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412 Nr. 9. .STAHL UND EISEN.“ Mai 1892. hier ist es nicht gelungen, einen Schlackeneinschlufs nachzuweisen. Sieht man von den durch einen Fehler im Negativ entstandenen länglichen und den beiden kreisrunden schwarzen Flecken, sowie von den Spuren der Schleifkörner ab, so be merkt man am Grunde des Hohlraumes noch einige unregelmäfsig geformte schwarze Flecken, die man mit einiger Wahrscheinlichkeit als Poren bezeichnen darf. Auch die langgestreckten An häufungen von kleinen schwarzen Flecken in Fig. 22 wird man anstandslos als poröse Stellen im Material bezeichnen können; sie stehen parallel zur Flufsrichtung des Materials in den letzten Kalibern, da die Stelle etwa der Mitte der Lauf fläche entspricht; dies gilt auch von der Pore in Fig. 24. Etwa 4 bis 6 mm unter der Lauf fläche kommen schon Poren ohne deutlich aus gesprochene Hauptrichtung im Querschnitt (vergl. Fig. 25) neben solchen Stellen vor, die, deutlich langgestreckt (Fig. 26), die gleiche Richtung haben, wie in Fig. 24. D. i. die auch von Wedding für diesen Theil der Schiene in Anspruch ge nommene Richtung. Die Pore Fig. 26 scheint fast einer Schlackenader zu entstammen, da man bei der Betrachtung unter dem Mikroskop auf dem Grunde des schwarzen Raumes noch Reflex lichter wahrnehmen konnte, wie sie auf glasigen Massen entstehen und wie es in der Abbildung auch schwach zu erkennen ist. Um einen etwaigen Einwand abzuschneiden, dafs mit der Bezeichnung .Poren“ ausschliefslich der zuletzt geschilderte Theil der Hohlräume gemeint sei, hebe ich hervor, dafs sie selten und meistens ganz unregelmäfsig begrenzt sind, während von zahlreichen und vorwiegend von rundlichen, ja sogar kugelförmigen Poren die Rede ist. Um den Beweis zu liefern, dafs Wedding das wahre Gefüge der Schiene überhaupt gar nicht aufgedeckt hat, habe ich zuerst die von mir hergestellte Schlifffläche der Schiene so sauber wie möglich feingeschliffen und dann polirt, bis wenigstens die Mehrzahl der Schleif kornlöcher verschwunden und die Fläche spiegelnd geworden war. Nach dem Aetzen mit Salzsäure in Wasser nahm ich die Photographieen Fig. 7, 8 und 27 bis 34. Die Fig. 27 bis 29, in 10 facher Vergröfserung, lassen die Korngrenzen des Gefüges als schwaches, dunkles Netzwerk er kennen. Nach den Rändern hin, Fig. 28 und 29, ist das Aderwerk schärfer ausgeprägt und es erscheint engmaschiger als in der Kopfmitte. Auf den durch die Adern eingeschlossenen Flächen sind die Schleifkornlöcher immer noch bemerkbar und im grofsen und ganzen weniger zahlreich als in den Aderzügen; dies erkennt man nament lich aus Fig. 8 und 30 (70 fache Vergröfserung). Vergleicht man Fig. 11 und 12 mit Fig. 27, so fällt das Fehlen der deutlich ausgesprochenen „Poren“ in Fig. 27 auf; die Kornlöcher sind hier eben kleiner als in Fig. 11, was nicht sein dürfte, wenn es wirkliche Poren wären. Wirk lich poröse Stellen finden sich dagegen in Fig. 28, die auch die in Fig. 24 abgebildete Stelle enthält. Die Kornlöcher sind in Fig. 29 sehr fein, sie kommen deutlich erst bei stärkerer Vergröfserung zum Vorschein (Fig. 30) und finden sich dann namentlich häufig in den Linien des Aderwerkes. Ganz anderes Gefüge als der Kopf zeigt der Steg und der Uebergang des Steges in den Kopf (Fig. 31 bis 33); den letzteren zeigt Fig. 31. Man erkennt sehr deutlich, wie sich das Ader werk zunächst der Walzhaut (Ecke oben rechts) als ganz feines Netzwerk viel feiner als an den Kopfrändern darstellt und dann immer mehr eine grobmaschige gestreckte Anordnung annimmt. Schleifkornlöcher sind auch hier noch vorhanden, aber wegen der vielen feinen Linien schwerer zu erkennen. Fig. 32 ist besonders interessant durch die streifenförmige Anordnung der Haupt adern, deren Charakter als Vertiefungen man hier bereits deutlich im Halbschatten des Blenden kreises erkennt, wo die hellen Lichtreflexe deut lich hervortreten. Die Streifen laufen parallel zur Stegmittellinie. Ueber das Ganze breitet sich nun ein Maschenwerk aus, das .durch die hell erscheinenden Flächen härteren Eisens ge bildet und durch das erstgenannte gestreckte Netz in seiner Anordnung nur sehr wenig beeinflufst zu sein scheint. Fig. 33 zeigt hiervon eine stärkere Vergröfserung und läfst erkennen, dafs die scharfen, dunklen Linien in Fig. 32 aus einer Folge von Vertiefungen (Kornlöchern oder Poren ?) bestehen. Nach Anfertigung der besprochenen Ab bildungen habe ich den mit Salzsäure in Wasser behandelten Schliff nochmals abpolirt und ihn dann mit Salzsäure in Aether-Alkohol geätzt. Hierbei erhielt ich das Gefüge recht scharf und klar, wenn sich die Schärfe auch nicht mit derjenigen der noch zu besprechenden kleinen Proben vergleichen liefs. So weit das Gefüge, wie es an der Schiene selbst ermittelt werden konnte. Ich habe nur nochmals zu wiederholen, dafs sich keinerlei Kerngrenze fand, dafs sich eine geringfügige Verdichtung des Adernetzes nach den Rändern zu ergab und dafs namentlich ein Wechsel von grofsmaschigem („lockerem“ ?) zu engmaschigem („dichtem“ ?) Gefüge und wieder zu grofsmaschigem nicht erwiesen werden konnte. Bevor ich weiter gehe, möchte ich hier ein schalten, dafs das, was Wedding über die Nütz lichkeit der mikroskopischen Beobachtung an hochpolirten Schliffen sagt, nach meinen Erfah rungen gar sehr der Einschränkung bedarf. Er sagt (S. 892): „Für einen geübten Mikroskopiker ist indessen, und ich möchte das hier ausdrück lich betonen, sobald er einmal mit den Eigen- | thümlichkeiten des Gefüges vertraut ist, es nütz-