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Zuschriften an die Redaction. Zur Schienenstofsfrage. Zu der in vorletzter Nummer gemachten Gegen- äufserung des Herrn Berichterstatters mögen dem Unterzeichneten noch einige Worte gestattet sein. Auf alle Punkte der Aeufserung näher einzugehen, erscheint nicht erforderlich, da die Leser von „Stahl und Eisen“ wohl selbst erkennen werden, dafs Manches davon entweder meine Aus führungen gar nicht trifft, oder auf blofsem Schein beruht. So hat es mir selbstverständlich ganz fern gelegen, „das Aufgeben des Einfacheren und das Uebergehen zum Verwickelten im Eisenbahn- Oberbau zum leitenden Grundsatz“ erheben zu wollen. Ich bitte nur nochmals zu lesen, was Seite 627 (linke Spalte) steht; man wird dann finden, dafs dort lediglich der „Grundsatz des Abwägens der Vor- und Nachtheile“ als Richtschnur für die Wahl des mehr oder weniger Einfachen hingestellt und demgemäfs der Fortschritt vom Einfacheren zum Zusammengesetzteren nur in Beziehung gesetzt wurde zu der Erhöhung der Leistungs fähigkeit. Von diesem Gesichtspunkt aus wird eine ganze Reihe von Einwürfen hinfällig, und zwar sowohl von den gegen die Neuerung selbst, als auch von den gegen die Beweisführung und die Beispiele gerichteten. Dafs ich schlechthin „ein möglichst zusammengesetztes Geleise“ für ein gutes erklärt haben soll, das ist übrigens eine Unter stellung, die wohl nur scherzhaft gemeint ist. Wenn ich Gleiches mit Gleichem erwidern wollte, müfste ich dem Herrn Berichterstatter — als be geistertem Lobredner der (zweitheiligen) Schwellen schiene — die Meinung zuschreiben, dafs eine mög lichst zusammengesetzte Schiene die beste sei*. * Es darf vielleicht daran erinnert werden, dafs die Schwellenschiene aus zwei nebeneinander liegenden Stücken besteht, die durch 6 Querstücke und 33 Schrauben zusammengehalten werden. Die Stofsverbindung zeigt zwei Laschen mit 16 Schrau benbolzen, ebensoviel Splinten und 8 Beilagen zur Sicherung der Muttern. — Dafs der Herr Berichterstatter aufser diesem Oberbau nun auch andere Arten als sogenannte „stofslose" anerkennen will, nimmt der Unter zeichnete gern zur Kenntnifs. Nach den Aus führungen auf Seite 416 (wo es z. B. heifst: „weniger gründlich, aber auch weniger anspruchsvoll gehen die übrigen Kämpfer in diesem zeitgemäfsen Ringen um ein stofsloses Eisenbahngeleise vor. Rüppell hält zwar an der Forderung der Stofsfugentheilung fest, läfst daneben aber alles Uebrige so ziemlich beim Alten“ u. s. w.) konnte dies wohl bezweifelt werden. I(ch thue das aber natürlich nicht.) Dies eine Beispiel möge, was die Nebenpunkte betrifft, ge nügen; und jetzt zur Hauptsache. In der Gegenäufserung wird zugestanden, dafs die Spielräume an den Enden der Schienen und Laschen die bedeutendsten sind, aber, so wird ausgeführt, darum liege „noch kein triftiger Grund vor, um die übrigen Theile der doch an allen Punkten verschleifsenden Laschenanlagsflächen ganz auser Acht zu lassen und auf deren Wirkung zur Herbeiführung eines dauerhaften Laschen schlusses gänzlich zu verzichten“. Nun, der Grund hierfür ist doch nicht so schwer zu erkennen. Das Bessere ist oft der Feind des Guten; so auch hier. Wenn der Herr Berichterstatter eine An ordnung findet, die die von ihm gestellte höhere Anforderung in hinreichend einfacher und sicherer Weise erfüllt, so wird Niemand etwas dagegen ein zuwenden haben. Da die Ausführbarkeit dieses Gedankens aber sehr fraglich ist, so hat sich der Unterzeichnete, um vorläufig wenigstens etwas zu erreichen, ein bescheideneres Ziel gesteckt und sieh damit begnügt, die wesentlichsten Spiel räume zu beseitigen. Denn dafs der feste Schlufs in den mittleren Theilen der Längenhälften der Anlageflächen (wo die Druckkräfte ihren Richtungs sinn wechseln und durchschnittlich nur klein sind), eine viel geringere Bedeutung hat, als an den Enden der Schienen und Laschen, das steht aufser Zweifel. Der Herr Berichterstatter scheint dies übersehen zu haben, sonst hätte er nicht an das vom Unterzeichneten gegebene Vergleichsbeispiel mit dem Dampfeylinder die Frage knüpfen können, „was wohl die Folge sein würde, wenn man eine Liderung nur unten am Kolben, da wo der gröfste Verschleifs stattfindet, auf ein verhältnifsmäfsig kurzes Stück seines Umfangs ausgedehnt, anbringen wollte.“ Der ganze Vergleich ist, wie schon früher hervorgehoben, ein unvollkommener, insofern die Wirkung der Laschen ganz vorwiegend auf dem dichten Schlufs der Anlageflächen an den Schienen und Laschen enden beruht, während für die Wirkung des Kolbens im Cylinder selbst verständlich alle Punkte des Kolbenumfangs gleich- werthig sind. Ich habe die geringfügige Nutz wirkung der Anlageflächen in den Mitten der Längenhälften der Laschen preisgegeben, um die wesentliche Wirkung an den Enden der Schienen und Laschen zu erhöhen und dauernd zu sichern. Das ist doch wohl ein recht triftiger Grund. Und es ist das auch ein Verfahren, das in allen Gebieten der Technik sehr häufig ange wendet wird. Dafür nur noch ein Beispiel: An