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402 Nr. 9 STAHL UND EISEN. Mai 1892. Schwindmafs 1/64 bis 1/4s, bei sehr schweren Abgüssen dagegen 1/96 Zoll zu rechnen und für die mechanische Bearbeitung gröfserer Gegenstände aus hartem Metall noch ringsherum, wo solche Bearbeitung stattfindet, 1/4 Zoll (etwa 6 mm), an den beim Gufs oben befindlichen Flächen da gegen 3/8 bis 1/2 Zoll (91/2 bis 121/2 mm) zu zugeben. Bei kleineren Gegenständen und Be nutzung von weicherem Stahl genügt für die Bearbeitung eine Zugabe von 1/s Zoll (3 mm) an den Seiten und 1/4 Zoll (6 mm) oben. Bei Kernen soll man mindestens 1/4 Zoll und bei sehr grofsen 1/2 Zoll ringsherum zugeben. , Andere beklagen sich, dafs zahlreiche Gufs- stücke Blasenräume enthalten. Das ist zweifellos richtig; aber wenn diese Hohlräume nicht so grofs sind, dafs sie dem Abgufs ein sehr schlechtes Aussehen ertheilen, und wenn sie nicht etwa auf Gleitflächen auftreten, sollte man sich ihrethalben nicht sorgen, da solches Metall häufig zäher ist als dichtes von dem nämlichen Härtegrad. Blasen räume können allerdings durch einen Zusatz einer ausreichenden Menge von Mangan und Silicium vermieden werden; aber beide Körper erzeugen Sprödigkeit, und ein gewissenhafter Stahl- giefser wird nicht mehr davon zusetzen, als eben nothwendig ist, um den Stahl dicht zu machen. Arbeitet man nun mit diesem Ziele im Auge, so kann es geschehen, dafs man zufällig einen etwas zu geringen Zusatz giebt und alsdann einen etwas blasigen Stahl erhält. Umgekehrt wird Jemand, welcher lediglich darnach strebt, dichte Abgüsse zu erhalten, ohne Rücksicht auf ihre sonstige Beschaffenheit zu nehmen, seinem Stahl einen Siliciumzusatz geben, welcher in jedem Falle aus reicht, ihn dicht zu machen; und wenn dann etwas mehr Silicium in dem Metall zurückbleibt, als er erwartet hatte, so werden zwar seine Gufs- stücke schön glatt und dicht sein, aber freilich auch spröde und geringwerthiger als diejenigen mit Blasenräumen. Sind derartige Abgüsse zum Ersatz von Eisengufsstücken bestimmt, welche zerbrochen waren, werden sie in der Regel sich gut genug erweisen; hatte man aber auf gute, zähe Gufsstücke für neue Anlagen gerechnet, wird man leicht einen Mifserfolg haben.“ Welchen Gehalt an Silicium und Mangan die Abgüsse besitzen dürfen, wird nicht angegeben. Den hier gegebenen früheren Mittheilungen (»Stahl und Eisen« 1891, Seite 457) zufolge geht der Siliciumgehalt in gut bewährten Gufsstücken selten über 0,30 % , der Mangangehalt selten über 0,80 % hinaus, und als zulässige äufserste Grenzwerthe in Gufsstücken mit einem Kohlenstoffgehalt von 0,5 % wurden 0,60 % Silicium und 1,20 % Mangan bezeichnet. Die Ziffern sind ziemlich hoch; und wenn man sie als Richtschnur an nehmen will, würde dem Giefser ein ausreichend weiter Spielraum für die Menge des Zusatzes bleiben, ohne dafs er fürchten müfste, zuviel zu thun. „Eine andere Klage betrifft die Anwesenheit von Schwindungshohlräumen im Innern schwerer Gufsstücke, welche bei deren Bearbeitung gefunden werden. Die Klage ist jedenfalls begründet; aber Viele denken bei dem Entwerfen von Stahlgufs- stücken nicht an die starke Schwindung des Stahls und zeichnen die Gufsstücke gerade so, als wenn sie aus Gufseisen gefertigt werden sollten. Ein Eisengiefser kann stets heifses Metall zum Nach- giefsen vom Cupolofen erhalten, so lange das Saugen währt; der Stahlgiefser sticht das ganze Metall aus seinem Ofen mit einemmal ab, und deshalb ist es nothwendig, das Gufsstück so zu zeichnen und den verlorenen Kopf so anzubringen, dafs Nachgiefsen nicht erforderlich ist. Die Ab kühlung eines solchen Gufsstücks mufs, wenn es dicht werden soll, von unten her beginnen, und der Kopf mufs ganz zuletzt starr werden. Mit anderen Worten, jedes Theil des Abgusses mufs vom Kopfe her flüssiges Metall erhalten können, bis es erstarrt ist. Deshalb müssen die dickeren Theile beim Gufs sich zu oberst befinden und auf ihnen der Kopf angebracht werden; und die Nothwendigkeit, die Gegenstände so zu zeichnen, dafs dieser Bedingung genügt werden könne, ist gröfser als bei Gufseisengegenständen, da manche der letzteren in Fällen, wo Stahlgüsse gänzlich unbrauchbar werden können, kaum einen Schwin- dungshohlraum aufweisen werden. Fernerhin ergiebt sich hieraus, dafs der Querschnitt des verlorenen Kopfs gröfser sein mufs, als der Quer schnitt irgend einer Stelle des Abgusses, damit ersterer flüssig bleibt, bis das Metall im Abgufs völlig starr geworden ist. Die besten Ergebnisse erhält man, wenn alle Thejle des Abgusses nahezu gleich stark sind; nicht allein ist in solchen Fällen die Gefahr für die Entstehung von Schwin dungshohlräumen nur gering, sondern der Abgufs wird auch am leichtesten seine Form beibehalten, ohne sich zu werfen.“ Diese Angaben sind unzweifelhaft richtig und dürften schon ziemlich allgemein bekannt gewesen sein. Professor Howe wies in der auf den Vor trag folgenden Besprechung auf den Nutzen hin, welchen die Anwendung eines zur Weifsgluth erhitzten Aufsatzes auf die eigentliche Gufsform — als Gufsform für den verlorenen Kopf — zu gewähren vermag. Das Metall im Kopfe wird da durch länger flüssig erhalten und der Kopf dem nach leichter befähigt, seine eigentliche Aufgabe zu erfüllen. Der Vortragende erwiderte jedoch — und zwar wohl nicht ganz mit Unrecht — dafs das Mittel zwar an und für sich recht gut sei, die Anwendung aber grofse Schwierigkeiten haben würde, wenn man aus der nämlichen Pfanne eine gröfsere Zahl verschiedener Gufsformen abzu- giefsen hat. „Ein anderer und zwar sehr schlimmer Uebel stand ist die Neigung der Abgüsse, beim Abkühlen zu reifsen. Die Risse entstehen, wenn der Stahl