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388 Nr. 8. STAHL UND EISEN.“ April 1892. hierbei viel empfindlicher, indem sie an Bruch dehnung und Arbeitsvermögen wesentlich ver loren. Durch das Bohren wurde die rechnungsmäfsige Festigkeit einer Lamelle gegenüber der ausgebohrten Lamelle um 13 bis 20 % erhöht und zeigten sich in dieser Hinsicht die beiden Flufseisensorten dem Schweifseisen überlegen. Die Werthziffern des Schweifseisens erwiesen sich bei der Be anspruchung nach der Längsfaser wesentlich günstiger als nach der Querfaser. Bei beiden Flufsmetallsorten war der Unterschied hierbei wesentlich geringer, wie dies ja ganz natürlich ist. Das Flufseisen verdient gerade wegen seiner grofsen Gleichartigkeit bei Beanspruchungen nach der Länge und Quere den Namen Homogen- eisen mit Recht, und sein Hauptvorzug gegenüber dem Schweifseisen beruht mit in diesem Verhalten. Die Nietverbindungen zeigten im allgemeinen, dafs die beiden untersuchten Flufseisensorten im Constructions-Verbande dem Schweifseisen unter gleichen Verhältnissen entschieden überlegen sind. Die Biegeproben mit Formeisen im verletzten und unverletzten Zustande ergaben für Tho- mas-Flufseisen vergleichsweise die gün stigsten Ergebnisse. Die Hämmer-, Biege- und Faltungsprobe zeigte die Ueberlegenheit der beiden Flufseisensorten gegenüber dem Schweifseisen in ausgezeichneter Weise. Auch die Schmiedeprobe mit Thomas- und Martineisen führte durchgehends zu tadellosen Ergebnissen. Schlagproben mit Gebrauchsstücken aus Winkel, |- und Zoreseisen aller dreiSorten im verletzten und unverletzten Zustande zeigten ebenfalls sehr befriedigende und gut überein stimmende Ergebnisse und überragte dabei das Thomaseisen seine Mitbewerber hin sichtlich der Aufnahmefähigkeit von Stofs wi rku n ge n. Die Veröffentlichung des von den Professoren Göllner, Vävra und dem Ingenieur Wein gärtner abgefafsten, mit 40 Tafeln und zahl reichen Tabellen ausgestatteten Berichts des böhmischen Ausschusses würde gewifs in weiten Kreisen willkommen sein. Prof. Steiner macht zum Schlufs seines Vortrages noch einige Mittheilungen über seine Kältebiege- und Zerreifsversuche und über Aluminium-Eisen. Ueber die Kälte-Biegeversuche sind die Leser von »Stahl und Eisen« bereits genügend unter richtet. Die wichtigsten Ergebnisse der Kälte- Zerreifsversuche sind in nachstehender Tabelle zusammengestellt. Untersuchung der Temperatur-Einflüsse. Versuche mit Rundstäben von 17 bis 18 mm Durchmesser. Lfd. Nr. Bezeichnung der Probe und des Materials . Entfernung der Marken vor dem Zerreilsen mm Dehnung in % Tem peratur in 0 C. Streck grenze Zug festigkeit Ver minderung des Querschnitts in 0/o 1 Schweifseisen .... 200 18,5 + 18,5 27,1 41,3 48,9 2 200 15,0 — 50 32,8 42,4 51,0 3 Martineisen 200 30,5 + 25 24,8 40,1 62,3 4 » • • • • • 200 30,5 + 25 26,7 41,2 64,0 5 r • • • • * 200 26,0 (?) -23 (?) 26,4 407 61,2 6 200 — -40 (?) 27,2 42,2 62,6 7 200 17,0 — 40,0 31,8 43,7 60,0 8 Thomaseisen 200 30,5 + 25,0 26,2 38,1 69,4 9 200 27,0 + 25,0 (?) 25,4 37,9 69,1 10 200 20 — 50 * 27,3 40,1 67,6 11 n 200 17,0 — 50 32,8 40,9 67,7 12 Aluminis-Thomaseisen . 200 26 + 6 30,0 43,4 66,5 13 n n •' 200 22 - 60 36,5 46,6 64,7 Die Zerreifsproben wurden nach zwei ver schiedenen Arten vorgenommen: „Nach der ersten Methode wurde der gewöhnliche Versuchsstab vor dem Einspannen in einen Sammtbeutel ge bracht; dieser Sammtbeutel, oben und unten mit Schnüren, nicht an der Einspannungsstelle des Stabes, befestigt und, nachdem der Stab ein gespannt war, durch eine in der Mitte angebrachte * Bruch excentrisch. schlauchartige Oeffnung des Sammtbeutels die flüssige Kohlensäure eingelassen, ein Thermometer durch eine zweite kleinere schlauchartige Oeffnung eingebracht. Die Flasche mit flüssiger Kohlen säure wurde bei den im Sommer vorgenommenen Versuchen mit Eis gekühlt, im Winter direct verwendet. Der Zerreifsversuch wurde an demselben Stabe bei den späteren verläfslichen Untersuchungen erst unternommen, nachdem das Probestück durch