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684 Nr. 15. stahl uni) eisen. August 1892. Eine solche Verwendungsweise macht leichtes Handhaben, schnelle Verlegbarkeit bei hinreichen der Tragfähigkeit zu den Hauptbedingungen für die Einrichtung des Geleises der Festungsbahnen. Das Langschwellensystem ist dabei ganz aus geschlossen. Das Geleise mufs vielmehr aus leicht tragbaren kurzen Rahmen (Jochen) mit Sicherung gegen Stofsverschiebungen zusammen setzbar sein, ohne dafs eine sorgfältige Boden ebnung und Unterstopfung der Schwellen geboten ist, so, wie es die Kampfverhältnisse mit sich bringen. Es kann in der That, wie Verfasser aus eigener Erfahrung weifs, in dieser Beziehung mit dem im deutschen Heer gebräuchlichen Bahn material von 60 cm Spurweite (Osnabrücker System) viel geleistet werden. Bedenken gegen die geringe Spurweite haben sich selbst in den Fällen nicht bemerkbar gemacht, in denen das Geleise schnell durch einen Wald ohne Benutzung eines Weges ausgelegt war, wobei seitliche Neigungen des Geleises unvermeidlich blieben und schwebende Schwellenenden wiederholt durch eingeschlagene Pfähle gestützt wurden. Solche Strecken sind anstandslos mit Wagenbelastungen bis zu 2000 kg befahren worden. Der Transport langer, schwerer Geschützrohre macht ein Ver kuppeln von zwei Wagen nothwendig, wie es beim Fortschaffen von Baumstämmen auf Wald bahnen gebräuchlich ist. Das Verladen der Munition und sonstigen Kriegsmaterials macht keine anderen Einrichtungen der Wagen erforderlich, als sie auch sonst bei gewerblichen Kleinbahnen, denen der Industrie, der Land- und Forstwirthschaft im Gebrauch sich befinden. Wie bei Waldbahnen oder denen der Landwirthschaft auf Ernlefeldern, empfiehlt sich auch für diejenigen Bahnstrecken im Festungskriege, welche oft und schnell ver legt werden müssen, kurze Joche von 2 m Länge zu verwenden, weil sie sich leichter dem Boden anschmiegen und kein so ängstliches Ebenen der Strecken und Unterstopfen der Schwellen ver langen, der Hauptmangel, welcher das Lang schwellensystem vom Kriegsgebrauch ausschliefst. Für die weniger oft verlegbaren Geleisestrecken eignen sich 5 m lange Joche mit fester Stofs- Verbindung. Was nun die Verwendung der Feldeisen bahnen (Schmalspurbahnen) bei den Operations armeen im Felde betrifft, so wird sich bei den schnellen und andauernden Märschen der Bewe gungskriege, wie sie für die heutige Zeit charakte ristisch sind, bis zum Aneinanderstofsen der feindlichen Armeen in Ländern mit engmaschigem Eisenbahnnetz kaum eine Gelegenheit bieten. Der Nutzen der Feldeisenbahn steigt aber mit der Abnahme der Bevölkerungsdichtigkeit und den Eisenbahnen des Kriegsschauplatzes. Je weit läufiger ein Land bewohnt ist, um so schwieriger ist dort die Ernährung von Armeen durch Re quisition und um so mehr sind sie auf den Nachschub der Lebensbedürfnisse aus der Heimath angewiesen. Mit der geringeren Bevölkerung eines Landes pflegt seine Wegbarkeit entsprechend ab zunehmen. Das aber sind die Ursachen, welche die Vorwärtsbewegung der Armeen hemmen, die Truppen zum Lagern und Abwarten der nach kommenden Verpflegung zwingen. Solchen Ver hältnissen würden wir in einem Kriege gegen Rufsland mit dem Vordringen unserer Heere auf russischem Gebiet entgegengehen. Sarmaticus sagt über den Kriegsschauplatz von der Weichsel zum Dnjepr: „Die Versorgung der Truppen mufs aufs sorg fältigste vorbereitet und peinlichst geregelt sein. Polen und Lithauen sind zwar reich an Feldfrüchten und haben nicht unbedeutenden Viehstand. Bei den weiten Zwischenräumen aber zwischen den An siedlungen und bei der ungleichen Leistungs fähigkeit der einzelnen Districte kann auf ein Leben der Truppen durch unmittelbare Requi sition nicht gerechnet werden. Dies Verfahren würde hier allzu zeitraubend und häufig ver geblich sein. Die Heeresverwaltung mufs daher durchaus systematisch zu Werke gehen. Sie hat die Truppen reichlich mit Lebensmitteln auszustatten, welche sowohl getragen als auf Wagen direct mitgeführt werden. Daneben mufs sie für rechtzeitige Erneuerung dieser Vorräthe sorgen. Das kann nur durch schnelles Anhäufen grofser Magazine, durch umsichtige Ausnutzung des besetzten Landes auf dem Verwaltungswege geschehen. Hierzu wird der Verwaltungsbehörde unbedingt die Feld eisenbahntruppe zur Verfügung zu stellen sein. Nur mit Hülfe der letzteren kann es gelingen, die Verbindung so schnell herzustellen, als es das Vorrücken der Operationsarmee bedingt.“ Es ist indessen nicht ausgeschlossen, dafs auch in Ländern mit vielen und guten Wegen und Eisenbahnen der Bau von Feldeisenbahnen nothwendig werden könnte und zweckmäfsig ist, wenn z. B. eine Armee am Weitermarsch durch eine Sperrbefestigung tagelang aufgehalten werden würde. Eine Umgehung des Platzes würde, wenn erwünscht, mittels Feldeisenbahnen sich schnell bewerkstelligen lassen und dadurch die Verbindung nach rückwärts erhalten bleiben. Die Vortheile der Feldeisenbahn gegenüber dem Transport durch Pferd und Wagen hat A. Ziffer bereits allgemein nachgewiesen, beim Heere aber sind diese Vor theile um deswillen gröfser, als der Bahntrans port das Mitführen von Futter für die Zugpferde der Verpflegungscolonnen fortfallen läfst. Die ungeheuren Heere künftiger Kriege machen auch entsprechend umfangreiche Vorkehrungen für den Verpflegungsnachschub erforderlich und werden hierfür in bahnarmen Ländern die Kleinbahnen zur Hülfe herangezogen werden müssen, um die