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April 1892. „STAHL UND EISEN. Nr. 8. 367 Es wurden ausschliefslich Schienen und Rad reifen in den Monaten vom 1. Januar bis 30. November 1891 erzeugt: °/o der Gesammt- Von der Alpinen Montan- erzeugung Gesellschaft 481 000 23,4 Von derWitkowitz-Montan- Gesellschaft 423 000 20,7 Von d. Böhmischen Werken 731 000 35,6 Von allen übrigen Werken 416 000 20,3 Summa 2 051 000 Die k. k. Statthalterei in Prag hat dann die Sache für Böhmen selbst in die Hand ge nommen und einen aus 6 Professoren der Prager technischen Hochschule und 3 Ingenieuren be stehenden Ausschufs, der unter dem Vorsitz des Oberbaurath v. Scheiner und dessen Stell vertreters Baurath Hartmann über ein Jahr lang, besonders im Werke zu Kladno, eingehende Untersuchungen mit Flufseisen anstellte. Die Professoren Göllner und Vvra führten in Gemeinschaft mit dem Statthalterei-Ingenieur Weingärtner die Versuche nach einem von den Professoren Bukowsky, Göllner, Steiner, Vvra und dem Ingenieur Weingärtner auf gestellten Programm aus. Die Erzeugungsart aller drei Materialien (Schweifseisen, sowie Martin- und Thomaseisen) wurde genau überwacht und ihre Eigenthümlich- keiten aufgezeichnet, besonders die Art und Menge der Rohstoffe, die Windmenge zum Durchblasen eines Thomassatzes und die Dauer seiner Perioden, die Herstellung und Beschaffenheit des Flufsmetalls vom Gufs der Blöcke bis zu deren endlicher Formgebung im Walzwerk. Sämmtliche Probe stücke wurden mit einem amtlichen Stempel gezeichnet. Die einzelnen Zerreifsversuche wurden mit schmalen und breiten Zugstäben vorgenommen : 1. im Anlieferungszustande; 2. ausgeglüht; 3. gehärtet; 4. blauwarm gebogen und gerade gerichtet; 5. ausgeglüht und wieder gehärtet; 6. blau angelassen; 7. gehämmert; 8. ungehobelt und 9. abgehobelt. Ferner wurden gebohrte, gestanzte Stäbe, gestanzte und nachher ausge riebene Stäbe, Stäbe mit eingeführten Nieten, geschweifste, im blau warmen Zustande gebogene und gerade gerichtete und im kalten Zustande gebogene und gerade gerichtete Probestäbe zer rissen. Es wurden auch Versuche mit einzelnen Niet verbindungen der drei Eisensorten gemacht, der art, dafs nicht nur der befestigte Stab, sondern auch die Gurte, an denen er vernietet war, bestimmten Spannungen ausgesetzt wurden. Da neben kamen aufserdem noch statische, Biege proben, Hämmerproben mit Streifen und Winkel eisen, Schmiedeproben, Schlagversuche mit fertigen Gebrauchsstücken u. s. w. zur Durchführung. Das Endergebnifs der Versuche gipfelte in dem einstimmig gefafsten Beschlufs, dafs alle drei Materialien für Brücken bau zwecke ge eignet erscheinen, insbesondere Martin- und Thomaseisen der untersuchten Art sich als völlig gleichwerthig erwiesen h a ben. Dies Endergebnifs überrascht den Schreiber dieser Zeilen nur insofern, als es ziemlich im Gegensatz zu den vom Oesterr. Ingenieur- und Architekten-Verein erzielten Ergebnissen steht, die bekanntlich zur Folge gehabt haben, dafs das Thomaseisen von der Oesterreichischen Staats bahnverwaltung vorläufig im Brückenbau ausge schlossen worden ist. Für die Leser von »Stahl und Eisen« bieten die vom böhmischen Ausschufs erzielten Ergeb nisse ihrer Untersuchung, soweit sie Prof. Steiner mitgetheilt hat, im allgemeinen wenig Neues. Die Ergebnisse werden jedoch nachstehend im Auszuge mitgetheilt, da sie immerhin dazu bei tragen, die Flufseisenfrage mehr zu klären. Das Kopfende eines Blockes erwies sich bei beiden Flufseisensorten fester und weniger dehn bar, als das Fufsende. Bei beiden Flufseisen sorten besafsen die zuletzt gegossenen Blöcke eines Satzes eine gröfsere Festigkeit und Härte als die ersteren; hingegen erwies sich die Festig- ' keit, Dehnung, Einschnürung und Arbeitsfähig- I keit des Materials beider Walzenden eines Stückes nahezu gleich. Die Unterschiede in der chemi schen Zusammensetzung der einzelnen Blöcke waren vergleichsweise verschwindend. Das Schweifseisen wurde durch Ausglühen in seinem Festigkeitsverhältnifs wenig verändert. Dieselbe Erscheinung traf für Thomas- und Martinflufseisen im allgemeinen ein, doch wurde die Bruchdehnung für alle drei Materialien in den meisten Fällen vergröfsert; sie halten im allgemeinen auf die Festigkeit der drei Eisensorlen einen mäfsigen Einflufs, eine gesetzmäfsige Aenderung wurde nicht ermittelt, hingegen hatte das Härten auf alle drei Materialsorten einen wesentlichen Ein flufs. Es wurde dadurch die Elasticitätsgrenze und Festigkeit gehoben und die Bruchdehnung sowie das Arbeitsvermögen geschmälert. Schweifs eisen war mäfsig härtbar; die beiden Flufseisen sorten erwiesen sich beim Härten sehr empfind lich. Das Material der letzten Blöcke eines Satzes überragte in dieser Hinsicht entschieden das Material der ersten Blöcke. Schweifseisen war sehr gut, Thomaseisen schwieriger schweifsbar; bei Marlineisen brachte die Schweifsarbeit eine ungünstige Veränderung der Bruchdehnung und Arbeitsfestigkeit mit sich. Beide Flufseisensorten wurden hierdurch versteift, kurzbrüchig. Der blauwarme Zustand war für alle Materialien der ungünstigste, weil er eine aufserordentliche Versteifung und Kurzbrüchigkeit des Materials herbeiführte. Im wiederholt kalt abgebogenen und kalt abgehämmerten Zustande zeigte das | Schweifseisen eine Erhöhung der Elasticitätsgrenze und Festigkeit. Die beiden Flufseisensorten waren