähr lich abgetragen werden soll. Ferner hat der westfälische Provinzial-Landtag zwar abgelehnt, den Bau und Betrieb der Kleinbahnen seihst zu übernehmen, dagegen weitgehende Unter stützung aus provinziellen Mitteln durch Hingabe von Beihülfen und Darlehen zugesagt. Mit der Provinz Brandenburg, welche zuerst be schlossen hat, den Bau von Kleinbahnen nach be stimmten Grundsätzen zu unterstützen, und zu diesem Zweck, aufser dem bereits vorhandenen Eisenbahn- fonds von etwa 1 Million Mark, noch eine Anleihe von 3 Millionen Mark aufzunehmen, würden nunmehr 4 Provinzen vorhanden sein, in denen das Kleinbahn wesen eine entschiedene Förderung findet. Dafs diesem Vorgänge die übrigen Provinzen, vielleicht mit Ausnahme von Posen, Ost- und Westpreufsen, folgen werden, ist wohl mit Sicherheit zu erwarten. Während es aber für die letzlgenannten 3 Provinzen von entscheidendem Werth ist, ob die Staatsregierung doch noch die Ueberzeugung gewinnen wird, dafs eine Unterstützung der Kleinbahnen in den ärmeren Pro vinzen und Gegenden nicht zu umgehen ist, dürfte es im übrigen von besonderer Wichtigkeit sein, welche Stellung die Staatsbahnverwaltung in betreff der Mit benutzung der Anschlufsbahnböfe einnehmen wird, da besonders bei Bahnen von geringer Länge die Anlage- und Betriebskosten der Anschlufsbahnböfe die Renta bilität der Bahn in hohem Grade beeinflussen. Die Erklärung des Herrn Eisenbahnministers, dafs der Eisenbahnfiscus seine Bahnhöfe und Gebäude nicht ohne weheres den Kleinbahnen zur Verfügung stellen könne, in Verbindung mit der Aeufserung des Herrn Finanzministers, dafs da, wo der Staat Inter essent ist, er sich auch betheiligen mufs, schliefst die Hoffnung nicht aus, die Staatsbahnverwaltung werde nach dem Vorgang der Oesterreichischen Regierung sich der Ansicht anschliefsen, dafs der Besitzer der Stammbahn je nach Mafsgabe des zugeführten Verkehrs