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Mai 1892. „STAHL UND EISEN.“ Nr. 9. 443 hufs Stampfung eines neuen bis ans Ende der Batterie unter dem Kohlenbehälter fahren, wodurch ein bedeu tender Zeitverlust entstand. Um den erwähnten Uebel stand zu beseitigen, traf Director Bremme in Julien- hütte folgende Einrichtung, wodurch ein Stampfen der Kuchen an jeder beliebigen Stelle vor den Koksöfen und ohne Unterbrechung stattfinden kann. Ueber den Stampfkästen A (Fig. 2) sind die Kohlenvorraths- I laschen B angeordnet. Um diese Taschen füllen zu können, ist die Ueberdachung der Maschine zu einem ebenen Plateau C ausgebildet, das von dem Gerüst Z getragen wird. Ueber den Taschen liegen in der Höhe der Oberkante des Ofenplateaus Schienen geleise S, deren den Oefen zugewandte Enden D (Fig. 3) drehbar und so lang sind, dafs sie beim Herunter klappen auf das Ofenplaleau zu liegen kommen, wo durch die Maschine an jeder Stelle mit den Oefen verbunden und die Kohle von den Oefen her in die ; Taschen gebracht werden kann. Zur Bedienung jedes Stampfkastens für die 10 m langen Oefen sind fünf Arbeiterinnen erforderlich, die in der 12 stündigen Schicht bequem 10 Kuchen von 80 Zollcentner bergfeuchter Kohle stampfen können. Jede Maschine kann daher mit zwei Stampfapparalen im Tage 40 Oefen bedienen. Gegenwärtig sind bei der Oberschlesischen Koks werks- und ehern. Fabriks-Act.-Ges. 440 Oefen mit 11 neuen Stampfwagen versehen; an der Saar sind j seit 1891 48 Oefen probeweise im Betrieb. Die Oefen | sind 500 mm breit, fassen 35 Doppelcentner Kohle, die Garungszeit ist 42 Stunden. Im December 1891 wurden desgleichen auf Georgs-Marienhütte 44 Oefen mit Stampferei in Betrieb gesetzt, welchen noch 88 weitere in diesem Jahre folgen sollen. Die Oefen sind gleichfalls 500 mm breit, aber länger und höher, so dafs eine Charge 75 Doppelcentner fafst; die Garungszeit beträgt hier > ' 48 Stunden. Verein für Eisenbahnkunde. In der Versammlung am 12. April, unter Vorsitz des Geh. Oberregierungsrath Streckert, wurde auf einen beim Vorstande eingegangenen schriftlichen Antrag beschlossen, die Frist für die Einreichung der | zum fünfzigjährigen Stiftungsfest des Vereins ausge- [ schriebenen Preisaufgabe vom l.Mai bis zum lö.Junid.J. [ zu verlängern. Herr Professor Martens sprach über I Die mikroskopische Untersuchung von Metallen unter Vorführung an Apparaten und Projectionsbildern von Mikrophotographieen. Der Vortragende gab eine Uebersicht über die Einrichtungen und Mafsnahmen, die zur Ausfü hrung der mikroskopischen Untersuchungen von Metallen nothwendig sind. Die mikroskopische Untersuchung kann sowohl an Bruchflächen der Me talle, als auch an zum Zweck besonders hergerichteten Schliffflächen vorgenommen werden. Die letztere Art der Beobachtung wird stets die Regel bilden, weil in den Bruchflächen immer nur die Erscheinungen in den Trennungsflächen der Gefügetheilchen sichtbar werden und man einen tieferen Einblick in das Wesen der Metalle deswegen wohl niemals erreichen wird. Um das Gefüge deutlich zu veranschaulichen, werden die Flächen vorsichtig und langsam geätzt bezw. ge färbt. Der Vortragende beschrieb ausführlich das Verfahren, um geeignete Schliffflächen zu gewinnen, sowie die Methode des Aetzens und gab mittels eines sinnreichen Apparats gelungene Projectionsbilder von aufgenommenen Mikrophotographieen. An der Be sprechung über diesen Gegenstand betheiligten sich die HH. Geh. Bergrath D r. Wedding und Professor Martens. Hierauf gab Hr. Hauptmann von Tschudi eine Mittheilung über Nahtlose Stahlbehälter, insbesondere über Kohlensäureflaschen, für welcher in Deutschland bereits ein sehr grofser Bedarf besteht. Hr. von Tschudi führte ausgezeichnet bearbeitete Behälter vor, die aus einer Stahlplatte durch successives Pressen mit Stempeln, die, immer schmaler und schmaler in der Fläche werden, hergestellt sind, eine durchaus gleichmäfsige und dabei mäfsige Wandstärke zeigen. Die Behälter, welche in England angefertigt worden sind, haben verhältnifsmäfsig ein geringes Gewicht, gewähren also den namentlich für militärische Zwecke grofsen Vortheil der Gewichtsersparnifs. Be hälter von 8 mm Wandstärke können bis 400 Atmo sphären beansprucht werden. Im Anschlufs an diese Mittheilung spricht Hr. Commerzienrath K a s e 1 o w s k y die Ansicht aus, dafs derartige Behälter gleich gut auch in Deutschland hergestellt werden könnten, und verweist auf die ähnliche Anforderungen stellende Torpedofabrication, sowie auf die neuerdings mit den nach dem Manhesmannverfahren hergestellten Rohren gemachten günstigen Erfahrungen. Referate und kleinere Mittheilungen. Präsident von Bojanowski . Am 29. März d. J. verstarb an einer Lungenent zündung im Alter von 61 Jahren der Präsident des Kaiserlichen Patentamtes Herr Dr. von Bojanowski, Wirklicher Geheimer Legationsrath und Mitglied des Staatsraths. In dem Verstorbenen betrauern wir den Vater des neuen Patentgesetzes, einen Mann, welcher mit grofsem Verständnifs für das gewerbliche Leben und hoher Achtung für die Technik und die Techniker stets bestrebt war, das deutsche Patentwesen zu heben und dadurch der deutschen Industrie zu nützen. Obwohl Verwaltungsbeamter, war von Bojanowski doch kein Mann vom grünen Tisch. Er hatte den Pulsschlag des gewerblichen Lebens während seiner langjährigen Consulats-Laufbahn stets aus nächster Nähe gefühlt. Nachdem er einige Jahre als Assessor im preufsischen Handelsministerium und dann im Aus wärtigen Amte thätig gewesen war, wurde er als Gonsul nach Bufsland geschickt, welches, auch in gewerblicher Beziehung interessante Land kennen zu lernen, er auf ausgedehnten Reisen reichliche Ge legenheit hatte. Auf kurze Zeit wieder in das Aus wärtige Amt als vortragender Rath berufen, ging er als General - Gonsul nach London und trat hier während 10 Jahren mit der hoch entwickelten Industrie Englands in innige Berührung. Die hervorragenden Berichte, welche der Verstorbene über die englischen gewerblichen Verhältnisse nach Berlin sandte, be wirkten seine Rückberufung als Director im Aus wärtigen Amte, welchen Posten er jedoch bald mit der Stellung eines General-Consuls in Budapest ver tauschte. Von liier aus trat er im lahre 1888Jan die Spitze des Patentamtes.