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lieber Maschinenformen. Nach Harris Tabor. Ueber den in der Ueberschrift bezeichneten Gegenstand hielt in der Versammlung der ameri kanischen Maschineningenieure im Mai 1892 H. Tabor einen Vortrag, aus welchem hier das Wesentlichste mitgetheilt werden möge. Unter allen mechanischen Künsten, sagt der Vortragende, ist die des Formens am schwierig sten systematisch zu beschreiben. Seitdem man überhaupt Metall giefst, pflegte der Former sein Verfahren gern mit einem gewissen Geheimnifs zu umgeben, was ihm zum Gelingen der Arbeit durchaus nothwendig erschien. Es geht ihm wie der Hausfrau der guten allen Zeit, deren Brot bisweilen schmackhaft, bisweilen auch ungeniefsbar war:- unter scheinbar gleichen Bedingungen erblüht ihm abwechselnd Erfolg und Mifslingen. Wenn sein Abgufs gut gelungen ist, kennt er stets den Grund, selten aber vermag er ihn anzugeben, wenn der Gufs mifsrielh. In allen anderen Zweigen der Gewerbthätigkeit kann der Arbeiter sein Gesicht und sein Gefühl stets für seine Arbeit zu Hülfe nehmen; in der Maschinenwerk statt kann ein Fehler entdeckt und berichtigt werden, sobald er begangen ist; es giebt keine Zufälligkeiten, von denen das Gelingen der Arbeit abhängt. Anders ist es beim Formen. Das eine Mal fällt etwas Sand in die bereits zusammen gestellte Form, wenn diese beschwert wird, ein anderes Mal bläst der Kern, den der Former selbst nicht gefertigt hat, ein drittes Mal hat ihm der Schmelzer zu wenig Eisen in die Pfanne gelassen und die Entstehung eines Gufsstücks mit einer Kaltschweifse ist der Lohn. Die Hauptkunst des Formers ist es, der Form die richtige Dichtigkeit zu geben. Ein Modell aus der Form zu ziehen, eine beschädigte Form auszubessern, läfst sich leicht erlernen, nicht aber das richtige Einstampfen. Wenn ein guter Genius dem Former zur Seite steht, mufs die Gufsform eine solche Dichtigkeit erhalten, dafs sie weder treibt oder beschädigt wird, noch das Metall zum Kochen veranlafst. Hierin liegt die Geschicklichkeit des Formers, die sich aus Büchern nicht erlernen läfst. Dem Laien mag es sehr einfach erscheinen, eine Form von oben her zu der verlangten Dichtigkeit einzustampfen, aber der Versuch wird ihn lehren, dafs es seine Schwierigkeiten hat. Wenn er gelernt hat, eine Form von bestimmter Höhe einzustampfen, und nun versucht, eine andere von der halben Höhe zu stampfen, wird er erkennen, dafs er durch aus noch kein ausgelernter Former ist. In grofsen Giefsereien kommt dieser Fall häufig vor. Leute, welche darauf eingelernt sind, täglich die gleichen /Nachdruck verboten. Ges. v. 11. Juni 1870. । Gegenstände zu formen und hierbei sich vor züglich bewähren, sind unbrauchbar, wenn sie einmal zu einer anderen Arbeit herangezogen werden. Eine bestimmte Regel für die Stärke der Schläge, welche der Former mit dem Stampfer auszuführen hat, läfst sich gar nicht geben. Einige Leute besitzen eine besondere Geschick lichkeit hierin und theilen nicht gern Andern ihre Erfahrungen mit. Unter den verschiedenen Werkstätten einer gröfseren Anlage ist der Regel nach die Eisen- giefserei das Aschenbrödel.* Zahlreiche Anlagen giebt es, wo die Maschinenwerkstatt als Muster der Ausstattung mit neuen Werkzeugmaschinen gelten kann, vortreffliche Heizeinrichtungen besitzt und in jeder Beziehung den Arbeitern einen ange nehmen Aufenthalt gewährt, während die Giefserei noch immer die nämliche alte Rumpelkammer ist, wie in alter Zeit, ohne Heizung und nur mit Hülfe zerbrochener Fensterscheiben gelüftet. Formplatten, die unterste Stufe für das Maschinen formen, giebt es nicht; die Kernkasten passen nicht, und die Arbeit, die Kerne mit der Raspel passend zu machen, kostet ebensoviel, als die Herstellung der Gufsform. Die Giefserei verdient eine bessere Berücksichtigung. In zahlreichen Fällen ist sie in allererster Reihe mafsgebend für den Ertrag eines Eisenwerks. Die Entwicklung der Maschinenformerei ist sehr allmählich von statten gegangen. Das Lehr brett, welches den aus dem Unterkasten vor stehenden Theil des Modells umschliefst, bildete wahrscheinlich die erste Vervollkommnung des ursprünglichen Formverfahrens. Dann kam die Anwendung der Modellplatten mit Dübeln und Dübellöchern für den Formkasten und mit dem betreffenden Theile des Modells. Die Erfindung dieser Platte bildete einen grofsen Fortschritt. Dann folgten die Durchziehplatten, dem Umfange des Modells entsprechend ausgeschnitten, wie die Modellplatten mit Dübeln und Dübellöchern versehen. Ursprünglich wurden diese Platten mit dem Formkasten gewendet, und man zog das Modell von Hand durch die Oeffnung der Platte heraus; bei neueren Einrichtungen pflegt das auf einer Tischplatte befindliche Modell nach unten herausbewegt zu werden, ohne dafs zuvor der Formkasten gewendet wird. Aus der von Hand bewegten Formmaschine ging die von Elementarkraft getriebene hervor. * Die Behauptung trifft in Deutschland nur ver einzelt zu. Der Bearbeiter.