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zur Ausführung kamen, haben mit Rücksicht auf | einen noch unentwickelten Verkehr und die be deutenden Belriebskosten eine so ungenügende Rentabilität ergeben, dafs das Privatkapital der Investirung solcher Bahnen nur wenig Vertrauen entgegen zu bringen vermochte. Infolgedessen wurden von einzelnen Staaten verschiedenartige finanzielle Unterstützungen und Erleichterungen bei der Bauherstellung und der Betriebsführung gewährt, die zur Entwicklung, Förderung und Kräftigung des Localbahnwesens hauptsächlich beitragen konnten. Aber selbst diese Begünstigungen reichten zumeist nicht hin, um das Bedürfnifs nach neuen Localbahnen zu befriedigen und das Netz der selben in der gewünschten sowie auch in der erforderlichen Weise zu verdichten. Die Herstellungskosten und der Betrieb dieser Bahnen sind noch immer viel zu hoch, daher auch die Rentabilität in der Regel ganz unzureichend ist. Diese Umstände führten zu der zwingenden Nothwendigkeit, noch einfachere Gonstructionen für den Bau und für das Fahrmaterial, sowie auch einfachere Betriebsformen auszubilden, was mit der Einführung der Schmalspurbahnen im allgemeinen theilweise erreicht wurde. * Die Betriebsergebnisse derartiger Schmalspur bahnen waren aber noch immer nicht genügend, um das Anlagekapital entsprechend zu verzinsen. Da man häufig nicht imstande ist, die Anlage- und Betriebskosten in demselben Mafse herab zumindern, als sich die voraussichtlichen Betriebs einnahmen verringern, da ferner die Transport kosten mit dem Verkaufswerthe der Naturproducte sehr oft in keinem richtigen Verhältnifs stehen, so machen es die vielfachen Concurrenzen und insbesondere die überseeischen, nothwendig, die leichtere Abfuhr der Bodenproducte und anderer Erzeugnisse des Landes herbeizuführen. Durch die von geeigneten und billigen Be förderungsmitteln entfernt gelegenen Gebiete wer den die Transportkosten derart vertheuert, dafs das Vorhandensein einer Eisenbahnverbindung durch, mit geringstem Kostenaufwande dauernd oder vorübergehend hergestellte Verkehrswege, * Diese Ansicht scheint auch in mafsgebenden Kreisen festen Fufs gefafst zu haben, denn bei den am 2. März 1891 im preufsischen Abgeordnetenhause stattgefundenen Verhandlungen über die Secundärbahn- Vorlage stellte der vormalige Minister von Maybach für die nächste Session einen Gesetzentwurf über Tertiärbahnen in Aussicht, welcher sich mit dem ganzen Gebiete derjenigen Bahnunternehmungen be fassen wird, welche zwar dem öffentlichen Verkehr dienen, aber weder dem Eisenbahngesetze vom 3. November 1838 unterliegen, noch Glieder des ge meinsamen Verkehrssystems im Sinne der Reichs verfassung sind. (Zahnradbahnen, elektrische Hoch bahnen, Strafsenpferdebahnen u. s. w.) Mittlerweile bat sein Nachfolger Minister Thielen dieses Versprechen I durch die Einbringung eines Gesetzentwurfes „Ueber die Bahnen unterster Ordnung“ an das Herrenhaus am 11. März 1892 eingelöst. sowohl für jede industrielle und gewerbliche Entwicklung, als auch insbesondere für das Ge deihen der Land- und Forstwirthschaft zur Lebens frage wurde. Zu diesen gehören ohne Zweifel die Feld eisenbahnen (Wirthschaftsbahnen), welche eine werthvolle Ergänzung und Vervollständigung des gegenwärtigen Eisenbahnnetzes (bestehend aus Haupt-, Neben- oder Localbahnen) bilden. Durch diese kann, mit den Fortschritten in der Eisen- und Stahlfabrication Hand in Hand gehend, die gedeihliche Ausbildung und Fortentwicklung dieser ganz untergeordneten Transportmittel hauptsäch lich dann erreicht werden, wenn bestehende Strafsen und Fahrwege, ohne den gewöhnlichen Fuhrwerks verkehr zu behindern, mitbenutzt werden können. Diese Bahnen untergeordneter Bedeutung sind es, denen voraussichtlich die Zukunft gehört und die ein neues Eisenbahn - Regime zu schaffen berufen sind. Den Bedürfnissen der Industrie sowie der Land- und Forstwirthschaft nach einer Verbindung mit dem allgemeinen Eisenbahnnetze zur Er reichung billiger Transporte, die mit zu jenen Factoren zählen, welche die Grundlage des Gedeihens der Industrie, des Handels und der Gewerbe bilden, ist daher die Herstellung der Feldeisenbahnen entsprungen. II. Begriff, Wesen. Entstehung und Entwicklung der Feldeisenbahnen, sowie deren Anwendung. Die Feldeisenbahnen, welche auch transportable oder tragbare, zerlegbare, fliegende Eisenbahnen, dann Forst-, Wald- und Moorbahnen, Gruben-, Industrie-, Fabriks- und Wirthschaftsbahnen, end lich auch Decauvillebahnen genannt werden, sind Transportmittel unterster Ordnung auf schmal spurigen Eisenbahngeleisen, die sich an das natürliche Terrain mit Rücksichtnahme auf die Bodenbeschaffenheit bei thunlichster Vermeidung vorbereitender Erd- und anderer Bauarbeiten an schmiegen oder auf bestehenden Strafsen und Fahrwegen oder unmittelbar neben denselben an gelegt werden. Derlei Bahnen dienen hauptsächlich der Land- und Forstwirthschaft, ferner als Hilfsbahnen bei Fabriks-, gewerblichen und baulichen Anlagen aller Art und für Zwecke der Heeresverwaltungen. Dieselben werden entweder mit animalischer oder mechanischer Kraft, im letzteren Falle vor nehmlich mit Dampfkraft bei Anwendung sehr geringer Geschwindigkeiten mit einfachen und möglichst leichten Fahrzeugen betrieben. Die Feldbahnen, welche daher als eine Ver besserung der gewöhnlichen Transportmittel an zusehen sind, haben in ihrer heutigen Gestaltung hauptsächlich die Bestimmung, die Boden- und Naturproducte, sowie Fabrikserzeugnisse von den abseits des Eisenbahnverkehrs gelegenen Gebieten den grofsen Verkehrswegen leicht, billig und