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1. Januar 1894. »STAHL UND EISEN.“ Nr. 1. 9 in dem Einschmelzen des Roheisens unter Holz kohlen zu suchen ist.* Vergleicht man die mit Aluminium versetzten Proben hiermit, so ergiebt sich Folgendes: Mangan. Das beim Umschmelzen oxy- dirte Mangan des Grünebacher Eisens wurde durch Zusatz genügender Mengen Aluminium reducirt. Bei Probe III ist allerdings trotz Zusatz von 0,5 % Aluminium noch eine Manganabnahme eingetreten; die Oxydation ist wohl infolge des Umrührens eine stärkere als bei Probe II ge wesen. Dagegen vermehrt sich durch Zusatz von 1 % Aluminium der Mangangehalt um 3/10 %, durch Zusatz von 2 % Aluminium um 8/10 %, und erreicht damit die Höhe, welche er im Roheisen hatte. Der Mangangehalt der beiden anderen Eisen sorten war zu gering, um die gleiche Einwirkung des Aluminiums zu zeigen. Silicium. Dafs Aluminium eine Reduction von Silicium aus Kieselsäure zu bewirken vermag, ist vielfach nachgewiesen. Dieselbe läfst sich auch vor Allem an dem Grünebacher Eisen beob achten , indem der Siliciumgehalt bei Probe III mit 0,5 % AI. noch eine geringe Verminderung gegenüber Probe 11 erfährt, dann aber bei Probe IV mit 1 % Al. 0,25 %, bei Probe V mit 2 % Al. 0,45 % zunimmt. Er erreicht jedoch nicht ganz die Höhe, welche er im Roheisen halte. Beim grauen Müsener Eisen zeigt sich die Wirkung des Aluminiums nicht so deutlich. Es findet zwar eine geringe Vermehrung des Silicium- gehalls statt bei Probe III und IV, bei Probe V war dieselbe jedoch nicht festzustellen. Im weifsen Müsener Eisen ist der Silicium gehalt zu gering, um eine Einwirkung des Alu miniums erkennen zu lassen. Die Reduction des Siliciums ist also in ge ringerem Mafse als die Manganreduction ein getreten. Dies ist merkwürdig, da Silicium durch Mangan vor Oxydation geschützt wird. Aufser- dem war Kieselsäure im Tiegelmaterial in grofsen Mengen zugegen. — Es liegt die Vermuthung nahe, dafs Temperatur und chemische Einflüsse (z. B. Zusammensetzung des Tiegelmaterials, Bildung von Schlacken aus den Oxydations- producten) auf die Stärke und Reihenfolge der Reduction der verschiedenen Oxyde einwirken. Der Umstand, dafs die Reduction von Silicium aus der Tiegelmasse bei verschiedenen Versuchen in ganz verschiedenem Grade beobachtet wurde, spricht ebenfalls hierfür. Der Kohlenstoffgehalt erfährt bei allen 3 Eisen sorten auf Zusatz von 2 % Aluminium eine Vermehrung und zwar: bei dem Grünebacher Eisen um 0,35 % , bei dem Müsener weifsen Eisen um 0,17 %, bei dem Müsener grauen Eisen um 0,13 %. Auch diese ist auf eine Reduction * Ledebur, Eisenhüttenkunde, S. 249, 250. 1.14 gebildeten Kohlenoxyds zurückzuführen. Ihre Höhe wechselt je nach dem Sättigungsgrade des ursprünglichen Eisens mit Kohlenstoff. So hat das Grünebacher Eisen, welches bei seinem hohen Mangangehalt verhältnifsmäfsig kohlenstoffarm ist, die gröfste Kohlenstoffvermehrung, das graue Müsener Eisen die geringste erfahren. Dafs bei geringerem Aluminiumzusatz keine Vermehrung des Kohlenstoffgehalts eingetreten ist, kann eben falls auf die beim Silicium erwähnten Einflüsse zurückgeführt werden. Der Phosphorgehalt ist bei allen Proben, wie vorauszusehen war, an nähernd derselbe. Der Schwefelgehalt war zu gering, um eine Einwirkung des Aluminiums, welche nach neueren in Hörde angestellten Schmelzversuchen statt findet, zu zeigen. Das Aluminium ist nach Vorstehendem im stande, Mangan, Silicium und Kohlenstoff im Gufseisen durch eigene Oxydation zu schützen, und vorhandene Oxyde dieser Körper.zu reduciren. Es folgt hieraus, dafs bei allen Oxydations processen etwa vorhandenes Aluminium vor den übrigen Begleitern des Eisens oxydirt und aus geschieden werden mufs. Es ist daher unwahrscheinlich, dafs ein Alu miniumzusatz von 0,25 % beim Puddelprocefs, wie er nach einem Bericht von Langhenhove* auf dem Eisenwerk Mac Lellan in Glasgow an gewendet wurde, einen directen Einflufs auf das Endproduct durch Eingehen in dasselbe ausübt. Der festgestellte Aluminiumgehalt des Endproducles von 0,2 % wird voraussichtlich aus dem Schlacken gehalt des Puddeleisens oder sonstigen Irrthümern bei der analytischen Untersuchung herrühren. Wieviel Aluminium direct durch den Sauer stoff der Luft verbrannt ist, läfst sich aus den Proben nicht ersehen, da auch Eisen sich infolge der Massenwirkung zugleich mit den übrigen, in geringeren Mengen vorhandenen Bestandtheilen oxydirt haben und so auf Aluminium oxydirend gewirkt haben kann. Unmittelbarer Einflufs des Aluminiums auf Roheisen. Bei den geringen in den Proben gefundenen Mengen Aluminium war es vorauszusehen, dafs diese Untersuchungen nur beschränkte Resultate haben würden. Es wurden aber doch an den Bruchflächen so deutliche Aenderungen wahr genommen, dafs die Untersuchungen fortgesetzt wurden. Die in Fig. 3 bis 8 gebrachten Abbildungen der Bruchflächen lassen jene Aenderungen sofort erkennen. Frühere Versuche** haben ergeben, dafs Aluminium ähnlich Silicium, jedoch in * »Stahl und Eisen“ 1890, S. 129. ** Ledebur, Handbuch der Eisen-und Stahlgiefserei, S. 14. Iron, B. 32, S. 262 a. a. O. 2