Volltext Seite (XML)
Nr. 8. „STAHL UND EISEN.* April 1892. 370 Es wurde daher der letzte grofse Satz in zwei Theilen und diese ganz anstandslos einge bracht, sie erforderten jedoch schwere Eisen stangen und kräftige Verbindungen. Beim Giefsen der Blöcke zeigte sich die Er scheinung eines äufserst ruhigen Flusses. Die stürmischen Wallungen nach dem Einfüllen des Materials in die Giefsform, wie sie bei gewöhn lichen Sätzen mitunter stattfinden und auf das Entweichen der Gasblasen zurückzuführen sind, blieben vollständig aus. Die Flüssigkeit blieb stehen, ohne ihren Spiegel zu heben oder Blasen an demselben zu zeigen. Nur bei I machte eine Giefsform hiervon eine Ausnahme. Um ihre Dichte zu versuchen, wurden ganze Blöcke ge brochen. Die sonst auf der Oberfläche eines Flufseisenblockes nie fehlenden Bläschen fehlten | bei den Aluminiumsätzen gänzlich. Auch die inneren Blasen fehlten, hingegen war der soge nannte Lunger, welcher stets in der Achse des ! Blocks mehr oder weniger ausgebildet ist, auch ■ hier vorhanden. Zerreifsversuche mit Aluminium - Flufseisen- Probestäbchen ergaben, dafs das Material an Festigkeit gewonnen und die Streckgrenze hinauf gerückt war, ohne dafs die Dehnung wesentlich gelitten hatte (vergl. auch die Tabelle S. 368). Ueber weitere Einzelheiten der Aluminiumversuche wird auf die Quelle verwiesen. Es wäre zu wünschen, dafs auch unsere deutschen Werke über ihre Erfahrungen mit der Verwendung von Aluminium bei der Flufseisen- Darstellung etwas mehr als bisher verlauten liefsen. Mehrtens. Bleiverarbeitung in der Bessemerbirne. Von Dr. B. Rösing. Nachdem Bessemer den Beweis erbracht hatte, dafs das von ihm erfundene Verfahren durchführbar sei,, lag der Gedanke nahe, dieses auch für andere Zweige des Hütten wesens nutzbar zu machen. Auffallenderweise ist aber von derartigen Bestrebungen wenig bekannt geworden; aufser den Bemühungen Rittingers, der russischen Ingenieure S e m e n n i k o w, Jossa und Laletin, des Engländers Hollway und des, wie es scheint, etwas erfolgreicheren Fran zosen Manhes, * Kupfer und Nickel nach dem Bessemerschen Verfahren zu gewinnen, ist etwas Hierhergehöriges kaum zu erwähnen. Trotzdem giebt es eine Anzahl hüttenmännischer Arbeiten, welche nach ihren Grundzügen für das Bessemern geeignet sind. Hierfür sind nämlich zwei Haupt bedingungen unter allen Umständen unerläfslich; es mufs sich erstens um einen reinen Oxydations vorgang handeln und derselbe mufs zweitens so viel Wärme liefern, dafs er nicht nur ohne Wärmezufuhr durchführbar ist, sondern dafs auch die unvermeidlichen Verluste durch Strahlung, durch entweichende Gase u. s. w. gedeckt werden. Im Bleihüttenwesen sind drei reine Oxydations- processe sehr häufig auszuführen: die Entfernung von Arsen, Antimon u. dergl. aus dem Werkblei behufs dessen weiterer Ver arbeitung, * Die Redaction bemerkt dazu, dafs nach neueren Miltheilungen in der »Revista minera« 1891, Seite 121 und ff. das Manhes-Verfahren in Jerez-Lanteira ein geführt ist und ihr durch directe Mittheilungen bekannt geworden ist, dafs in Chile ein grofses Kupferwerk ständig und mit gutem Erfolg Kupfer bessemert. die Entfernung von Zink aus dem nach dem Parkesschen Verfahren entsilberten Blei zum Zwecke der Darstellung reinen Kaufbieies, die Oxydation des Bleies im Werkblei zur Gewinnung des darin enthaltenen Silbers, sowie zur Darstellung von Bleiglätte. Die Berechnung des Wärmehaushaltes dieser Processe ergiebt, dafs auch die zweite der beiden obigen Bedingungen erfüllt ist. Zunächst sei, um einen Vergleich zu ermög lichen , der Wärmehaushalt berechnet für den sauren Bessemer-Procefs, wobei folgende Annahmen gemacht seien.* Anfangstemperatur des Eisens 1400 °, End temperatur des Stahls 2000 0 (diese Zahl ist nach neueren Forschungen von Le Chatelier u. A. ** zu hoch angesetzt). Die durchschnittliche Temperatur der entweichenden Gase ist 1400°, es verbrennen 2% Si, 8% Fe, 4% G, — auf die Erhöhung der specifischen Wärme der Gase mit steigender Temperatur ist keine Rücksicht genommen. Wärme-Eingang. 1000 kg Roheisen mit 1400° bei 0,2214 spec. Wärme 310 000 W.-E. 20 „ Silicium mit 7830 C Verbren nungswärme 156 600 „ 40 „ Kohlenstoff mit 2473 C Ver brennungswärme 98920 „ 80 „ Eisen mit 1237 C Verbrennungs wärme 102960 „ (zus. 99 Sauerstoff) Summe 668480 W.-E. * Wedding, Handbuch der Eisenhüttenkunde 3, S. 432 ff. ** Stahl und Eisen 1891, 11, S. 636.