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Dresdner Journal : 14.09.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-09-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187509142
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750914
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750914
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-09
- Tag 1875-09-14
-
Monat
1875-09
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 14.09.1875
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DttMerImuml G. Hartmann in Dresden. Verantwortlicher Redacteur: Hofrat Riesa. 4« ä«vt»odvo tritt?ott ouä 8t»ii»p«l«u«cdl»8 bio»«. l» ! sTbrliod»: ... 18 II»rt ^jLdrllod: 4 80 ?k. Kiorvia« Huwwoni: 10 kk. t« sch si st t an, daß die Verhandlungen noch gegen acht Tage in Anspruch nehmen werden. t. — Die Eisenhahntarifcommission hat Sitzungen am Montag wieder ausgenommen. Im oße der Commission gehen nach Angabe oer „N. .* die Anschauungen noch so weit auseinander, daß erst nach dem Schlüsse der Brrathungen ein be- tes Bild darüber wird entwerfen lassen. Atan In,or»tvoprel»«r kür ssv eivvr 80»p»ltoosv?etitL«il»: SO ?I. Vvt»r „Livxv«u>äi" äi« 2«ilo: SO Lr»ol>«li»ei» r l^lick wit Xn»u»kiuo äsr 8onv- uml k'vi^rUv», Xdeoäi Mr «iev fol^nävu "1^. Cortes auf der Grundlage des allgemeinen Stimm- rechtes vornehmen zu lassen. (Vgl. unter „Tages- geschichtr.*) Konstantinopel, Sonntag, 12. September. (Tel. d. Drrsdn. ^ourn.) Die Mitglieder der Con- sularcommisfion m der Herzegowina beabsichtigen, heute Mostar zu verlassen und die Insurgenten aufzusachen, um dieselben zu überzeugen, daß sie keine Unterstützung von Seiten der auswärtigen Mächte, sowie der Donaufürstenthümer zu erwarten haben, und um sie zu bewegen, ihre Beschwerden dem türkischen PacificationScommiffar Server Pascha vorrusttllen. Die Consulardelegirten Deutschlands, Oesterreich-UngarnS und Italiens reisen der öster reichischen Grenze entlang, die Konsuln Frank reichs, Englands und Rußlands parallel im In nern. Die Consuln treffen künftigen Mittwoch oder Donnerstag in Stolatz wieder zusammen, um Server Pascha Bericht zu erstatten. Sollte der Erfolg derselben kein zufriedenstellender sein, so erläßt Server Pascha eine Proklamation, in welcher er die Beseitigung der Beschwerden ver sprechen wird, wenn die Insurgenten die Waffen niedergrlegt haben, und in welcher ein Zeitpunkt für die Unterwerfung gestellt wird. (Bgl die „Ta» gesgeschichte" unter Wien.) Nichtamtlicher Theil. Nebersicht. Telegraphische Nachrichten. Tagesgeschichte. (Dresden. Berlin. Breslau. Posen. Ehrendreitstein. Wiesbaden Kassel. Tondern. München. Karlsruhe. Darmstadt. Oldenburg. Wien. Buda-Pest. Paris. Brüssel. Bern. Madrid. London. Kopenhagen. St. Petersburg. Konstantinopel. Kragujevacz.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffrntl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Amtlicher Theil. Dresden, 13. September. Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz Georg und der Prinz August von Portugal und Algarbien, Herzog von Coimbra, sind gestern Mittag nach Liegnitz gereist. Tagesgeschichte. Dre-den, 13. September. Se. Majestät der König haben Sich heute früh nach Schandau begeben und werden an den, heute und morgen auf dortigem Revier stattfindenden Jagden Theil nehmen. Se. königl. Hoheit der Prinz Georg ist mit Sr. königl. Hoheit dem Herzog v. Coimbra gestern Mittag nach Liegnitz gereist, um den Manöver« des V. und VI. Armercorps anzuwohnen. Berlin, 11. September. Der heutige „St.-A." veröffentlicht an der Spitze seines amtlichen Theiles folgende an den Minister des Innern ergangene kai serliche Danksagung. „Es sind Mir auch im Laufe dieses Sommers bei ver- schiedeneu Veranlassungen - Enthüllungen von Denkmälern, Erinnerung an Schlachtlage, und ganz besonders jetzt bei der Feier des Tages von Sedan — sehr zahlreiche Kundgebungen von Vereinen, von Festgenossen und auch von Einzelnen zu- leoangeu, die eine treue Anhänglichkeit an Mich und eine rege Theilnahme au den Ehrentagen der Armee bethätigen. — Da Ich nicht Allen dircct und persönlich danken konnte, wünsche Ich, das hierdurch zu thun, damit Jeder der an diesen Kund gebungen Betheiligten wisse, daß dieselben Meinem Herzen wohlgethan haben — Ich ersuche Sie, Vorstehendes bekauut zu machen. Berlin, den 8, September 187S. Wilhelm" — Auswärtigen Blättern wurde von hier telegra- phirt, daß laut einer aus Florenz eingetroffenen Mel dung die Ankunft des Kaisers Wilhelm in Mai land am 3. October d. I. erwartet werde. Die „Opi- nione* bezeichnete die Nachrichten über die Reise des Deutschen Kaisers nach Italien als verfrüht und ver sicherte, daß bis jetzt keinerlei Entscheidung über dieselbe getroffen sei. Letztere Nachricht wird heute auch der „N.-Z." mit dem Bemerken bestätigt, daß ein endailtiger Beschluß über die in Aussicht genommene Reise erst nach den gegenwärtig stattfindenden Herbstman övern er folgen werde — Der deutsche Gesandte am k. italienischen Hofe, geh. Legationsrath v. Keudell, welcher sich am 17. August von hier zu seiner Gemahlin nach Franzens bad begeben hatte, ist vor der Rückkehr auf seinen Posten hier eingetroffen. — Die Verhandlungen zwischen der Militärverwaltung und dem Rcichskanzleramt über eine etwaige Erhöhung des nächstjährigen Militär- etats sind, wie bekannt, noch nicht zum Abschluß ge langt, und es läßt sich deshalb noch nicht angeben, wie hoch etwa die Steigerung sein werde. Nur so viel kann nach Dem, was die „N. Pr. Z." hört, wohl als fcst- stehend gelten, daß über 2 Millionen Thaler hinaus die Forderung der Militärverwaltung sich nicht erstrecken die Vrrtheidigung, nicht aber in Bezug auf das urgericht, durchgreifende Aendcrungen vorgcnom- m«. Die Bestimmungen über das Schwurgericht im Entwurf« entsprachen den gewöhnlichen, in den meisten Gesetzen vorkommenden Einrichtungen; nur in Bezug auf die Fragenstellung sind die Bestimmungen von be- sonherm Interesse. Man hat hier die Bestimmungen des' k. sächs. Gesetzes adoptirt. Zunächst wird sich die Commission nunmehr mit der Frage beschäftigen, ob die Appellationsinstanz im mündlichen Strafverfahren bei- zukhalten oder, da der Entwurf sie beseitigt hat, wie der einzuführen sei. Diese Frage wird auch außer der Commission in hiesigen juristischen Kreisen lebhaft be sprochen. Die Meinungen sind hier wie in der Com mission getheilt. Wie man hört, theilt sich die Com mission in zwei numerisch gleichstarke Parteien; die eine derselben, vorzugsweise die Abgg. Becker und Or. Schwarze, erklärt sich entschieden gegen die Appellations- insianz, die andere, vorzugsweise die Abgg. Struckmann und Vr. Völk, für die Appellationsinstanz. Bei dieser Sachlage kann die Entscheidung, gleichviel wir sie aus fällt, keine besondere Bedeutung beanspruchen. Wohl aber erwartet man, daß, selbst wenn eine geringe Ma jorität gegen die Appellationsinstanz sich erklären sollte, die Frage jedenfalls an den Reichstag gebracht werden und dieser sich für die Appellationsinstanz entscheiden werde. Man glaubt, daß der Reichstag einer so wich tigen Abänderung, als die Abschaffung der Appellations» instanz in ben meisten Ländern sein würde, bei einer solchen Meinungsverschiedenheit nicht beistimmen und nicht eine Einrichtung beseitigen werde, in welcher viele Juristen eine unersetzliche Garantie des Verfahrens und einen fast unentbehrlichen Schutz des Angeklagten erblicken. MA der Beihaltung der Appellationsinstanz vermin dern sich aber andererseits die Hoffnungen auf ein Zu standekommen der Strafproceßordnung; die Appellations« instanz würde ohnedem eine erhebliche Acnderung in der Behördenorganisation und eine beträchtliche Ver mehrung der Beamtenzahl nach sich ziehen. Es ist be greiflich, daß bei dieser Sachlage man der Entscheidung mit Spannung entgegensieht. Im Uebrigen wird mit großer Anstrengung gearbeitet und an der Hoffnung fest- gehalten, die Berathung der Strafproceßordnung bis Ende dieses Monats abzuschließen. Ende dieses Monats verlassen sechs Mitglieder, welche zugleich Mitglieder des bayerschcn Landtags sind, die Commission, um auf einige Tage zu den Berathungen des Landtags nach München zu gehen. Dirie Zeit will man dazu benutzen, um die zweite Lesung der Civilproccßordnung in Angriff zu nehmen, da dieselbe schwerlich besondere Schwierigkeiten bieten wird; den bayerschen Mitgliedern würde der Vorbehalt gemacht, die etwa streitigen Punkte nochmals zur Bc- rathung zu bringen. Auch hofft man, daß der Bundes- rath sich betreffs der Civilproceßordnung und der zu ihr von der Commission gefaßten Beschlüsse schlüssig machen und durch die abgeordneten Commissare sich erklären werde, um wenigstens bei diesem Gesetze, soweit thun- lich, eine Einigung des Bundesraths mit der Commis sion zu erzielen. * BreSlau, 12. September. Aus den heute vor liegenden, an Einzelnheiten sehr reichhaltigen Berichten über die Anwesenheit des Kaisers in Schlesien theilen wir Folgendes mit: Am vorgestrigen Tage ließ Se. Provinzial Nachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Limbach.) Vermischtes. Statistik und LolkSwirthschaft. EingesandteS. Feuilleton Inserate TageSkalender. Beilage. Dresdner Nachrichten. Statistik und LolkSwirthschaft. Börsennachrichtev. Telegraphische Witterungsberichte. Inserat«. ? Berlin, 12. September. Die Reichstagsj ustiz- coMmission hat ihre Beralhungrn über die Cinrich- des Schwurgerichts und die der Vrrtheidigung ge ll. Sie hat an dem Entwürfe zwar in Bezug Telegraphische Nachrichten. Wien, Montag, 13. September. (Tel. d. Drrsdn. Journ.) Die Kaiserin Elisabeth ist am vorigen Sonnabend in dem franzöfischen Seebad Saffetot mit dem Pferde gestürzt. Ihre Majestät war mo- »evtan bewußtlos, doch werden keine ernsten Fol gen befürchtet. Die Kaiserin durfte schon gestern den Versuch machen, das Bett zu verlassen. Paris, Sonntag, 12. September, Vormittags. (W. T. B.) DaS Journal „France* glaubt zu wissen, daß demnächst eine Aenderung in der tra ditionellen Politik deS rechten CentrvmS eintreten werde. Diese Aendervng sei auf den Willen der Prinzen von Orleans selbst zurückzuführen, welche jedes Anspruches auf den Thron zu entsagen und sich ohne jeglichen Vorbehalt der Republik anzu schließen gedächten. (Vgl. unsere Pariser Correspon- drnz unter „Tagcsgeschichte*.) Montpellier, Montag, 13. September. (Tel. d. Drrsdn. Journ.) Anhaltende Unwetter haben hier der Ernte die schwersten Schäden zugefügt und die Eisenbahnverbindung unterbrochen. Eine Wasserhose zerstörte zwischen Cette und BezierS SO Häuser. Bei St. Chiuiau wurden bereits 9 Leichen ertrunkener Menschen aufgefuuden; 80 Personen werden vermißt. Gestern herrschte hef- tiger Stnrm auf dem mittelländischen Meere. Madrid, Sonntag, 12. September, Nachmit tags. lW. T B.) Die amtliche „Gaceta veröffent- licht die auf die Constituirung deS neuen CabinetS bezüglichen königlichen Decretr. Rach denselben ist General Jovellar zum Ministerpräsidenten und Kriegsminister, Casa Valencia zum Minister de- AuSwärtigen, .Calderon CoblanteS zum Justiz. Minister, Duran y Liria zum Marineminister, Martin Herrera zum Minister für öffentliche Arbeiten ernannt. Salaverria behält den Posten als Kinanzmtnster, Romero Robledo denjenigen als Minister deS Innern; als Minister der Colonien fuvgirt Lopez Ayala weiter. DaS Ministerium gilt für freisinnig und entschlossen, die Wahl der I-ttxttz: F>. 6omnü»»ioQLr äs« ltrssckosr 8«rU» - kr»r»k1orl ». A. Utzarü«»: Luit 8«rlU>: Ü. Sr«»!»»: 7. LtunA«»'» ; oUsamir»: Koiot, pr-milkurt ».M.: A. u. »/. t,'. Itiiclik, SörUti: t,'. Da/itte, <0 60., Z-nuLe <« Oo., NiuvdLrs: V Hexck-«»,' Vl«»- A. OAüettt. ttvrausxedvr: irvuixl. äv» l)rv«iix!r L1»uL»r«tNslu,crtUE lio. 1. Majestät sich nach aufgehobener Tafel noch eine Anzahl der Herren oovst.llen welche vor 2 Jahieu infolge der bekannten Vorfälle aus dem Vereine der schlesischen Malteserritter ausgeschieden waren, und sagte ihnen u. A.: „Ich freue Mich, Sie zu sehen. Sic sind Mir treu geblieben, und Ich habe das nicht vergessen. Sie wissen es so gut wie Ich selbst, daß es niemals Meine Absicht war, Ihre Religion anzugreifen, sondern nur dem Staatsgesetze Achtung zu verschaffen.* — Gestern früh um 9 Uhr begab sich der Kaiser wiederum zum Manöver, und Nachmittags haben sich Se. Majestät, sowie der Kronprinz, die Kronprinzessin, der Erzherzog Albrecht, der Herzog v. Connaught und der Prinz Karl zu einem Besuche des Fürsten Pleß nach Fürstenstein begeben, wo dieselben den Sonntag über verbleiben werden. Heute früh um 7 Uhr besichtigte Se. Majestät zu Fürstenstein die inner» Räume des Schlosses und erfreute sich der im hellsten Sonnenschein strahlenden Aussichtspunkte. Um '48 Uhr empfing der Kaiser den Fürsten Pleß in Audienz. Das Dejeuner wurde im Familienkreise eingenommen. Um 9 llhr sand in der Schloßkapellc Gottesdienst Statt. Der Erzherzog Albrecht wohnte um '49 Uhr der Messe in Freiburg bei. Um 10 Uhr begab sich Se. Majestät der Kaiser durch Frei burg nach Rohnstock. Freiburg und alle Dörfer der Umgegend waren festlich mit Flagge« geschmückt, zahl reiche Ehrenpforten waren errichtet. Auf dem Markt platz« in Freiburg bei der großen Ehrenpforte wurde Se. Majestät von den Behörden feierlich empfangen. Um 12 Uhr findet auf dem allen Schlosse das Döjeuner der auf Fürstenstein zurückgebliebenen fürstlichen Herr schaften Statt. Se. Majestät der Kaiser wird um 4 Uhr Nachmittags auf Fürstenstein zurückerwartet. Posen, 12. September. (Tel.) Der Propst Gutzmer wurde gestern durch den stellvertretenden Landrath als » Pfarrverweser der seit längerer Zeit vacanten Prcpstei Ludom bei Zirke ein geführt. Der Act ging otme jede Störung vor sich. Ehrendreitstein, 9. September. (Fr. I.) Vor der Criminaldeputation des k. Kreisgerichts zu Nkttwied stand gestern der Capucinerpater Gabriel von hier, ange klagt des Vergehens gegen das Gesetz vom 13. Mai 1873. Im März d I. wollte der Bürgermeister von Vallendar seine österliche Beichte bei genanntem Pater ablegen; in dieser erklärte Letzterer dem Bürgermeister, nachdem er ihn darauf aufmerksam gemacht, daß er (der Beichtende) zur Ausführung der Maigesetze mi!ge wirkt habe: diese Gesetze seien unmenschlich, sie bedrohten die Geistlichkeit; er müsse ihm so lange die Absolution verweigern, bis er den Maigesetzen die Anerkennung verweigere. Der Bürgermeister kam diesem Änsiiinen natürlich nicht nach, und infolge dessen wurde ihm die Absolution verweigert. Das Gericht verurtheilte den Angeklagten zu einer Gefängnißstrafe von 3 Monaten, indem es in der Handlungsweise desselben eine Ver hängung eines unerlaubten Zuchtmittels im Sinne des oben gedachten Gesetzes fand. Wiesbaden, 9. September. (Rh. K.) Der Vorstand des hiesigen socialdemokratischen Arbeiterver eins ist angcklagt, mit anderen Vereinen in Verbindung getreten zu sein, und infolge dessen ist von dem hiesigen Amtsgericht gestern die Schließung des Vereins an- geordnet worden. Kaffcl, 10. September. Man schreibt dem „Fr. Jour».": Bekanntlich hat das Obcrtribunal die gegen die abgcsetzten renitenten Geistlichen in Hessen, welche wegen unbefugter Vornahme von Amtshandlun gen auf Grund der Maigesetzc verurtheill worden waren, ergangenen strafrechtlichen Erkenntnisse casjirt, indem cs von der Ansicht ausging, daß die entlassenen Pastoren nicht mehr als evangelische Geistliche im Sinne des Ge setzes zu betrachten seien. Man konnte nun gespannt darauf sein, welches Ürthcil die Gerichte in den weiter zu behandelnden gleichartigen Fällen geben würden, da eine Anwendung von Paragraphen der Maigesetzc ans blose Laien nicht denkbar ist. Die erste Gelegenheit hierzu bet sich gestern, wo zwei Klagen gegen den Expastor Feuilleton. Redigirt von Otto Bandt. Eia mittelalttrlicheS Schloß in Tirol. Wenn wir, von Bozen kommend, die romantische iülriu»» äi Lre»8Lnonv, zu deutsch Klausen, passirt haben, zieht zur Linken der schöne Stlberfadrn des von steiler Felshöht niederfallendrn Schrambaches und die kolossale, darüber aufsteigende Dolomitengruppe des Afersthales den Blick auf sich. Daneben erheben sich die bedeutenden Berge von Villnöß und die Vorstufe bildet ein reizendes Mittelgebirge, mit Häusern und Dorfschaften reich besät. Folgen wir dem einladenden Pfad«, der dorthin führt, so lohnt die Wanderung der Brsuch eines der wunderbarsten alten Gebäude, eines vollkommen erhaltenen Schlosses im Stile der deutschen Renaissance, des in jüngster Zeit vielgenannten Döl- thurns. Lange Zeit war dir knappe Notiz, wel.)« der wackere alte Staffier in seinem Werke über Tirol davon gege- b«n, Alles, was man darübcr wußte. Später unter nahmen die Schüler des Dombaumeisters Fr. Schmidt eine Expedition dahin und bereiteten Aufnahmen vor. Als unterdessen die Weltausstellung 1873 eröffnet worden war, überraschten prachtvolle, von kort entnommene Details eingelegter Holzarbeitrn den Besucher in der Lnpvnitioo äv» »mateur«, welch« dann in das öster- rrichische Museum kamen, wo sie noch zur Besichtigung au-aestellt sind. Angeregt durch die vielversprechenden Schöndciten dieser Proben wurde nun im Spätsommer 1874 von Seite der Gesellschaft zur Förderung der Kunstgewerbeschnle des Museums unter Leitung des PrvfesssrS Storck die Aufnahme des ganzen Gebäudes durch Schüler der Architekturabtheilung unternommen, welche in detaillirten, in Farben ausgeführten Ansichten und Detailblättern zum Theil vollendet vorliegen und bei der letzten Generalversammlung der genannten Ge sellschaft ausgestellt waren. Unterdessen hatte auch Pro fessor Lübke's Geschichte der deutschen Renaissance eine Notiz über dieses Kleinod tirolischer Architektur des 16. Jahrhunderts gebracht und darin besonders auf die In tarsien des Fürstensaales hingewiesen, „welche zu den schönsten Arbeiten dieser Art in Deutschland zahlen sollen.* Dir Aufnahmen der Kunstaewerbcschulrn — neben bei gesagt: ausgezeichnete Leistungen von seltener Gediegenheit und Gewissenhaftigkeit — entrollen ein überraschendes Gemälde vor unseren Augen. Da zeigt sich eine fürstliche Wohnung aus den achtziger Jahren des 16. Jahrhunderts, bis auf das Mobi liar in vollkommenster Erhaltung, in einem Gebäude, dessen Conservirung in technischer Beziehung gleich falls nichts zu wünschen übrig läßt, ausgcstattet mit einer fabelhaften Pracht reichster Tischlerarbeit, Wand malereien, glasirten Ocfen, Kaminen, Schnitzwrrk und Reliefs. Abseits von der großen Heerstraße hat Völ- thurns der Verstörung und Umgestaltung zum Glücke entgehen können, und steht noch im Glanze seiner sonstigen Schönheit von 1584 vor dem erstaunten Kunstfreunde da Auf einer Hochfläche, die bequemen Raum nach allen Seiten hin gewähren würde, ist das Haus — denn dieser Name zirmt der äußeren Erscheinung besser, als Schloß — durchaus unregelmäßig angelegt. Wie die Gesammtfvrm des Grundrisses die eines verschobenen Vierecke» ist, so hat kein einziges Gemach in einem Stockwerk eine regelmäßige Gestalt und irgend eine Urbrreinftimmung mit der Figuration des benachbartcn Locales. Das gewölbte Erdgeschoß trägt noch zwei Stockwerke, welche beide durch eine Flur in zwei Hälf ten geschieden werden, worin die Gemächer vertheilt sind. Die Außenseite des Gebäudes besitzt noch deutliche Spu ren früherer Bemalung und Sgraffitodecoration, wovon eine Rustica, Cartouchcn und Puttenfiguren in Grau und Gelb zu erkennen sind. Hinter dem Schlosse lag ein Gehege für Vögel, das vordem mit einen: pracht vollen Eisengitter gänzlich überspannt gewesen sein soll, und selbst an den benachbarten Nebengebäuden ist noch künstlerischer Zierath wahrzunehmen. Im Erdgeschosse brfindet sich rin Raum mit bemal tem Kreuzgewölbe, die ältere Kapelle, welche später mit einem Local in den oberen Stockwerken vertauscht wurde. Die Zimmer daselbst tragen das Gepräge größerer Ein fachheit als jene im zweiten Stock, welcher die belle- des Baues ist, aber das durchaus angebrachte Getäfel an Plafonds und Lambris hat gerade für unsere Bestrebungen, schöne und kunstvolle Formen auch den einfachen Arrangements zu verleihen, den höchsten Werth. Hier kommen reizende Thürcn vor, mit silhouettenartig eingelegtem, zierlichstem Ornament. In den Zimmern des ersten Stockwerkes begegnet man dieser Ausstattung, zum Theil in reicherem Maß, wieder; die Wandgemälde find, wie im ganzen Hause, n tempor» ausgeführt und zieren die Wände über den Lambris, so daß hier größere Bil der, ober den Fenstern aber Grisaillen odrr bronzeartige Darstellungen angebracht sind; die in zierliche Sternge wölbe ausgehenden Decken der Erker, von denen je eincr die Schmalwände der Flur abschließt, haben reizendes Groteskenornament. Ueberall läßt sich die Einwirkung südlichen Kunststiles deutlich erkenncn, wenn auch im Ornament mancher Zug der Verschnirkelung, im Fign- relen viele Eostume beweisen, daß es deutsche Meister warrn welche hier geschaffen haben. Diejenige Schule Italiens jedoch, an welche man hierbei zunächst denke« möchte, und die Tirol am stärksten sonst beeinflußt hat, die vcnctianische, scheint mit dem Stil der Völthurnser Gemälde nichts gemcm zu haben; diese weisen noch mehr nach Süden, besonders das Ornament der Erker, dessen Rafacl'scher Charakter ganz evident ist. Im ersten Stock werke finden wir den Cyklus der Sacramentc dargcstcllt, jedes Ereigniß vor einer portalartigen Rena ssancearchi- tcktur, welche von dem Figuralen des Bil Werkes zu der gleichfalls gemalten architektonischen Einfassung den passendsten Uebergang bildet. Hier kommen die meisten deutschen Trachten vor. Das zweite Stockwerk enthält zunächst den Glanz punkt der ganzen Anlage, das Fürstenzimmer. Hier ist eine wahrhaft verschwenderische Pracht von Intarsia über Wände und Decke gebreitet. Jede Thüre, nach der Weise des Stils von Säulen flanktet und mit einem reichgegliedcrten Aufsatze gekrönt, zeigt andere architek tonische Formen, andere Zierrathen, andere landschaft liche, geometrische und figurale Motive der Füllungen. Die Farbe der dazu verwendeten Holzgattungen wechselt- in vielen Nuancen, künstliche Beizungen haben hellere und buntere Töne dazugcfügt, und reiche Vergoldung der Leisten, Simse und Vasen hebt die coloristische Wirkung des Ganzen. Das Herrlichste bietet jedoch erst der in geschweifte Felder getheilte Plafond, an dem reiches Lanb- ünd Blumenwcrk, von Vögelchen belebt, Schilder, W p- pen und die Bilder der Evangelisten in Intarsia ge arbeitet zu erblicken sind. Man weiß da in der That nicht, soll man die geschmackvolle Anlage oder die un sägliche Arbeit mehr bewundern. Denselben Saal schmückt rin Majolikaofen von weißer und blauer Farbe, Ge schichten des alten Testaments enthaltend. Dic Male reien dieser Etage zerfallen in mehrere Cyktcn, deren Stoffe wir übergehen.
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