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362 Nr. 8. STAHL UND EISEN. April 1892. Im Süden Chiles sind bei Concepcion und im Departement Lautaro alle die Küstenberge bedeckenden Wälder behufs Gewinnung von Zimmerungsholz für die Kohlenminen von Lota, Coroel, Carampangue u. s. w. abgeholzt worden, und nur von der Provinz Aranco an sind die Berge vollständig bewaldet. Die am häufigsten in dieser Region vorkommenden Bäume sind der rauli (Fagus procera), der laurel (Laurelia aro- matica und andere Arten), der roble (pellin, Fagus obliqua), derqueule(Adenostemum nitidum), der ulmo oder muermo (Eucryphia cordifolia). Die Kohle vom ulmo ist ausgezeichnet gut und verdient die Aufmerksamkeit der Hüttenleute. In Lebu wird die fanega (ungefähr 20 kg) der selben zu 50 Cent, verkauft. Der tique liefert ebenfalls gute Kohlen für den Hausgebrauch. Die Kohle vom linguc (Persea lingue), der ein gutes Werk- und Brennholz liefert, ist etwas geringer und sprüht viele Funken, aber seine in allen Gerbereien des Landes gebrauchte Rinde bildet im ganzen Süden Chiles einen wichtigen Handelsartikel; in Lebu kostetderCentnerdavon 1 8. Ohne Furcht vor Irrthum kann man versichern, dafs im Süden Chiles, leicht auszubeuten und für lange Jahre aushaltend, unendliche Holz quellen vorkommen, welche vortheilhaftes Brenn material zum Hüttenbetriebe liefern können. Von Norden nach Süden gehend sind folgende Kohlengruben zu erwähnen: Coliumo (Bai von Dichato) nördlich von Tome, Hrn. G. M. Chaves gehörend, Cerro Verde bei Penco, (A. Kaiser), seit 6 Jahren im Betriebe; Buen Retiro, (Familie Gousifio), Boca Maule, (Federico Schwager); die alten Bergbaue von Puchoco, Delano, 1880 vom Meere überschwemmt und verloren; Coronel, auch Puchoco genannt, der Familie Rojas gehörig; dann folgen alte verlassene Minen hinter Coronel Lota und Playa Negra (überschwemmt). Die wichtigsten Gruben sind die von Lota, im Besitze der Familie Cousino, Carampangue, Actien- gesellschaft Aranco, und Lebu, Maximiäno, Erräzuriz. In Lota kostet gegenwärtig die Tonne Kohlen 10 $, in Valparaiso 13 $; vor einigen Jahren kostete sie in Lota nur 5 $. Die Fabrication von Koks wird nur in den Gasfabriken betrieben; in besonderen Oefen ist sie bis jetzt nicht gelungen, aber die Lösung des Problems scheint nicht unmöglich zu sein. Durchschnittlich werden in Valparaiso im Jahre 13 000 000 kg Kohle verkokt, welche 8 060 000 kg Koks ergeben; 30 % davon werden in der Fabrik verbraucht, so dafs 5 642 000 kg verkäuflich bleiben. Von diesen sind 60 % Koks 1. Klasse 3 385 200 kg ä 20 $ für 1000 kg 10 % „ 2. „ 564 200 , „12, , 1000 „ 30 % » 3. » 1 692 600 » » 6 » » 1000 » 1 t Braunkohle giebt ungefähr 40 1 Theer, es werden somit jährlich 520 000 1 gewonnen und ein Liter zu 2 Cent, verkauft; das Harz verkauft die Fabrik zu 3 1/2 Cent. pr. Kilogramm. Im Mittel liefert eineTonne chilenischer Kohle 2,30 cbm Gas. — Vorstehende Angaben stammen von Andres J. Wallace, Ingenieur der Gasfabrik von Valparaiso. Feuerfeste Materialien und Zuschläge. Die feuerbeständigen Thone (tofo) und der Quarz, welche bei den Schmelzöfen ge braucht werden, kosten ungefähr, je nach der Ent fernung vom Gewinnungsorte, 5 bis 6 $ pr. Tonne. Der Kalk schliefslich kostet im Mittel 0,50 bis 1 $ der Centner von 46 kg. Von Lebu gelangt man auf dem Dampfschiffe in kaum 16 Stunden nach Corral, dem Hafen der Provinz Valdivia, der, mit Resten spanischer Festungswerke versehen, gegen die Nord- und Südwinde geschützt, in einer Bai liegt, in welche der Flufs Valdivia — aus den Flüssen Calle-Calle, Cruces und deren Nebenflüssen gebildet — in zwei Armen mündet. Der Hafen ist zwar etwas beschränkt, aber sehr bequem zum Laden und Löschen der Schiffe. (Die eingehende Beschreibung von Valdivia und Umgegend, der daselbst vorkommenden Baumarten, der Reise nach den Innern, la Union, Osorno und Puerto Montt, glauben wir über schlagen zu dürfen.) Schlulsfolgerungen. Nachdem unser Gewährsmann Vattier noch eine ausführliche Beschreibung der angeführten Gruben hat folgen lassen, gelangt er zu dem folgenden Schlüsse: „Sicherlich findet man jetzt schon — und später wird dies noch viel mehr der Fall sein — in Chile in reichlicher Menge und unter günstigen Förderungs- und Transportverhältnissen, alle Arten von Eisen- und Manganerzen, sowie die ver schiedenen Flufsmittel und feuerbeständigen Materialien zum erfolgreichen Betrieb von Eisen hüttenwerken.“ Was den Verbrauch von Gufseisen-, Eisen- und Stahlwaaren in Chile betrifft, so wird man ohne Uebertreibung wohl einen solchen von 30 000 t jährlich annehmen können. Das Eisen wird täglich mehr angewendet und ersetzt mehr und mehr das Holz; grofse industrielle Unter nehmungen erfordern ungeheure Mengen dieses Metalls. Zu diesem Verbrauche im eigenen Lände tritt noch die stetig zunehmende Ausfuhr aller Eisenartikel der ganzen Westküste entlang, von Valparaiso bis Panama. Einer der grofsen Vor theile der Errichtung von Hütten- und Walzwerken, Maschinenfabriken u. s. w. im Lande würde darin bestehen, alle diese Artikel dem Publikum zu unveränderlichem Preise und in hinreichendem Vorrathe für den laufenden Verbrauch darbieten zu können. Unter den jetzigen Verhältnissen sind diese Preise sehr veränderlich: heute kostet