Volltext Seite (XML)
Die Zukunft der Eisengewinnung Chiles. Die Schlachten, welche dem Bruderkampf in Chile ein Ende bereitet und dem schwer ge prüften Staat den Frieden wiedergegeben haben, sind geschlagen, und Aufgabe der Partei, welche obgesiegt hat, ist es nun, dafür zu sorgen, dafs die frischen Wunden geheilt und die inneren Zwistigkeiten beigelegt werden und dafs die Republik bald wieder zu neuer und vermehrter Blüthe gelange. Deutschland, das von auswärtigen Staaten der Regierung zuerst Anerkennung ent gegengebracht hat, hat ein um so lebhafteres Interesse an baldmöglichstem Wiederaufleben des Staats, als wir einerseits stets in regen Be ziehungen zu demselben gestanden haben und als andererseits viele unserer Landsleute dort eine zweite Heimath gefunden haben. Die Hüttenleute interessirt namentlich der bekannte Reichthum des Landes an Mineralien aller Art. Nach der chilenischen Statistik betrug der Werth der Ausfuhr an mineralischen Er zeugnissen aller Art in den Jahren 1888 1889 63 200 000 56 450 000 Pesos*. Der Werth der Ausfuhr war in letzterem Jahr an Kupfer etwa 6 000 000 Pesos (1888) 14 000 000 , „ Silber etwa 5 000 000 " . Golderzen .... . 525 000 . „ Manganerzen ... , 265 000 , , Steinkohle(146000t) „ 1 315 000 „ • Salpeter . 36 000 000 » Diese Zahlen geben einen kleinen Einblick in die Bedeutung des chilenischen Bergbaues. Ehe der letzte Aufstand ausbrach, wandte sich die öffent liche Aufmerksamkeit auch auf Hebung der In dustrie, wobei namentlich eine Nutzbarmachung der ausgedehnten Eisenerzlager des Nordens ins Auge gefafst war. Sind jene Pläne durch den Krieg ins Stocken gerathen und ist einstweilen nicht zu übersehen, wann sie wieder aufgenommen werden, so glauben wir doch nunmehr den richti gen Zeitpunkt gekommen, um aus einem aus führlichen Gutachten, das der französische Berg ingenieur Charles Vattier s. Z. an die Re gierung von Chile erstattet hat und das wir der Freundlichkeit des Consulats der chilenischen Republik in Leipzig verdanken, das Wichtigste über die Eisen- und Manganerze sowie die Brenn stoffe des Landes auszüglich mitzutheilen. Geologischer Bau. Im geologischen Baue Chiles sind 3 Re gionen zu unterscheiden. Von der Küste des Stillen Meeres bis zu den Gipfeln der Cordilleren der Anden treten zwei parallele Gebirgsketten * Die Münzeinheit ist der Peso im Werth von etwa 4 «. auf: im Westen die Küstencordillere, und im Osten die wahren Anden, beide in der Richtung von Norden nach Süden laufend. Die Küsten cordillere besteht aus krystallinischen Gesteinen, (Granit, Diorit, Syenit u. s. w.), und Schiefer (Glimmer- Thonschiefer u. s. w.), während die eigentlichen Anden (cordillera de los Andes) ge schichtete Gesteine verschiedener Epochen, zeigen u. a. die an Versteinerungen reiche Juraformation, welche bald auf vielleicht zu der Trias gehören den geschichteten Gebilden, bald auf metamor- phosirten Gesteinen ruht; erstere lagern auf erup tiven Felsen, welche zur Zeit des Diorites gehoben wurden, und anderen denen der Küstencordillere analogen. An der Grenze dieser Bodenbildungen, hauptsächlich nach den Juraschichten hin, sieht man die Contactlinie der beiden Formationen; die beiden Ketten sind ungefähr 2 Grade von einander entfernt (Domeyko). Diese Contactlinie zeigt sich in wechselnder Entfernung von der Küste, welcher sie sich am Nordende Chiles bis auf wenige Kilometer nähert (z. B. bei Huantajaya in der Nähe von Iquique). Die erwähnten drei Regionen sind die folgenden: 1. Die zwischen der Küste und der Gontact- linie gelegene. Die einschliefsenden Gesteine sind im allgemeinen granitische, dioritische, syenitischeu. s. w., auch linden sich grüne Por phyre mit Epidotflecken. Hier befinden sich die wichtigsten Lager von Eisenerzen ; die Gänge sind reicher, reiner und beständiger, als in den anderen Regionen. Unter diesen Eisenerzlagern (auch Mangan findet sich hier) sind zu erwähnen: die von Mejil- Iones (einige Kilometer von der Küste entfernt), Antofagasta, Taltal, Chaaral, Caldera, Huasco und besonders jene von Totoralilio und Coquimbo sowie die bei dem Hafen Los Vilos und die in jüngster Zeit im Süden bei Lebu entdeckten. In dieser Region befinden sich auch die grofsen Lager stätten der Kupfer- und Golderze und die Ab lagerungen von Caolin. 2. Die zweite Region umfafst die Juraforma tion, liegt östlich von der ersten, erstreckt sich bis zu einer gewissen Höhe in der Gordillere, und. kommt im Norden der Küste sehr nahe. Die einschliefsenden Gesteine (Nebengesteine) sind Kalk, Mergel, Baryt und Gips; sie lagern in übereinstimmenden thonigen, compacten und por- phyrigen Schichten. Lagerstätten von Eisen- und Manganerzen findet man auch bei Sierra Gorda, Zuncal, Tierra Amarilla, grofse eisenhaltige Gänge bei Tres Puntas (Atacama); Lager von Manganoxyden kommen an verschiedenen Stellen der Provinz Coquimbo vor; eisen- und mangan-