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178 Nr. 4 „STAHL UND EISEN.“ 15. Februar 1894. in „Stahl und Eisen“ und an anderen Stellen übersehen, schwerlich würde er sonst wohl die Bezeichnung „Belgian mill“ gewählt haben. Das „Deutsche Drahtwalzwerk“ hat sicherlich die einfachste, sicherste und daher im Betriebe billigste Einrichtung, ■welche die deutschen Constructeure und Fabricanten dieses System nicht so leicht verlassen werden, zumal die Leistung derjenigen der englisch-amerikanischen Construc- tionen entspricht, wenn deren gröfsere Umständ lichkeit, Anlagekosten und Betriebskosten berück sichtigt werden. Auch in Belgien, Frankreich, Oesterreich und anderen Ländern unseres Con- tinents hat diese in Deutschland ausgebildete An ordnung vielfach Aufnahme gefunden, wogegen von den letzteren dort wenig zu hören ist. — Es dürfte bei dieser Gelegenheit nicht ohne Interesse sein, mit einigen Worten auf das von mir in oben bezeichnetem Aufsatz beschriebene Walzwerk der Hütte Phönix zurückzukommen. Wohl bei jeder Anlage finden sich im Laufe des Betriebes Mängel, es werden Neuerungen in der Detailconstruction gefunden, die Ansprüche an die Production steigern sich, alles dieses führt zur allmählichen Vervollkommnung des Betriebes. Zunächst wurden bei uns die Seilscheiben und zwar mit Erfolg vergröfsert, um den Seilverschleifs herabzumindern; die Umdrehungszahl der Ma schine konnten wir, dank der kräftigen und soliden Bauart derselben, von 86 auf 110 bis 120 steigern; der Fertigwalze gaben wir nunmehr einen Durch messer von 300 mm; die Umdrehungszahl der letzteren beträgt heute bei dem gröfsern Durch messer 400 bis 430, der Draht verläfst also anstatt früher mit 335 m i. d. Min., jetzt mit 372 m Ge schwindigkeit die Walzen. Ferner wurden die mechanischen Draht umführungen eingerichtet. Alle diese verschie denen Vervollkommnungen steigerten die Maximal- Drahtproduetion von 20000 kg in 12 Stunden auf 30000 kg in derselben Zeit mit Benutzung eines Ofens und einem bedeutend reducirten Arbeiter personal. Nicht unerwähnt lasse ich, dafs auch in neuer Zeit der verticale Kessel von 70 • m Heizfläche durch einen Dürr sehen Röhrenkessel von 100 Qm Heizfläche mit grofsem Erfolg ersetzt wurde. Die Verdampfung, welche bei dem Verticalkessel 16 kg Wasser a. d. qm Heizfläche und Stunde betrug, steigerte sich trotz der um 30 • m gröfseren Heiz fläche des neuen Kessels auf 20,8 kg. Dabei finden wir noch eine Kamintemperatur von 280 bis 340° C.; meine Erwartungen sind erheblich überschritten, und dürften also die Kesseldimensionen bei einer Neuanlage wesentlich gröfser zu wählen sein. Die Seilkosten, welche ich früher zu 153 • auf je 1000 t fertig gewalztem Draht angab, be tragen in den letzten zwei Betriebsjahren 110,88 • auf 1000 t Draht. , , Hochachtungsvoll Laar b. Ruhrort, den 9. Februar 1894. A ' Spannagel. Mittheilungen aus dem Eisenhüttenlaboratorium. Verfahren zur schnellen Untersuchung behufs Beaufsichtigung des Ganges des Ofens von 0. Textor. Hierzu erhalten wir vom Verfasser folgende Mittheilung: Auf Seite 40, Nr. 1, Zeile 10 v. u. heifst es: „In Becher III wird der Schwefel bestimmt, in- „dem 150 ce heifses Wasser, Stärkelösung, 15 ce „Jodlösung (1 cc = 0,1 % S) und 30 ce conc. Salz- „säure zugefügt werden und das überschüssige „Jod zurücktitrirt wird.“ Dieser Schlufssatz soll indefs lauten: „In „Becher III wird der Schwefel bestimmt, indem „150 ec heifses Wasser, etwas Stärkelösung und „15 cc Jodlösung (1 cc = 0,1 % S) zugegeben „werden. Dann fügt man 30 cc conc. Salzsäure „hinzu und titrirt mit Jodlösung zu Ende.“ Ich füge demnach im Anfang keinen Ueberschufs von Jodlösung zu, sondern das nur annähernd erforderliche Quantum. Hierdurch soll etwaigen Verlusten durch zu starke Schwefelwasserstoff entwicklung beim Zusetzen der Salzsäure vor gebeugt werden.