Volltext Seite (XML)
Die Kohlenfunde bei Dover. Professor Boyd-Dawkins hielt kürzlich einen Vortrag in der Manchester Geological Society »über die weiteren Kohlenfunde bei Dover und deren Finflufs auf die Kohlenfrage«.* Nach seinen Angaben wurden bisher 9 Flötze erbohrt, das erste Kohlenflötz fand man in einer Tiefe von 1140 engl. Fufs = 347,5 m ; und hatte eine Mächtigkeit von 761 mm. Das folgende Flötz wurde bei 375,5 m erreicht und war 610 mm mächtig. Das dritte, gleichfalls 610 mm dicke, mächtige Flötz wurde bei 390 m, das vierte (380 mm) bei 400,5 m, das fünfte (300 mm) bei 437,3 m, das sechste (760 mm) bei 444,7 m, das siebente (685 mm) bei 492 m, das achte (760 mm) bei 551,5 m, das neunte, das letzte bis jetzt erbaute Flötz, ist 508 mm mächtig und wurde in einer Tiefe von 571,9 m angetroffen. Der Vortragende ist der Ansicht, dafs aller Wahr scheinlichkeit nach, je tiefer man die kohlenführen len Schichten durchbohren, man desto mehr Kohle finden wird, so wie es bei dem belgischen Vorkommen der Fall ist. Die oben erwähnten Flötze gleichen auch hin sichtlich ihrer geringen Mächtigkeit jenen von Nord frankreich und Belgien und es kann kein Zweifel obwalten, dafs sie die Fortsetzung des belgischen Kohlenfeldes darstellen und früher mit demselben in Zusammenhang standen. Addirt man die Mächtigkeiten der einzelnen Flötze, so erhält man eine Gesammtstärke von 51/4 m, während das ganze Kohlengebirge an dieser Stelle eine Mächtig keit von 2321/2 m besitzt Es ist übrigens höchst wahrscheinlich, dafs sich die Kohlenformation in öst licher Richtung gegen Calais fortselzt, während ihre westliche Verlängerung erst festgestellt werden mufs. Was die Teufe der anzulegenden Schächte an belangt, so ist der Vortragende der Ansicht, dafs Tiefen bis zu 5791/2 m noch vollständig innerhalb der abbauwürdigen Grenze stehen, und ist es ja eine bekannte Thatsache, dafs in Lancashire verschiedene Kohlengruben bis zu viel gröfserer Tiefe betrieben werden, wie z. B. die „Ashton Moss Pit“ mit 9421/2 m, während man in Belgien (Charleroi) eine Tiefe bis zu 1040,6 m erreicht hat und Jahr für Jahr noch tiefer hinabdringt. Hinsichtlich der Qualität der bei Dover ge fundenen Kohle bemerkt Redner, dafs die bisher gewonnenen Proben auf gute, langflammige Kohle schliefsen lassen. Im Anschlufs an die vorstehenden Mittheilungen wollen wir bemerken, dafs bereits vor zwanzig Jahren Godwin-Austen das Vorhandensein des nunmehr thatsächlich nachgewiesenen Kohlenvorkommens im südlichen England vermuthete, indem er dabei die Meinung vertrat, die Schichten der productiven Stein kohlenformation, die unter dem Kalk von Therouanne in Nordfrankreich verschwinden würden, in der Fort setzung der Streichungslinie unter der Kreidedecke von Calais wieder auftreten und sich bis zum Bristoler Kohlenfelde verfolgen lassen. Schon 1873 führte man daher in Südengland Bohrungen bis zu einer Tiefe von 550 m aus, die jedoch ohne Erfolg blieben. Andere Bohrungen, z. B. bei Crossness im Süden der Themse (bis zu einer Tiefe von 310 m), blieben gleichfalls erfolglos.** Auch Hull nahm in seinem Werke »The Coal Fields of Great Britain« an, dafs im südlichen England zwei getrennte Kohlenfelder bestehen könnten, nämlich ein nördliches, welches eine östliche Fortsetzung des * Vgl. die Mittheilung: „Kohlenfunde in Kent“ in j »Stahl und Eisen« 1890, Nr. 3, 376. ** Vgl. Prof. Franz Toula: »Die Steinkohlen«, Wien 1888, S. 25. Süd-Wales-Beckens sein mag, und ein südliches, das etwa mit den Kohlenfeldern von Bristol in Verbindung gebracht werden und sich möglicherweise südlich von der Themse bis gegen Dover ziehen könnte und als eine Fortsetzung des belgisch-französischen Kohlen beckens zu betrachten sei. Englands Kohlengewerbe. Angesichts der lebhaften Besprechung, welche infolge des grofsen Ausstandes der englischen Kohlen arbeiter die Oeffentlichkeit augenblicklich beherrscht, sind ohne Zweifel folgende in vergangener Woche durch die Grubeninspectoren veröffentlichten Angaben von allgemeinem Interesse. Hiernach betrug im ver flossenen Jahr die Gesammtkohlenförderung des Ver. Königreichs 1884 467 000 metr. Tonnen, von den Hauptkohlenfeldern waren daran betheiligt mit 21 812 000 metr. Tonnen Süd-Durham . Nord- „ Northumberland Yorkshire . . Lancashire 8 472 000 , 9 479 000 „ 23 159 000 , 23 086 000 „ Die Zahl der Kohlengrubenarbeiter hatte sich von 563 735 im Jahre 1889 auf 648 450 in 1891 vermehrt. Während im Jahre 1889 die durchschnittliche Leistung pro Kopf noch 341 t war, sank sie in 1890 auf 322 und in 1891 auf 310 t, oder von 1889 bis 1891 um über 9 %. (Nach den bei uns angestellten vorläufigen Ermittlungen betrug in Preufsen die Steinkohlen förderung 67 528 311 t und die an Braunkohlen 16 818 845 t im Jahre 1891, wobei 233 308 bezw. 26 536 Arbeiter beschäftigt waren.) Einfuhr schwedischen Erzes nach Deutschland. Zufolge der Mittheilungen des Kaiser!. Statistischen Amts war die Einfuhr an Erzen aus Schweden und Norwegen* im Jahre 1891 81686 t. Demgegenüber erfahren wir aus zuverlässiger Quelle, dafs in genanntem Zeitraum die Abladungen von G r ä ng es b erg-Erz allein annähernd die nach folgenden Mengen betragen haben: 1. über Rotterdam nach den rheinisch ¬ westfälischen Hochöfen . . .62 6891 2. über Stettin nach den oberschlesischen Hochöfen 85 941 t d. h. insgesammt 148 630 t Es ist anzunehmen, dafs der gröfsere Theil der über Rotterdam eingeführten schwedischen Erze in der genannten Statistik als aus Holland stammend angeführt ist. Schwedisches Eisenerz. Das schwedische Parlament hat eine Ausgabe- Erlaubnifs von 3080000 bewilligt, um die Eisen bahnlinie Gellivare-Lulea derartig zu vervoll kommnen, dafs der Versand von Eisenerz künftighin in verstärktem Mafse bewerkstelligt werden kann. Diese Eisenbahn, welche ganz besonders für Eisenerz beförderung bestimmt ist, war vor einigen Jahren vom Staate für den Preis von etwa 8 Millionen an gekauft worden ; die Zuwendung obiger bedeutenden Summe zeigt jedenfalls, dafs man von der grofsen Zukunft des schwedischen Eisenerzes vermöge seines reichen Eisengehalts und seiner leichten Schmelzbar keit in den Kreisen der schwedischen Gesetzgeber überzeugt ist. (»Kölnische Zeitung.«) * Vgl. »Stahl und Eisen«, Seite 244.