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(Rand des Profils) zeigt ganz unverkennbar, wie Wedding sich durch die Spuren des groben Korns vom voraufgehenden Schleifen täuschen liefs. Zum Schlufs sagt Wedding: „Es ergiebt sich, dafs man bei Eisenbahnschienen zur Ver meidung der Lockerkeit des Kopfes, die infolge mangelnden Druckes aus der Ausbildung »runder Blasen« und infolgedessen aus dem kystallisirendem Bestreben der Gefügetheile ent steht. . . Die „Poren“ sind nach Wedding also „zahlreich, rund, rundlich, kugelförmig und sind Blasenräume“. Die genannten Eigenschaften treffen allenfalls- auf die vom Schleifkorn her rührenden Löcher zu; für eine wirkliche Pore, einen Hohlraum, der an sich in der Schiene vor handen war, sind sie nahezu unmöglich. Denn eine im Block vorhandene Blase (Hohlraum) kann selbst dann nicht einen „runden“, ja „kreis förmigen“ Querschnitt behalten, wenn sie genau in der Mitte des Blockes war, weil beim Walzen in den verschiedenen Stichen die Druckrichtung fortwährend wechselt und in dem weichen teigi gen Material keine Stelle vorkommt, die stets gleichen Druck von allen Seiten empfängt. Wie soll da ei» selbst ursprünglich cylindrischer oder kugelförmiger Raum seinen kreisförmigen Quer schnitt behalten und nun gar noch „kugelförmig“ bleiben ? Also auch hier mufs ein Irrthum unter laufen sein und er läfst sich nachweisen. Wenn Wedding nach dem Aetzen „kugel förmige Blasenräume“ (ich nehme an, dafs nur gemeint ist, so tief wie breit) fand, so rührten sie nicht von ursprünglich vorhandenen Blasen räumen her, sondern sie sind entweder durch Adern eines leichter ätzbaren Materials entstanden oder sie sind ein Kunstproduct und haben wiederum mit dem Gefüge der Schiene keine Gemeinschaft. Der erste Fall kann z. B. eintreten, wenn Thomas schlacke in Adern eingewalzl wär. Diese werden sich, da sie mit widerstehendem Material gefüllt sind, mehr- oder weniger in ihrem ursprünglichen (vielleicht dem kreisförmigen) Querschnitt er halten, beim Aetzen wird der Inhalt schnell an gegriffen und es bildet sich eine Vertiefung „Pore". Der zweite Fall kann eintreten, wenn ein von einem Schleifkorn gestofsenes Loch nicht vollkommen fortpolirt wird und namentlich wenn in einem solchen Loch später sich ein Korn festsetzt und nun eine Zeitlang in diesem Loch rollt. Dann kann sich eine rundliche Vertiefung mit flachem« Boden und fast senkrechten Seitenwänden bilden, die man bei oberflächlicher Betrachtung für eine „Pore“ halten kann. Die beiden geschilderten Erscheinungen können äufserlich Aehnlichkeit haben, und der Leser wird nicht imstande sein, aus Fig. 21 Tafel VI sich ein Urtheil zu bilden, * Den logischen Zusammenhang des Satzes und den Ausdruck „krystallisirendes Bestreben“ verstehe ich nicht. M. welche von beiden Möglichkeiten vorliegt. Fig. 21 stellt in 1000 facher linearer Vergröfserung eine „Pore“ von etwa 0,012 mm Durchmesser dar. Dafs nur einer der beiden geschilderten Fälle möglich ist, erkennt man aus dem Umstande, dafs der Boden und der Rand der Vertiefung trotz der starken Vergröfserung deutlich, wenn auch nicht scharf abgebildet wurde; die Tiefe darf man höchstens auf 0,001 mm schätzen. Die concentrisch zu den Seitenwänden liegende j Erhöhung auf dem Boden macht die zweite Ent stehungsart wahrscheinlich. Eine Entscheidung könnte natürlich nur getroffen werden, wenn man einen senkrechten Schliff durch die Grube j zu legen vermöchte, alsdann würde im ersten Falle ein Schlackenfaden im Längsschnitt er scheinen, während die mechanisch erzeugte Ver tiefung einfach verschwinden würde. Der Leser wird bemerken, dafs zu einer voll ständigen mikroskopischen Untersuchung stets das Schleifen des Gegenstandes nach verschiedenen Richtungen nothwendig wird, sobald man es mit einem Körper von vermuthlich einseitiger Aus bildung des Gefüges zu thun hat. Bei Schlufs- folgerungen von so grofser Tragweite, wie sie Wedding an seine Untersuchungen knüpfte, hätte das geschehen müssen; jedenfalls hätte ihn dies vor den schweren Irrlhümern über die „Korn“- I und „ Poren “bildung bewahrt. Nennt man die ursprünglich im Material vor- | handenen, aus Blasenräumen, Lunkerstellen, Kry- stallnestern u. a. m. entstandenen Hohlräume „Poren“ und die mit Schlacken oder einem von der Hauptmasse des Eisens wesentlich ver- I schiedenen, mehr durch mechanische Vorgänge in die Masse gebrachten Eisen gefüllten Gänge . „Adern“, „eingesprengte Adern“, „Härteadern“, । „Schlackenadern“, so ist klar, dafs je nach der Löslichkeit der Masse diese Adern im geätzten Schliff als Hohlräume oder als Erhöhungen er scheinen werden. Im ersteren Falle ist es in der Regel schwer, sie von den Poren zu unter scheiden, aber es wird praktisch kein Unglück sein, wenn man ein Eisen, welches viele Schlacken adern oder Schlackennester enthält, schlechtweg als porös bezeichnet. Die Adern von Eisen anderer Zusammensetzung kommen im ganzen nicht oft vor und sind dann in der Regel zo charakterisirt, dafs sie nur selten Anlafs zu Ver wechslungen mit wirklichen Poren geben können. Fig. 22 bis 26 zeigen Gebilde der vorbeschriebe nen Art. Fig. 22 giebt in 8facher, Fig. 23 in 70 facher Vergröfserung eine Schlackenader am Rande der Lauffläche der fraglichen Goliathschiene. In Fig. 23 wird der Leser die Schlackeneinlage rung deutlich im Grunde des Fleckes erkennen; ich konnte, da der Hohlraum etwa 0,4 mm Durchmesser besitzt, unter dem Mikroskop die Schlackenstückchen mit der Nadelspitze heraus heben. Eine ähnliche Erscheinung zeigt Fig. 24;